Interview

„Ich hoffe, dass Hamelns Handball nochmal glanzvollere Zeiten erlebt!“

Vor dem Saisonstart gegen Lehrte: Das AWesA-Interview mit VfL-Top-Shooter Jannis Pille / „Alle Akteure sind dabei, weil ihnen der Verein am Herzen liegt“
Am Samstag startet der VfL Hameln um 19.15 Uhr am Afferder Eintrachtweg gegen den Lehrter SV in die neue Oberliga-Saison. Im AWesA-Interview spricht Top-Shooter Jannis Pille über seine „Blitzheilung“, das neue Zuhause in Afferde, Hamelns Neuzugänge, die Hoffnung auf „glanzvollere Zeiten“ – und warum ihm der VfL am Herzen liegt.

Jannis, Ihr habt eine lange und intensive Vorbereitung absolviert. Wie fällt Dein Fazit dieser ersten Phase aus - und wie groß ist die Vorfreude auf den Saisonstart?
Pille: „Zuerst einmal muss ich sagen, dass die Trainingsbeteiligung in der Vorbereitung wirklich hervorragend war. Wir waren ständig 14 oder mehr Leute und konnten somit immer, wenn Sönke wollte, taktische Dinge im 7 gegen 7 testen. Mit den Testspielen bin ich persönlich nur zum Teil zufrieden. Da war in diesem Jahr viel Licht und Schatten dabei. Auf der einen Seite absolut positive Ergebnisse, wie in Großburgwedel oder am letzten Samstag gegen Emmerthal, wo wir von der Motivation her wirklich top waren und sich das auch auf dem Feld widergespiegelt hat. Auf der anderen Seite beispielsweise das Spiel in Augustdorf, bei dem einfach der nötige Biss gefehlt hat und wir regelrecht blutleer gewirkt haben.
Fazit ist somit, dass wir fit sind und guten Handball auf die Platte bringen können, wenn wir motiviert bei der Sache sind. Aber das sollte zum Saisonstart eigentlich kein Problem sein. Wir sind froh, dass es jetzt wieder los und um Punkte geht.“

Du hast Dich in der Endphase der letzten Spielzeit in Burgdorf schwer am Knie verletzt und stehst trotzdem schon seit einigen Wochen wieder auf der Platte. Wie kam es zu dieser „Blitzheilung“?
„Von einer "Blitzheilung" kann man eigentlich nicht sprechen. Das Kreuzband gehört zu den Bändern, die nach einem Riss nicht von alleine heilen. Dementsprechend muss man, wenn man sich für eine konservative (nicht-operative) Therapie entscheidet, den Verlust des vorderen Kreuzbands durch gezielten Muskelaufbau kompensieren. Damit konnte ich glücklicherweise schon frühzeitig anfangen, da ich relativ wenig Schmerzen im Knie und nur eine geringe Schwellung hatte. Für den Rest hat dann unsere Physiotherapeutin Denise Becher gesorgt, die jede freie Minute genutzt hat, um mit mir an dem Knie zu arbeiten. Da hat sie wirklich großartige Arbeit geleistet - beziehungsweise leistet sie immer noch. Das erklärt vielleicht, warum ich zum Glück schon wieder mitmischen kann.“

Als Top-Shooter des VfL hast Du mit Sicherheit Angebote von anderen Vereinen bekommen und sollst auch vor der letzten Serie eine Offerte aus Lemgo gehabt haben. Warum bist Du dem VfL trotzdem treu geblieben?
„Mit dem VfL ist es wirklich eine sehr spezielle Sache. Wie sehr viele sicherlich wissen, spielen quasi alle bei uns Handball, ohne dadurch Profit zu machen. Alle Akteure sind dabei, weil ihnen der Verein am Herzen liegt, wir eine super homogene Truppe zusammen haben und der Teamgeist extrem hoch ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es viele Mannschaften in Deutschlands Oberligen gibt, die kein Geld bekommen, so viel zusammen unternehmen und trotzdem noch so erfolgreich in ihrer Liga spielen. Und da ich im Moment noch ein duales Studium bei Lenze absolviere und dementsprechend auch beruflich hier in der Region verwurzelt bin, bietet das Spielen beim VfL für mich die Möglichkeit Beruf, Studium und Freunde - von denen dann auch noch einige meiner besten mit mir zusammenspielen - unter einen Hut zu bekommen. Außerdem hoffe ich nach wie vor, dass der Handball in Hameln nochmal glanzvollere Zeiten erlebt als die Oberliga. Und dazu möchte ich meinen Teil beitragen. Aber leider stellt sich immer klarer heraus, dass dazu eben auch Geld und gewisse Rahmenbedingungen gehören. Da würde ich mir wünschen, dass uns die Wirtschaft und auch die Stadt etwas mehr unterstützen.“

Nach dem dritten Platz in der Vorsaison hat sich Euer Kader auf einigen Positionen verändert. Wie stark schätzt Du das Team in der kommenden Serie ein und welcher Neuzugang könnte eine echte Überraschung werden?
„Wie eben bereits angedeutet, schätze ich uns als starke Oberligamannschaft ein. Der Kern der Mannschaft ist zusammen geblieben und wir haben uns in der Breite noch einmal verstärkt. Meiner Meinung nach sind wir nicht schlechter besetzt als in der zweiten Hälfte der Vorsaison. Überraschungen sind natürlich immer schwierig vorauszusagen. Aber von unseren Neuen haben Kevin Hertel und Harald Scherer gerade in den letzten Testspielen und Trainingseinheiten überzeugt. Wenn sie sich weiterhin so entwickeln, werden wir noch viel Freude an ihnen haben.“

Welches Ziel habt Ihr Euch für die am Samstagabend startende Saison gesteckt und welche Teams gehören zu den (Mit-)Favoriten auf die Meisterschaft?
„Natürlich wollen wir wieder oben mit dabei sein und am Ende schauen, was genau für uns herausspringt. Wenn wir es schaffen, dass die jungen und die ganz jungen Leute einen Schritt nach vorne machen und dabei auf einem der ersten drei Plätze landen, ist es für uns sehr positiv gelaufen. Das heißt aber nicht automatisch, dass ein vierter oder fünfter Platz eine komplette Enttäuschung wäre. Gerade weil wir die Spitze der Oberliga etwas breiter einschätzen als letztes Jahr. Zu den Mitfavoriten auf die Meisterschaft zähle ich Northeim und Lehrte. Aber auch Vorsfelde und Absteiger Duderstadt sollte man nicht unterschätzen.“

Nach der Schließung der „Hölle Nord“ habt Ihr nun in Afferde ein neues sportliches Zuhause gefunden. Ist dies aus Deiner Sicht eine gute Lösung?
„Unter den gegebenen Umständen in der Stadt Hameln ist die Halle in Afferde sicherlich die beste Alternative. Nach wie vor vermissen wir trotzdem die Halle Nord, die für uns ja wie ein Wohnzimmer war und in der tatsächlich eine ‚Höllenstimmung’ entstehen konnte, die in der Oberliga Niedersachsen sicherlich Ihresgleichen suchte.“

Mit Lehrte gastiert am Samstag gleich ein Top-Team am Eintrachtweg. Was erwartest Du von der Partie und wie geht die Begegnung aus?
„Ich erwarte ein enges Spitzenspiel zweier Mannschaften auf Augenhöhe. Wenn wir oben mitspielen wollen, müssen wir solche Spiele gerade zu Hause gewinnen. Und das werden wir mit einer kompakten und aggressiven Abwehrarbeit am Samstag auch tun!“

Jannis, wir danken Dir für das Gespräch und wünschen Dir und Deiner Mannschaft für die anstehende Saison viel Glück und Erfolg.