14.11.2016 11:47

Sportmix


Triathlet Niedrig in der JA Hameln: „Top-Manager im negativen Sinne“

Andreas Niedrig lebt ein Leben voller Höhen und Tiefen. Der Triathlet hat eine Vergangenheit hinter sich, die ihm angesichts seiner sportlichen Leistungen niemand zutrauen würde: Er war in der Jugend drogenabhängig - nahm unter anderem Heroin und Kokain. In der JA Hameln erzählte er den jungen Inhaftierten von seiner Geschichte. Für Niedrig war es eine Zeitreise in seine jüngeren Jahre.
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Das, was er ihnen am 4. November erzählte, war gewiss nichts Neues. Doch er hatte diesen Weg selbst durchlebt. Andreas Niedrig ist ein Top-Triathlet, der zur Weltspitze gehört. Selbst in seinem „fortgeschrittenen" Alter von 49 Jahren ist er noch als Profi aktiv, wurde 2015 beim Ironman in Kopenhagen Dritter. Bei derartigen sportlichen Leistungen bei einer der härtesten Disziplinen der Welt würde diesem Mann niemand eine Jugend zutrauen, die von Drogen geprägt war. „Mit 13 kam ich das erste Mal in Kontakt mit Drogen. Ich kam schnell das erste Mal in Kontakt mit Kokain, Speed und LSD, später  auch mit Heroin. Ich habe für meine Sucht später 1000 Mark am Tag gebraucht. Ich war in gewisserweise ein Top-Manager, allerdings im negativen Sinne. Ich habe 24 Stunden am Tag funktioniert, hatte eine extrem hohe Schlagzahl. So funktioniert auch jemand, der  erfolgreich im Beruf oder im Sport  ist. So geht es auch den Betroffenen. Sie strotzen vor Energie, nutzen diese aber nicht  im positiven Sinne", erzählt Niedrig an diesem Freitag. Wem er das erzählt? Den Insassen der JA Hameln. Auch der Triathlet geriet im Zuge seiner Drogensucht in Konflikt mit dem Gesetz. Der damalige Richter stellte ihn vor die Wahl: Entweder Gefängnis oder Therapie. Niedrig entschied sich für Letzteres – und wurde nach 12 Monaten als untherapierbar abgestempelt. „Meine damalige Therapeutin wusste, dass sie mich so kriegt. Ich wollte es allen zeigen", erinnert sich Niedrig. Und er zeigt es allen. Er kämpft um die Rückkehr in  die Gesellschaft, sucht Jobs, um seine seine Frau und sein Kind zu ernähren.

„Ich möchte einfach zeigen: Es geht weiter"


„Ich war hartnäckig. Ich bin jeden Tag erneut zu einer Firma gegangen, bis sie mich genommen hat." Zudem begann er nach seiner Therapie in Bad Fredeburg mit dem Joggen. Drei Monate nachdem er erstmals mit seinem Vater eine Runde laufen geht, absolviert er seinen ersten Marathon. Im Oktober 1993 ersetzt er einen krank gewordenen Freund beim Triathlon in Selm und wird Neunter – die Sportkarriere von Niedrig ist geboren. Er kämpft sich mit einer von Drogen geprägten Vergangenheit in die Weltspitze vor. Niedrig erzählt den Insassen seine Geschichte, um ihnen Hoffnung zu geben. Er erzählt zwar nichts Neues. Doch er ist das leibhaftige Beispiel, dass ein Gefängnisaufenthalt nicht das Ende sein muss, sondern ein Neuanfang sein kann. „Ich bin nicht da, um den Insassen zu erzählen, was richtig oder falsch ist. Ich bin nicht da, um sie zu bevormunden. Ich möchte einfach zeigen: Es geht weiter", erklärt Niedrig, der heute als Motivationscoach auch vor Top-Managern spricht, eine Biografie veröffentlicht hat und dessen Leben verfilmt wurde. Doch für seine Veranstaltung in der JA Hameln nimmt er kein Geld. Thomas Köster, Mitarbeiter bei der JA, stellte den Kontakt schon vor fünf Jahren her, als er Niedrig bei einem Vortrag in Hessisch Oldendorf sah. „Er war über eine lange Zeit hartnäckig", lacht Niedrig. Vor knapp zwei Wochen hat es geklappt. Ob er die jungen Insassen erreicht hat? Dietmar Müller, Beauftrager der Öffentlichkeitsarbeit der JA Hameln, ist sich sicher: „Ja, aber der Erfolg ist nicht wissenschaftlich mess- oder zählbar. Doch aus unseren Gesprächen mit den Insassen bekommen wir eine positive Resonanz. Sicherlich ersetzt ein Vortrag nicht unsere Arbeit, doch es kann als Anstoß dienen."
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