10.02.2025 15:17
Rudern - Meldung
Von DM bis WM: Heimische Ruder-Überflieger im Interview
Charlotte Burgodrf & Carl-Ludwig Soltau stehen Rede und Antwort

Charlotte Burgdorf (oben links) und Carl-Ludwig Soltau (unten rechts) drehen beim RVW mächtig auf. Fotos: RV Weser.
Seit vielen Jahren genießt der Ruderverein Hameln auch über die Kreisgrenzen hinaus einen guten Ruf. Nicht nur gehörte der heimische Bundesliga-Achter viele Jahre lang zur Spitze in Deutschland, auch im Nachwuchs-Bereich erblicken immer wieder vielversprechende Ruder-Talente das Licht am heimischen Ruder-Himmel. Eines, das sich im vergangenen Jahr besonders ins Rampenlicht gekämpft hat, ist Charlotte Burgdorf. Die angehende Abiturientin gewann im vergangenen Jahr nicht nur die Goldmedaille im Frauen-Doppelvierer bei den Deutschen Meisterschaften, sondern vertrat auch als erste Sportlerin seit zehn Jahren den RV Weser wieder auf der internationalen Bühne – als Teil des deutschen U23-WM-Bootes in Kanada, das die Medaillenränge nur knapp verpasste. Ganz so weit ist Nachwuchs-Ruderer Carl-Ludwig Soltau zwar noch nicht, doch auch der A-Junior sorgte in 2024 für Furore. Besonderer Höhepunkt: die Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften in Essen. Wir haben uns mit den beiden unterhalten.
Charlotte, das Sportjahr 2024 hielt für Dich einige große Ereignisse bereit. Erst der Gewinn der Deutschen Meisterschaft im Frauen-Doppelvierer, dann Dein WM-Debüt im deutschen U23-Doppelvierer im kanadischen St. Catharines, bei dem Ihr mit Platz vier nur hauchdünn die Medaillenränge verpasst habt. Wie blickst Du heute auf diesen Moment zurück?
„Bis zur DJM (Deutsche Jugendmeisterschaft, Anm. d. Red.) lief die Saison fast perfekt. Ich hätte nicht gedacht, dass es im ersten U23-Jahr direkt so gut läuft. Als feststand, wer im Doppelvierer sitzt, hatten wir noch ein paar Wochen Zeit, um das Boot richtig einzufahren. Dabei haben wir nicht nur sportlich Fortschritte gemacht, sondern sind auch als Team zusammengewachsen. Unser Ziel war eine Medaille. Im WM-Finale haben wir dann einen Krebs gefangen. Das war ein Schock mitten im Rennen. Ohne den Stopp des Boots hätten wir Chancen auf eine Medaille gehabt. Danach sind bei uns allen Tränen geflossen. Das Gefühl danach ist schwierig in Worte zu fassen. Es war der schlechteste Zeitpunkt für so einen Fehler. Ich hätte mich gerne für die harte Arbeit belohnt und ärgere mich immer noch, dass wir an diesem Tag nicht unser bestes Rennen fahren konnten. Es reicht einem als Sportler meistens nicht, nur dabei zu sein. Trotzdem war es für mich ein Erfolg, bei der U23-WM dabei zu sein und im Doppelvierer zu sitzen. Wir hatten eine gute Zeit als Team.“
Als großes Ruder-Talent des RV Weser Hameln tourst Du regelmäßig durch ganz Deutschland und bist sogar bei internationalen Wettkämpfen am Start. Wie lässt sich dieser enorme Zeitaufwand mit Schule und Freizeit vereinbaren?
„Schule und Rudern unter einen Hut zu bekommen, ist nicht immer einfach. Besonders mit Trainingslagern und Wettkämpfen. Auch wenn das Vikilu keine Sportschule oder Internat ist, wurde ich zum Glück immer für Wettkämpfe und Lehrgänge freigestellt. Dafür bin ich sehr dankbar. Zwei Trainingseinheiten am Tag mit acht Stunden Schule zu verbinden, ist aber nicht immer einfach. Dieses Jahr liegt der Fokus etwas mehr auf der Schule, weil ich mein Abitur bestehen will. Trotzdem versuche ich, so wenige Trainingseinheiten wie möglich ausfallen zu lassen. Wenn man es wirklich will, kann man Schule und Leistungssport miteinander vereinbaren.“
Carl, trotz Deines jungen Alters bist Du im vergangenen Jahr bereits in den Genuss gekommen, gegen teils 20 Jahre ältere Ruderer im Männer-Einer an den Start zu gehen. Auf was kommt es Deiner Meinung nach beim Rudern besonders an?
„Meiner Meinung nach kommt es im Rudern vor allem auf Willenskraft an, da es eine gewisse Selbstdisziplin erfordert, die Trainingsumfänge zu erfüllen und in den Rennen die Maximalleistung abzurufen. Dennoch muss auch körperlich viel geleistet werden, denn man muss das Maximum der Körperkraft aufbringen und nebenbei noch mit Feingefühl das Boot bewegen. Auch das Mannschaftsgefühl spielt eine Rolle, denn wenn man als Team zusammen fährt, muss man auch als Team funktionieren. Am allerwichtigsten von all dem finde ich aber die Willenskraft. Man muss es wollen, in jedem Rennen alles zu geben und sich immer voll zu belasten.“
Was war für Dich das größte sportliche Highlight in 2024 – und warum?
„Mein größtes Highlight in 2024 war glaube ich die Deutsche Meisterschaft in Essen, denn die Vorfreude und das generelle Erlebnis, dort an den Start zu gehen, sind einfach fantastisch. Man arbeitet von Ende Herbst bis in den Sommer darauf hin. Natürlich wäre ein noch besseres Erlebnis die WM gewesen, aber die Qualifikation habe ich nicht geschafft.“
Ihr gehört mittlerweile zu den Aushängeschildern beim RVW. Wie seid Ihr ursprünglich zum Rudern gekommen – und was hat Euch gehalten?
Charlotte Burgdorf: „Ich habe einen Sport gesucht den ich gerne mache und der mir Spaß macht. Meine älteren Geschwister haben auch gerudert, deshalb wollte ich es auch ausprobieren und bin dabei geblieben. Besonders als Kinderruderin und B-Juniorin war die Trainingsgruppe eine große Motivation. Das Training in Hameln hat mir damals sehr viel Spaß gemacht. Seit Herbst 2023 trainiere ich viel in Hannover am Stützpunkt, wo auch meine Trainingsgruppe und mein Trainer sind. Die Bedingungen dort sind noch etwas besser als in Hameln und helfen mir, meine Ziele zu erreichen. Das Training dort macht mir viel Spaß. Trotzdem trainiere ich auch unter der Woche oft in Hameln. Vor allem meine eigenen Ziele halten mich weiterhin im Rudersport. Der Verein unterstützt mich auf meinem Weg, was mir sehr viel bedeutet.“
Carl-Ludwig Soltau: „Ich kam ursprünglich über einen Rudertag in der 5. Klasse an meiner Schule zum Rudern. Meine Mutter hatte mir damals vorgeschlagen, diese AG zu wählen. In der ersten Stunde hat mich das Rudern durch die Nähe zum Wasser irgendwie sehr fasziniert und daraufhin hat meine Mutter vorgeschlagen, Rudern im Verein auszuprobieren. Das hat mir direkt Spaß gemacht und ich bin dabei geblieben.“
Welche sportlichen Ziele wollt Ihr in 2025 unbedingt erreichen?
Charlotte Burgdorf: „2025 möchte ich wieder zur U23-WM fahren. Die findet dieses Jahr in Polen statt. In welcher Bootsklasse kann ich noch nicht sagen. Das hängt davon ab, welche Kombinationen in der Saison gut funktionieren. Der Doppelvierer ist immer noch eine Bootsklasse, die ich gern mag, weil mir die Arbeit im Team wichtig ist. Eine internationale Medaille wäre ein großer Erfolg, aber in erster Linie geht es darum, sich für die WM zu qualifizieren. Wie meine Chancen stehen, zeigt sich nach den ersten Ranglisten und Tests. Ende März ist die Langstrecke und der Ergo-Test in Leipzig. Kurz danach schreibe ich mein Biologie-Abitur.“
Carl-Ludwig Soltau: „Mein Ziel, was ich unbedingt erreichen möchte, ist dieses Jahr eine Medaille bei den Deutschen Meisterschaften und ein schöner Abschluss für mein letztes Jahr als A-Junior/U19-Sportler. Mein geheimer Traum ist natürlich die WM, aber ob ich die Qualifikation für diese schaffe, steht noch in den Sternen – und sehr wahrscheinlich ist es ehrlich gesagt auch nicht.“
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