10.07.2015 10:33

Meldung


Oberliga und Nationalelf? Mustafa Azadzoys ganz besondere Geschichte

Am Wochenende läuft er für Uphusen bei Hagens Blitzturnier auf /  Im Finale der Südasienmeisterschaft ebnete er mit seinem 1:0-Treffer gegen Indien den Weg zum ersten Titel Afghanistans
Mustafa Azadzoy TB Uphusen
Mustafa Azadzoy gewann die Südasienmeisterschaft mit der Afghanischen Nationalmannschaft – und wurde zum Helden in seiner Heimat (Quelle: Kreiszeitung).
Es gibt Menschen, denen sieht man auf den ersten Blick nicht unbedingt an, dass sie schon etwas ganz Besonderes geleistet haben. Wie auch? Es steht ihnen ja nicht auf der Stirn. Gerade sportlich gesehen spricht der ein oder andere Stammtischgast sogar schon etablierten Bundesligaspielern ihre Qualitäten ab und das auf der höchsten Ebene des Fußballs. Wie soll man dann erst in der Oberliga auf Spieler treffen, die vielleicht schon etwas ganz Großes geleistet haben? Die ein paar tausend Kilometer weiter Nationalhelden sind? Es gibt sie. Man muss nur ganz genau hinschauen. Mustafa Azadzoy ist so einer. Er wird am Wochenende bei Hagens Blitzturnier mitspielen – für die neue Mannschaft von Trainer Dennis Offermann, den TB Uphusen. Azadzoy ist afghanischer Nationalspieler. Und am 11. September 2013 ist er unsterblich geworden. Im Finale der Südasienmeisterschaft ebnete er mit seinem 1:0-Treffer gegen Indien den Weg zum ersten Titel Afghanistans – und versetzte hunderttausende von Krisen geschüttelte afghanische Bürger in Ekstase. „Es war unglaublich. Der Präsident persönlich hat uns nach dem Finale ein Flugzeug reserviert. Als wir wieder in Afghanistan ankamen und mit dem Bus zum Nationalstadion gefahren sind, um mit unseren Fans zu feiern, haben wir drei Stunden gebraucht. Eigentlich dauert die Fahrt 20 Minuten. Doch die Bürger haben sich so sehr gefreut, dass wir kaum voran gekommen sind. Das war wie der Gewinn einer Weltmeisterschaft“, gerät Azadzoy auch zwei Jahre später noch ins Schwärmen.

Gegen St. Pauli wurde er gescoutet - und in die USA eingeladen

Selbst der Weg zur Nominierung für die Nationalmannschaft war kurios. „Ich habe damals beim VfB Oldenburg gespielt und wurde gegen St. Pauli von einem Hamburger Scout entdeckt. Ich wurde dann gemeinsam mit 200 Afghanen in die USA zum Probetraining eingeladen. Fünf von uns wurden dann wiederum nach Dubai eingeladen und von den fünf wurden zwei genommen. Ich war einer davon“, erinnert sich der 22-Jährige, der nach dem Tor seines Lebens ein paar Angebote erhielt, darunter ein Stipendium in den Vereinigten Staaten. Er entschied sich, in Deutschland zu bleiben – auch aufgrund seines Studiums der Europäischen Wirtschaft und Verwaltung in Bremen. „Nach meinem Studium möchte ich aber ins Ausland und Fußball in Asien spielen“, erzählt Azadzoy: „Leider werde ich mein Studium wohl um ein Jahr verlängern müssen, weil durch die Reisen mit der Nationalmannschaft viel Zeit zum Lernen verloren geht.“ Im „Alltagsgeschäft Oberliga“ zählt er zu den Leistungsträgern der Uphuser. Offermann hat den zuvor wechselwilligen Mittelfeldspieler zum Verbleib bewegt. „Dennis ist ein extrem kompetenter Trainer, ich war nach der ersten Ansprache voll überzeugt. Man merkt, dass er selbst Profi war. Mir ist es wichtig, dass ein Coach nicht nur theoretische Konzepte hat, sondern auch praktische Erfahrung.“ Jetzt will Azadzoy vor allem eines: gewinnen. „Ich will unter die ersten fünf Plätze. Wir haben eine starke Mannschaft und wollen einfach so viele Spiele wie möglich gewinnen.“ Der Grundstein für eine erfolgreiche Saison wird aktuell gelegt. „Die Vorbereitung ist echt hart. Das muss sie aber auch, sonst wäre es keine gute Vorbereitung“, stellt sich einer der wenigen Männer, die hunderttausende Menschen bewegt haben, auch den Herausforderungen des ganz normalen Amateurkickers.
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