14.12.2012 11:28

Interview


Nora Wessel auf der Überholspur: „Traum bleibt Olympia!“

22-Jährige Hamelnerin wird Nachwuchssportlerin des Jahres / Ruder-Ass berichtet von neun Trainingseinheiten pro Woche (!), „Luft nach oben“ und ihren Zielen
Nora Wessel und Wiebke Hein - Rudern U23-WM II
Das Weltmeister-Team: Wiebke Hein (li.) und Hamelns Ruder-Ass Nora Wessel.

Sie ist eine der besten Ruderinnen Deutschlands. Mit 22 Jahren hat sie schon fast alles erlebt und wurde mit Partnerin Wiebke Hein (Rostock) jüngst U 23-Weltmeisterin (Leichtgewichts-Doppelzweier). Nur einer von vielen Titel der Ausnahmesportlerin des RV Weser Hameln, die im Frühjahr nur haarscharf die Teilnahme an Olympia 2012 in London verpasste. Völlig zurecht wurde Nora Wessel nun für ihre außergewöhnlichen Leistungen mit der Auszeichnung „Niedersachsens Nachwuchssportlerin 2012“ geehrt. Im AWesA-Interview spricht die sympathische Lehramtsstudentin aus Hameln über ihren eher zufälligen Weg zum Ruder-Sport, ihre bisherigen Erfolge und ihre Ziele für die Zukunft.

AWesA: Nora, erst einmal herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung zu Niedersachsens Nachwuchssportlerin 2012. Wo hat Dich die Nachricht erreicht und was war das für ein Gefühl?

Nora: „Ich war in Dortmund direkt vor einem Langstrecken-Rennen. Thorben Hake, der davon über eine Freundin erfuhr, gab mir direkt Bescheid. Doch viel Zeit, um sich wirklich darüber zu freuen, hatte ich erst später, weil mein Fokus auf dem Rennen lag - und die Langstrecke nicht unbedingt meine Lieblingsdisziplin ist. Nachdem die Fahrt aber gut lief, hatte ich doppelten Grund zur Freude.“

AWesA: Erst im Juli bist Du in Litauen gemeinsam mit Wiebke Hein im
Nora Wessel RV Weser Hameln AWesA
Nora Wessel.
Leichtgewichts-Doppelzweier U 23-Weltmeisterin geworden. Über welche Ehrung hast Du Dich mehr gefreut, den Sieg bei der WM oder die Auswahl zur Nachwuchssportlerin des Jahres?

Nora (überlegt lange): „Bei der WM war man viel fokussierter und hatte größeren Druck. Im Regatta-Verlauf habe ich aber ein immer besseres Gefühl bekommen und ahnte mehr und mehr, dass wir eine Chance auf den Titel haben. Daher kam der Erfolg nicht ganz so überraschend wie die andere Nachricht. Zudem geht die Ernennung zur Nachwuchssportlerin des Jahres über den Rudersport hinaus. Das ist eine tolle Anerkennung.“

AWesA: Blicken wir einmal auf den  Anfang Deiner Ruder-Laufbahn, die auch Deine jüngeren Geschwister Thore (17) und Merle (21) sehr erfolgreich eingeschlagen haben. Liegt das Ruder-Gen in der Familie oder wie bist Du zum Rudern gekommen?

Nora: „Nein, meine Eltern waren nie Ruderer. Trotzdem ist meine Mama schuld (lacht)! Durch sie bin ich in der Orientierungsstufe in der Ruder-AG gelandet. Am Anfang hatte ich nicht so viel Lust. In meinen Augen war das eher ein Sport für Jungen. Irgendwann kam aber die erste Wanderfahrt - da war meine Schwester schon dabei - und mit der Zeit hat es immer mehr Spaß gemacht.“

AWesA: Wie verbindest Du Deinen aufwändigen Sport mit Deinem Studium in Hannover – und wie ist das finanzierbar?

Nora: „Ich studiere im sechsten Semester Biologie und Physik auf Lehramt. Dafür muss ich oft viel nacharbeiten. Finanziell gibt es - ab einer bestimmten sportlichen Ebene - eine monatliche Unterstützung durch die Sportförderung.“

AWesA: Im April hast Du nur knapp die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2012 in London verpasst. Was war das für ein Gefühl und was fehlt, um diesen letzten Sprung zu schaffen?

Nora: „Ich war nicht wirklich enttäuscht. Im A-Finale dabei gewesen zu sein, war schon eine tolle Sache. Um den Sprung zu schaffen, fehlt noch mehr Training.“

AWesA: Dein Training muss bisher doch schon sehr zeitaufwändig und intensiv sein. Wie sieht Dein Trainingsalltag aus und wie ist das noch steigerungsfähig?

Nora: „Ich trainiere neun Mal in der Woche! Am Wochenende sind wir meistens auf dem Wasser und unter der Woche bin ich drei Mal im Kraftraum. Außerdem stehen Ergo und Laufen auf dem Programm. Neun Mal ist allerdings schon wenig. Die Olympiateilnehmer trainieren zwei bis drei Mal am Tag.“

AWesA: Die nächsten Olympischen Spiele finden 2016 in Brasilien statt, liegen also noch etwas in der Ferne. Wie sehen Deine Ziele für die nähere Zukunft aus?

Nora: „Im nächsten Jahr findet in Kasan (Russland) die Universiade Kazan 2013 statt, eine Studenten-WM, bei der Teilnehmer aus über 170 Ländern in rund 27 verschiedenen Sportarten teilnehmen. Dort haben sie extra ein eigenes Dorf für die Teilnehmer und viele neue Sportstätten aus dem Boden gestampft. Das ist mein nächstes Ziel. Aber Olympia bleibt natürlich mein großer Traum! Bei der letzten Quali war ich schon nicht so weit weg - und ich habe noch ein bisschen Luft nach oben.“

AWesA: Nora, wir drücken Dir die Daumen und danken Dir für das sehr nette Gespräch.


*Die offizielle Ehrung durch den LSB und KSB Hameln-Pyrmont erfolgt am 13. Januar 2013 im Rahmen des Neujahrsempfangs des RV Weser Hameln.
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