16.05.2011 10:19

Interview mit Ex-Profi Peter Wynhoff


Am 18. Juni in Hameln: Neuville gibt Debüt in Weisweiler-Elf!

Mönchengladbachs Traditions-Mannschaft beim Postbank-Cup am Start / „Natürlich wollen wir das Spiel gewinnen“
Weisweiler-Elf AWesA
Am 18. Juni in Hameln: Die "Weisweiler-Elf".

Vor gut zehn Jahren zauberte Bundesligist Borussia Mönchengladbach im Testspiel gegen den HSC BW Tündern im Weserberglandstadion. 24 Mal ließ es der damals von Hans Meier trainierte Bundesligist im „Kasten klingeln“. Nun dürfen sich die Fußballfans in und um der Rattenfängerstadt erneut auf große Namen vom Niederrhein freuen. Am 18. Juni gastiert die „Weisweiler-Elf“ in Hameln. Ex-Profis wie Ewald Lienen, Karlheinz Pflipsen, Thomas Kastenmaier, Ari van Lent, Stephan Paßlack und Olivier Neuville gehören zum Traditions-Team, das auf die „Postbank-Nationalmannschaft“ treffen wird. AWesA sprach mit Peter Wynhoff über die namhafte Elf, Sternstunden seiner Profizeit, die aktuelle Situation in Mönchengladbach – und warum er früher regelmäßig in Hameln war. Der DFB-Pokalsieger von 1995 ist heute im Management der „Weisweiler-Elf“ vertreten, zuständig für Spieltermine und Marketing.

Peter Wynhoff Borussia Moenchengladbach Weisweiler-Elf AWesA
Peter Wynhoff.
Herr Wynhoff, am 18. Juni stehen Sie mit der „Weisweiler-Elf“ auf dem satten Grün des Weserberglandstadions. Verbinden Sie eigentlich etwas mit Hameln – außer den Rattenfänger?
„Aber ja (lacht)! Meine damalige, erste richtige Freundin hat beim BHW eine Lehre angefangen. Deshalb bin ich natürlich immer mal wieder in Hameln gewesen.“

Auf welche Namen dürfen sich die Fußball-Fans im Weserbergland beim Aufeinandertreffen mit der „Postbank-Nationalmannschaft“ freuen?
„Geplant ist, dass Stephan Paßlack, Thomas Kastenmaier, Andreas Brandts, Thomas Hoersen, Ewald Lienen, Thomas Eichin, Ari van Lent, André Winkhold und Frank Schulz dabei sind. Ich selbst werde auch mitspielen. Und voraussichtlich wird Oliver Neuville in Hameln seine Premiere in der Weisweiler-Elf feiern und zum ersten Mal mit uns auf dem Platz stehen.“

Im Juni 2009 sorgte die „Uwe-Seeler-Elf“ beim Auftritt in Salzhemmendorf für ein volles Haus. Wie unterscheidet sich die „Weisweiler-Elf“ von anderen Traditions-Mannschaften?
„Ich kenne die Seeler-Elf nicht so gut. Bei der Weisweiler-Elf ist aber das Besondere, dass sie sich zum Großteil aus ehemaligen Spielern von Borussia Mönchengladbach zusammensetzt. Wenn einmal Ex-Spieler anderer Vereine auflaufen, ist das die absolute Ausnahme.“

Sie treffen in Hameln auf die „Nationalmannschaft“ der Postbank. Was steht im Vordergrund: Der Sportliche Reiz oder die Show?
„Die Postbank ist unser Sponsor. Deshalb ist es für uns selbstverständlich, dass wir am 18. Juni in Hameln antreten. Wichtig ist vor allem, dass die Zuschauer zufrieden sind. Natürlich wollen wir aber das Spiel gewinnen. Dennoch steht an erster Stelle, dass sich niemand verletzt und es alle Beteiligten einfach Spaß haben.“

Hans „Hennes“ Weisweiler war einer der erfolgreichsten Trainer der Deutschen Fußball-Geschichte, feierte vier Deutsche Meistertitel, drei DFB-Pokalsiege, gewann den UEFA-Pokal, die Meisterschaft in den USA und wurde auch in der Schweiz Meister und Pokalsieger. Sie sind 1989 aus Ihrer Heimatstadt Berlin zu Borussia Mönchengladbach gewechselt – sechs Jahre nach seinem Tod. Wie haben Sie Weisweiler „aus der Ferne“ in Erinnerung?
„Selbst habe ich ihn leider nicht kennenlernen können. Er war in Gladbach ein absoluter Erfolgstrainer! Später hat er unter anderem den 1. FC Köln trainiert, was die Rivalität beider Vereine wohl ein bisschen verstärkt hat. Ich werde im Sommer seine Frau und seinen Sohn in der Schweiz besuchen und kennenlernen. Günther Netzer wird auch dabei sein. Darauf freue ich mich natürlich.“

Mit Anfang 20 sind Sie 1989 aus Berlin nach Mönchengladbach gewechselt. Wie ist es eigentlich dazu gekommen?
„Beim Länderpokal in Duisburg bin ich gesichtet worden und hatte auch Angebote aus Stuttgart, Leverkusen, Bremen und Hamburg. Die Gladbacher waren aber immer bekannt dafür, dass sie jungen Spielern eine Chance geben. Außerdem hat mir deren Fußball gefallen. Meinen Vertrag habe ich eigentlich schon 1987 unterschrieben. Den haben wir dann aber um zwei Jahre verschoben, weil ich in Berlin erst einmal meine Lehre zum Bürokaufmann beenden wollte. Ich weiß nicht, ob so etwas heute noch möglich wäre.“

Sie selbst haben 240 Bundesliga-Spiele bestritten, dabei 34 Tore erzielt, sind 1995 DFB-Pokalsieger geworden. Welches war der schönste Moment in den elf Jahren als Fußball-Profi?
„Mit Sicherheit der Pokalsieg, den wir in meiner Heimatstadt in Berlin geholt haben! Und die Europapokal-Spiele, etwa gegen AEK Athen, Monaco oder Arsenal London, waren überragend. Das bleibt schon im Gedächtnis hängen!“

Zehn Jahre lang haben Sie für die Gladbacher Borussia gespielt, danach eine Spielzeit für Fortuna Köln in der 2. Bundesliga. In der heutigen Zeit wechseln Profi-Spieler oftmals die Vereine wie ihre Fußballschuhe. Warum haben Sie den „Fohlen“ so lange die Treue gehalten?
„In der Zeit, in der ich für Gladbach gespielt habe, gab es viele Spieler, die lange geblieben sind. Uwe Kamps, Christian Hochstätter, Michael Klinkert, Jörg Neun, Thomas Kastenmaier und vor allem Karlheinz Pflipsen, der aus der eigenen Jugend kam, sind ehemalige Mitspieler, die auch heute noch hier leben. Man fühlt sich in Mönchengladbach wohl. Ich wollte einmal zum FC Schalke wechseln. Unser damaliger Manager Rolf Rüssmann hat mich aber nicht ziehen lassen!“

Heute stehen Sie nicht mehr auf dem Fußball-Platz. Von 2007 bis 2010 haben sie Mönchengladbachs U16-Nachwuchs als Trainer begleitet. Sieht man Peter Wynhoff bald auch in der Bundesliga an der Seitenlinie?
„Im Profi-Bereich wohl nicht. Im bin in einem ‚normalen’ Job tätig. Das würde sich ausschließen. Auch wenn man niemals ‚nie’ sagen sollte – zumindest, was die Arbeit als Co-Trainer angeht. Gemeinsam mit Stephan Paßlack, Karlheinz Pflipsen und Kai Michalke habe ich eine Spielerberater-Firma gegründet. Wir wollen versuchen, unsere Erfahrung an junge Spieler weiterzugeben und sie an die Bundesliga heranführen. Das hat für mich Priorität!“

Ihren Spitznamen „Schrecken des 1. FC Köln“ haben Sie sich redlich verdient. Heute redet man beim brisanten Duell zwischen Köln und Gladbach oft mehr von dem, was außerhalb des Platzes abläuft als über das Spiel an sich. Waren die Derbys früher anders?
„Die Rivalität ist immer noch groß! Ich weiß nur nicht, ob die Spieler das heute auch noch so erkennen. Das dürfte früher anders gewesen sein.“

Profi-Clubs – aber auch Amateur-Vereine – haben erkannt, dass Nachwuchs-Arbeit immer wichtiger wird. Wie ist Gladbach hier aus Ihrer Sicht aufgestellt?
„Der Verein macht eine gute Jugendarbeit, auch wenn es in dieser Saison nicht so gut gelaufen ist, wie man es sich vorher vorgestellt hatte. Gladbach hat gute Bedingungen und gute Jungs, die auch vermehrt die Chance auf einen Profi-Vertrag bekommen. Das ist für die Vereine aus meiner Sicht auch die Zukunft. Diese Erkenntnis sieht man auch am Erfolg der Deutschen Jugend-Nationalmannschaften, was nicht von Ungefähr kommt.“

Als Sie 1995 den DFB-Pokalsieg feierten, war auch Stefan Effenberg in vorderster Reihe mit von der Partie. Der wurde jüngst von der so genannten „Initiative Borussia“ als künftiger Sportdirektor und Mitglied der Geschäftsführung ins Gespräch gebracht. Würden Sie „Effe“ gern wieder in den Reihen der Borussia sehen?
„Er würde vom Typ her auf jeden Fall reinpassen – und aufräumen. Das ist aber genau das Problem. Denn davor haben diejenigen Angst, die heute das Sagen haben!“

Marco Reuss ist in Gladbach als junger Mann zum Nationalspieler geworden. Wie wichtig ist es, dass er bleibt?
„Er steht für die Zukunft! Allerdings ist sein Bleiben nur realistisch, wenn der Klassenerhalt geschafft wird. Man merkt ihm deutlich an, dass er sich in Mönchengladbach wohl fühlt. Für den Verein ist es sehr wichtig, solche Spieler zu halten!“

Wo steht Gladbach in Zukunft, was muss sich ändern?
„In der Vergangenheit ist mit Transfers zu viel Geld verbrannt und sind zu viele mittelmäßige Spieler geholt worden. Mir wird zu viel im Ausland eingekauft. Der Transfer von Kagawa nach Dortmund war ein absoluter Glücksfall. So etwas wird es nicht oft geben. Wir haben in Deutschland reichlich Potential an guten Spielern. Das sollte man nutzen!“

Herr Wynhoff, wir danken Ihnen für das Gespräch, wünschen Ihnen privat wie beruflich viel Erfolg und freuen uns auf Ihren Auftritt beim Postbank-Cup in Hameln.
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Team AWesA
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