26.07.2010 22:16

Preußen-Trainer Kiene: „Mourinhos Arbeits ist beeindruckend!“

Der 07-Coach hat den Hamelner Traditionsverein überraschend in die Oberliga geführt
Alexander Kiene Preußen Hameln 07 AWesA
Alexander Kiene ist seit 2007 Trainer bei Preußen Hameln 07. Gleich in seiner ersten Saison schaffte der 29-Jährige mit dem Hamelner Traditionsverein den Aufsteig von der Bezirksoberliga in die Oberliga. AWesA-Praktikant Pascal Mengerßen sprach mit Kiene im Interview der Woche über die aktuelle Saison, Erwartungen und Ziele.

AWesA: Preußen Hameln 07 steht momentan auf dem elften Tabellenplatz und hat sechs Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz. Zudem steht das Team sogar auf Platz eins der Jahrestabelle 2009. Hätten Sie gedacht, dass sie nach dem Rückrundenstart so gut dastehen?
Alexander Kiene: „Uns war nach dem Aufstieg klar, der für viele ja auch überraschend kam, dass wir vom ersten Spieltag gegen den Abstieg kämpfen würden. Die Liga nahm durch die Absteiger Oldenburg, Meppen und Nordhorn qualitativ an Stärke zu. Das erschwert natürlich auch unser klares Ziel: Den Klassenerhalt. Ich denke, wir haben einen ordentlichen Anfang gehabt, dann aber im Herbst durch vereinsinterne Probleme und auch Verletzungen Spiele verloren. Dieses Jahr sind wir verheißungsvoll gestartet und haben auch schon gegen Bavenstedt den ein oder anderen guten Ansatz gezeigt. Gegen Lingen und Osnabrück haben wir uns dann sechs wichtige Punkte im Abstiegskampf gesichert und somit einen sehr wichtigen Schritt in Richtung Klassenerhalt gemacht. Vom Klassenerhalt bin ich fest überzeugt.“

AWesA: Haben Sie sich, als Sie zu 07 kamen, erträumt, dass Sie nach einem Jahr schon in die Oberliga aufsteigen und dann eigentlich auch recht erfolgreich um einen Nicht-Abstiegs-Platz zu spielen würden?
Kiene: „Erwartet habe ich das nicht. Wenn man mit 29 Jahren nach einer schweren Verletzung bei einem neuen Verein einsteigt, ist es immer ein Sprung ins kalte Wasser. Ich denke aber, der Aufstieg ist ein Zeichen der super Arbeit, die wir geleistet haben und des großen Kampfgeistes der jungen Mannschaft.“

AWesA: Was hat Sie im Sommer 2007 bewegt, das Traineramt in Hameln zu übernehmen?
Kiene: „In ersten Linie war es so, dass ich beim ersten Schritt natürlich den richtigen Verein finden wollte. Nach dem Angebot aus Hameln habe ich mich dann ausführlich mit dem Team, dem Umfeld und allem was dazu gehört befasst. Ich wusste schon aus meiner Karriere als Spieler, dass Preußen ein Verein mit Tradition ist. Dazu kam noch das junge läuferisch und kämpferisch starke Team mit großem Ehrgeiz. Im Ganzen war alles hier in guter Verfassung, sodass mich die Aufgabe schon reizte. Das Wichtigste aber war, dass ich gesehen habe: Hier kann ich etwas bewegen!“

AWesA: Sie sind hier in Hameln durch den Fußball bekannt geworden. Was macht Alexander Kiene, wenn er einmal nicht auf dem Fußballplatz steht?
Kiene: „Vom Beruf her bin Sport- und Englischlehrer, somit vormittags in der Schule. Trotzdem mache ich an meiner Schule eine Menge im Fußballbereich.“

AWesA: Hatten Sie vor Preußen Hameln schon ein Traineramt in einem Verein inne?
Alex Kiene: „Mein erster richtiger Verein ist Preußen Hameln. Ich war, nachdem ich meine erste Lizenz mit 25 Jahren erworben hatte, Trainer eines DFB-Stützpunktes. Ich hatte mir gedacht, es ist eine gute Einstiegsmöglichkeit, weil ich selbst auch noch aktiv beim TSV Havelse war – und somit konnte ich beides verbinden. Ich konnte weiter auf hohem Niveau spielen und schon wichtige Erfahrungen als Trainer sammeln. Es war klar, dass ich irgendwann einmal als Trainer auf der Bank sitzen wollte, aber so früh habe ich das nicht erwartet – was alles auch mit der schweren Verletzung zu tun hatte.“

AWesA: Was sind Sie für ein Trainertyp? Eher Klinsmann oder Magath?
Kiene: „Ich bin schon jemand, der sehr ehrgeizig und akribisch ist. Das geht schon in der Vorbereitung los. Ob das die Planung von Trainingseinheiten ist oder die Recherche von Gegnern. Dort bin ich schon sehr akribisch. Ich beschäftige mich täglich mit der Mannschaft, sodass ich jeden Spieler im Detail und die Mannschaft verbessern kann. Wir haben sehr junge Spieler, wenige haben schon in der Oberliga gespielt, wie Deppe, Offermann und Tarak. Ich versuche so detailliert wie möglich zu arbeiten, damit sich jeder in den einzelnen Bereichen verbessert.“

AWesA: Sie haben seit 2005 ihre Trainerlizenz. Haben sie ein Vorbild?
Kiene: „In erster Linie hat mich natürlich mein Vater Manfred sehr geprägt, der früher bei Arminia Hannover in der 2. Bundesliga gespielt hat. Später war er auch Trainer und ich bin schon als kleiner Junge dabei gewesen. Mein Vater war unter anderem Trainer in Alfeld und Einbeck. Also im südlichen Teil Niedersachsens. In der aktuellen Trainergilde finde ich Mourinho gut, der mich durch seine starke Arbeit beeindruckt. Das, was der als Persönlichkeit und auch mit der Zusammenarbeit der Mannschaft auf die Beine stellt, obwohl er selbst kein Profi war, finde ich faszinierend. In diese Arbeit würde ich sicher auch gerne einmal einen Einblick haben.“

AWesA: Sie sind jetzt eineinhalb Jahre bei Preußen. Könnten sie sich vorstellen, das Team noch über einen längeren Zeitraum zu trainieren?
Kiene: „Ich fühle mich bei Preußen sehr wohl. Das betone ich auch immer wieder. Wir haben mit der Mannschaft in den letzten knapp zwei Jahren großen Erfolg gehabt, aber grundsätzlich ist der Fußball ziemlich schnelllebig und somit werden wir mal schauen. Letztendlich ist es so, dass mein Vertrag bei Preußen bis zum Saisonende läuft. Alles andere ist offen.“

AWesA: Sie verbringen ja eine Menge Zeit in Hameln, wenn nicht sogar fast genauso viel wie in Hannover. Was hat Sie in der Zeit, in der Sie hier in Hameln sind, positiv überrascht? Gibt es da etwas, was einem besonders auffällt, wenn man aus Hannover in die Rattenfängerstadt kommt?
Kiene: „Ja. Als erstes ist es sicher der Zusammenhalt der Mannschaft. Die Mannschaft besteht aus vielen Jungendspielern, die ein Preußen-Herz haben und mit dem Verein leben. Zu dem finde ich auch gut, dass es hier Leute gibt, die sich für Sport interessieren: Ob es Radio Aktiv ist oder AWesA – in Hameln hat der Sport in meinen Augen einen wichtigen Stellenwert. Oder auch Toni Deck mit stw-sports. So etwas gibt  es teilweise noch nicht einmal in Hannover.“

AWesA: Sie sagen, dass der Sport hier in den Medien immer präsent ist. Das ist eine große Werbung für die Vereine. Dennoch kommen nur wenige Zuschauer zu den Spielen von Preußen Hameln. Wie erklären Sie sich das?
Kiene: „Im Allgemeinen gehen die Zuschauerzahlen im Amateurbereich herunter, aber das ist auch in anderen Sportarten der Fall. Meiner Meinung nach liegt es daran, dass es immer mehr Sportarten gibt. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass die Identifikation mit dem Verein nicht mehr so ist wie sie früher war. Welche Gründe das hat, ob das mit der Insolvenz zu tun hat oder anderen Vorfällen, kann ich nicht beantworten. Dazu bin ich noch nicht lange genug bei dem Verein dabei.“

AWesA: Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg im Kampf um den Klassenerhalt in der Oberliga.

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Team AWesA
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