26.07.2010 21:59

Brachmann: „Der Aufstieg kommt mir zu früh“

Unter seiner Regie stehen die Handball-Damen vom TC Hameln kurz vorm direkten Wiederaufstieg in die Landesliga
Matthias Brachmann TC Hameln Handball AWesA
Matthias Brachmann übernahm vor zwei Jahren das Kommando auf der Trainerbank des TC Hameln. Nach dem glanzlosen Abstieg aus der Landesliga in der Vorsaison, dominieren seine Spielerinnen nun die WSL-Oberliga und stehen kurz vor dem direkten Wiederaufstieg. AWesA sprach mit Brachmann über die aktuelle Saison, Erwartungen, Ziele und sonstige Aufgaben im Verein.

AWesA: Matthias Brachmann, Du trainierst beim TC Hameln zurzeit sehr erfolgreich die Damen-Mannschaft. Das ist aber nicht Deine einzige Beschäftigung im Verein. Wo liegen Deine weiteren Aufgabenfelder?
Matthias Brachmann: „Ich bin beim TC Hameln hauptberuflich für den Bereich Kinderturnen eingestellt worden. Speziell für ein großes Projekt, was wir dort seit einiger Zeit praktizieren, die Vorbereitung von Vorschulkindern auf die Grundschule und die Begleitung der Kinder in der ersten und zweiten Klasse, mit einer zusätzlichen Sportstunde. Dazu kommt noch die Betreuung der dritten und vierten Klassen in Form einer Handball-AG.

AWesA: Seit wann arbeitest Du hauptberuflich für den Verein und in welchem Stadium befindet sich Euer Projekt?
Brachmann: „Ich bin dort seit zwei Jahren aktiv. Das Ganze ist also noch in der Aufbauphase. Wir erleben aber schon einen regen Zulauf und großes Interesse bei den Schulen und Kindergärten, die unser Angebot nutzen. Momentan sind wir dabei die Finanzierungsmöglichkeiten auszuloten, die wir für diese Arbeit brauchen, da die Zuschüsse von der Stadt leider begrenzt sind."

AWesA: Das hört sich alles sehr  jung und modern an. Bei vielen Menschen hat der TC Hameln aber den Ruf eines “Alte-Leute-Vereins“. Wie könnt und wollt Ihr dieses Image ablegen?
Brachmann: „Zum einen muss ich sagen, dass es gerade alte Leute waren, die auf die Idee gekommen sind mich zu verpflichten, die also aufmerksam geworden sind und gesagt haben, da ist einer mit der Ausbildung für den  Kinderbereich. Der Herr Dr. Kurbjuhn, aus medizinischer Sicht und Wolfram Wittkopp als Kassenwart, der dann zugestimmt hat, dass das Projekt auch finanziell mal tragbar ist. Die beiden hatten also die Idee, den Kindern so etwas Positives näher zu bringen und das in Form eines präventivorientierten Sportunterrichts. Für die Außendarstellung des TC Hameln ist natürlich auch der Handball wichtig. Deshalb versuchen wir den Verein wieder so zu verjüngen und so aufzubauen, dass wir da nach außen hin eine Präsenz zeigen können. Darüberhinaus haben wir unseren Internetauftritt ausgebaut. Ein Kollege von mir kümmert sich intensiv darum. Auch der Weg über Euch, über AWesA, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Wir sind dabei uns verstärkt am Gesundheitssport zu orientieren, weil das die Zukunft der Vereine ist. Wir haben unser Angebot also schon vom einfachen Turnen und klassischen Reckturnen in die Richtung orientiert, dass wir versuchen den Bedarf abzudecken, der immer größer wird. Dazu haben wir seit zwei Jahren auch eine Fußballsparte. Das schiebe ich mit an. Fußball aber in einer anderen Art. Nicht in dieser leistungsorientierten Schiene, sondern mehr mit dem integrativen Hintergrund, um die Kinder von der Straße zu holen. Da sind wir in unserer Öffentlichkeitsarbeit aber noch nicht so weit, dass das alle verstehen. Dazu kommt, dass wir hier von wenigen Medienunternehmen abhängig sind, die häufig kein großes Interesse zeigen.“

AWesA: Kommen wir zum Handball.  Momentan dominiert der TC Hameln die WSL-Oberliga der Damen. Ihr habt nach 18 von 20 Saisonspielen 30 Punkte auf dem Konto. Euer direkter Verfolger, der MTV Auhagen, hat 27 Punkte. Wird Euch der direkte Wiederaufstieg in die Landesliga gelingen?
Brachmann: „Das ist durchaus möglich. Aber ich möchte die Trauben noch nicht so hoch hängen. Die vermeintlich schwächeren Gegner sind alle in der Lage auch zu gewinnen. Gerade am vergangenen Wochenende hat Aerzen die ersten beiden Punkte in dieser Saison eingefahren. In dieser Liga ist es so ausgeglichen, jeder kann jeden schlagen. Wenn du eine schwachen Start oder eine schwache Phase im Spiel erwischt, kann das auch nach hinten losgehen.
Für mich persönlich kommt der Aufstieg eigentlich zu früh. Meine Arbeit war, als ich vor vierzehn Monaten die Mannschaft übernommen habe, die Struktur in der Mannschaft zu korrigieren. Das heißt, das Team festigen und den Spaß am Handball wieder zu wecken. In der letzten Saison standen wir doch ziemlich schlecht in der Landesliga und sind mit null Punkten abgestiegen. Wir haben dieses Jahr eigentlich nutzen wollen, um uns zu stabilisieren. Die Ausgeglichenheit der Liga kam uns natürlich entgegen und wir konnten uns von Spiel zu Spiel beweisen und eben auch steigern. Das ist schon ein Vorteil. Aber ob der Aufstieg komplett fest ist… Da bin ich vorsichtig!“

AWesA: Nun habt Ihr erst einmal die lange Osterpause vor Euch. Was machst Du in dieser Zeit, um die Spannung aufrecht zu erhalten?
Brachmann: „Zum einen müssen wir die Zeit nutzen, um verletzungsbedingte Schwächephasen wieder weg zu bekommen. Das heißt, wir machen also auch gesundheitssportorientiertes Training; ich bin gelernter Gesundheitstrainer. Zum anderen müssen wir uns auch ein bisschen erholen von den stressigen Zeiten. Wir hatten ja wirklich von Woche zu Woche immer spannende Spiele. Da war kein Spiel bei, was du so einfach von der Schulter spielst. Und dann werden wir kurz vor Ostern anfangen uns speziell auf die letzten beiden Spiele vorzubereiten. Da geht es dann auch mal ans Taktische.“

AWesA: Du hast vorhin schon angesprochen, dass Eure letzte Saison in der Landesliga fast chaotisch verlaufen ist. Trotz eines Kaders, der besser gewesen sein soll als der aktuelle, wie viele sagen. Sollte Euch der Aufstieg gelingen, wie könnt ihr Euch in der Landesliga halten, was wollt Ihr anders machen?
Brachmann: „Zunächst planen wir fast ohne externe Verstärkungen. Wir haben in diesem Jahr mit Hanna Rochlitz, Nicole Komainda und Lisa-Marie Konradt drei 17-jährige A-Jugend-Spielerinnen eingebaut und integrieren können. Die sind super eingeschlagen und tragen natürlich wesentlich zur Verjüngung der Mannschaft bei. Zum anderen ist es uns gelungen, wieder Spaß am Spiel, und auch am Training, zurück zu gewinnen. Sodass wir viele jüngere Spielerinnen wieder motivieren konnten auch regelmäßig zu trainieren. Zwölf, dreizehn Mädels sind beim Training keine Seltenheit. Bei einem 14er-Kader habe ich fast immer alle an Bord. Wir haben also eine Perspektive für die Zukunft. Und in den Mädels steckt noch viel, viel individuelles Potential, das wir raus kitzeln in den nächsten Jahren. Wir müssen also auch gar nicht so stark auf externe Verstärkungen setzten, sondern können aus eigener Kraft den Landesligaaufstieg schaffen  und können auch den Klassenerhalt erreichen. Wir sind jetzt noch auf der Suche nach Ersatz für zwei ältere Spielerinnen, Marina Jetter und Kerstin Brenke, die Schlüsselpositionen bei uns im Deckungszentrum und an der Kreisläufer-Position besetzen, aber das wird uns auch gelingen. Sie haben uns außerdem signalisiert, dass sie noch einmal ein Jahr dranhängen und uns helfen, diesen Umbau und Umbruch in der Mannschaft zu vollenden. Diesmal gehen wir auch nicht mit Träumen oder Illusionen in die Landesliga, sondern wir wissen, was uns da erwartet und starten dementsprechend auch ganz anders. Weniger euphorisch als in der Vorsaison.“

AWesA: Was ist das langfristiges Ziel des TC Hameln im Handballbereich?
Brachmann: „Eigentlich schon mittelfristig ist es unser Ziel, speziell im weiblichen Bereich, sämtliche Lücken im Jugendbereich zu schließen, dass es uns so gelingt in jeder Altersklasse eine spielfähige Mannschaft auf die Beine zu stellen. Da schließt sich der Kreis zu meiner Arbeit in den Schulen. Langfristig wollen wir zumindest im weiblichen Bereich – im männlichen Bereich ist der VfL Hameln hier nach wie vor dominierend – so aufgestellt sein, in der Landesliga und wenn es möglich ist auch in der Oberliga zu spielen. Aber das ist auch abhängig von vielen Faktoren, wie der Einführung der eingleisigen 2. Liga und die Reduzierung der Regionalligen, da passiert ja einiges. Das heißt da wird sich auch die Qualität der Landesliga zwangsläufig deutlich erhöhen.“

AWesA: Dazu kommt natürlich, dass es mit dem MTV Rohrsen in der Oberliga und der HSG Fuhlen Hessich Oldendorf in der Landesliga schon sehr etablierte Damen-Mannschaften in unserer  Region gibt…
Brachmann: „..das macht die Arbeit natürlich nicht einfacher. Aber wenn man da vernünftig miteinander kooperiert, dann kommt da auch für den Landkreis Hameln-Pyrmont etwas bei heraus. Die Kommunikation muss einfach vorhanden sein. Und man muss auch über die Vereinsgrenzen hinaus gucken und schauen, was im Interesse der Spielerinnen besser ist. Wo kann man sich mehr entwickeln? Und für das Stadtgebiet Hameln ist in meinen Augen eigentlich nur der TC Hameln dazu geeignet im weiblichen Bereich sich richtig gut aufzustellen. Ich halte sowieso eine ganze Menge davon,  die gezielte, leistungsorientierte Arbeit im Jugendbereich aufzuteilen in männlich und weiblich, damit man da erfolgreicher arbeiten kann und die Kompetenzen bündelt.“

AWesA: Matthias Brachmann, wir danken Dir für das Gespräch und wünschen Dir viel Glück und Erfolg für die Zukunft.
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