21.07.2020 09:20

AWesA Classics


Purer Wahnsinn! Kaehler & Co. führen 3:0 – doch dann kommt „Kriko"

Denkwürdiges Relegationsderby zwischen Bisperode & Lauenstein / Spielverlauf stellt Vorzeichen völlig auf den Kopf

In der Relegation entwickelte sich ein äußerst spannendes Duell.
„Purer Wahnsinn! Kaehler & Co. führen 3:0 – doch dann kommt 'Kriko'“, heißt es am 6. Juni 2015, als im Bisperoder Pappelstadion ein Ostkreis-Derby der besonderen Art steigt. In der Bezirksliga-Relegation kommt es zum Aufeinandertreffen des Bezirksligisten Bisperode und Kreisliga-Vizemeister MTV Lauenstein. Bei den Lauensteinern ist nicht klar, ob sie sich angesichts der erreichten Relegation freuen oder ärgern sollen – als Aufsteiger spielt das junge Team um den Ausnahmekönner Niklas Kaehler groß auf, wird mit riesigem Vorsprung Herbstmeister. Die Winterpause tut dem MTV allerdings nicht gut, im neuen Jahr 2015 kann Lauenstein nicht mehr an die überragende Form des Vorjahres anknüpfen und Germania Hagen startet seinerseits eine nicht enden wollende Erfolgsserie, die letztlich die Meisterschaft einbringt und Lauenstein auf den zweiten Rang verbannt. Die Relegation steht anschließend unter keinem guten Stern für die Elf von Trainer Stephan Schröer. Als die Mannschaftsfahrt nach Mallorca gebucht wird, rechnet keiner damit, dass es so hoch hinaus geht. Letztlich tritt der „Verein der Liebe“ mit einem Rumpfkader an, sechs Spieler aus der zweiten Mannschaft stehen in der Startelf.

Bisperode gilt hingegen aufgrund des Heimvorteils, der Bezirksliga-Zugehörigkeit und seines starken Kaders als klarer Favorit – auch wenn die Saison für die Blau-Gelben bitter endet. Ein Punkt trennt Bisperode (34 Zähler) vom rettenden Ufer, das der SV Lachem in der Endabrechnung belegt (35).

Allen Vorzeichen zum Trotze, stellt der Spielverlauf die Vorzeichen völlig auf den Kopf – und endet mit einer furiosen Aufholjagd...

Der Bericht vom 6. Juni 2015:


TSV Bisperode – MTV Lauenstein 3:3 (0:2).

Dieses Spiel war einfach der pure Wahnsinn! Der MTV hatte beim 1:4 gegen Stadtoldendorf über weite Strecken enttäuscht und lief – weil ein großer Teil der Mannschaft am Nachmittag den Flieger nach Mallorca nahm – mit sechs Spielern (!) aus der Reserve auf. Und da strahlte im Pappelstadion nicht nur die Sonne – sondern gut 400 Zuschauer, die nach nicht einmal einer Minute plötzlich die völlig unerwartete Führung der Gäste zu sehen bekamen. Niklas Kaehlers Diagonalpass erreichte Sören Kirchenbauer, der das Leder direkt nahm und TSV-Keeper Robin Bartels keine Abwehrchance ließ. Dem MTV spielte dieser Treffer in die Karten. Das Team von Trainer Stephan Schröer ließ gegen zunächst ideenlose Bisperoder kaum etwas anbrennen. Bis zur 20. Minute: Daniel Krikunenko kam zwei Meter vor dem Tor zum Abschluss und Schlussmann Lukas Plewe riss mit einem starken Reflex die linke Hand in die Höhe. Auch nach einer halben Stunde war Lauensteins Reserve-Torwart wieder zur Stelle und hielt einen Schuss von Timon Scharmann bravourös. Danach rettete zwei Mal das Aluminium für die Gäste. Yannick Wagner traf zunächst die Latte (38.) und dann per Freistoß den Pfosten (45.).

Krikunenko-Treffer läutet mitreißende Schlussphase ein

Nach dem Seitenwechsel ging es munter weiter. Und wie! 52 Minuten waren gespielt, da ließ der überragende Kaehler vier Gegenspieler stehen, tunnelte Marcel Mietzner und behielt vor Bartels die Nerven. 0:2! Bisperode bestimmte zwar weiter das Spiel, hatte im Abschluss aber erneut Pech. Diesmal war es ein Kopfball des eingewechselten Robert Voss, der an die „Stange“ prallt (60.). Dann ein echter Aufreger: Lauensteins Jan Namislo sah die „Ampelkarte“, obwohl er zuvor noch nicht verwarnt worden war! Zunächst wirkte sich die Unterzahl aber nicht auf das Spiel der Blau-Roten aus. Ganz im Gegenteil! Wieder war es Kaehler, der die komplette TSV-Hintermannschaft hinter sich ließ und zum Lauensteiner 3:0 einschoss. Damit war die Partie aber längst nicht entschieden. Jetzt rückte Bisperodes „Nummer 11“ in den Mittelpunkt. Erst scheiterte Daniel Krikunenko am bärenstarken Plewe (70.), schoss dann um Haaresbreite neben den Kasten (75.), um schließlich mit seinem Kopfballtor zum 1:3 (80.) eine mitreißende Schlussphase einzuläuten, die es wahrlich in sich hatte und nichts für schwache Nerven war.

Bisperoder „Powerplay“ - doch Plewe bärenstark

Bisperode spielte nun „Powerplay“ - begünstigt dadurch, dass auch Markus Dudla Gelb-Rot sah und der MTV mit nur noch acht Feldspielern auf dem Rasen stand. Als der schon nach vier Minuten für den verletzten Brian Niebisch eingewechselte Szymon Dera zum Anschlusstreffer abstaubte und der Schiedsrichter kurz danach fünf Minuten Nachspielzeit anzeigte, lag die Wende in der Luft. Für Lauenstein war zu diesem Zeitpunkt der Bezirksliga-Aufstieg wieder gegenwärtig geworden. Und die Gäste setzten im Angriff tatsächlich nochmal einen Nadelstich. Diesmal blieb Bartels gegen Kaehler aber per Fußabwehr Sieger (89.). Die Hausherren ließen den Ball jetzt geschickter durch die Reihen laufen und kamen dadurch zu entscheidenden Möglichkeiten. Plewe fischte einen Schuss von Krikunenko zunächst aus dem Winkel (90.), war bei dessen Kopfball in der ersten Minute der Nachspielzeit dann aber machtlos. 3:3! Vielleicht war es der wichtigste Treffer der Saison. Denn nun würde der TSV bei einem Sieg (egal in welcher Höhe) am Dienstag in Stadtoldendorf den Bezirksliga-Verbleib sichern.

Brennecke: „Hätte die Kabine eingetreten“

„Es ist ein unglaublich stolzes Gefühl! Wir wollten Werbung für den Verein machen und unseren Zuschauern zeigen, dass wir eine geile Mannschaft sind. Und das haben wir mehr als geschafft“, lobte Schröer. Bisperodes Trainer Werner Brennecke wusste nach dem Schlusspfiff nicht so richtig, ob er lachen oder weinen sollte: „Am Ende fühlt es sich an wie ein Sieg. In der ersten Halbzeit haben wir sehr undiszipliniert gespielt, wenig Tempo und das Spiel nicht breit gemacht. Die Mannschaft hat dann aber Moral gezeigt und es besser gemacht. Vielleicht hatte sie auch Angst vorm Trainer, der sonst wohl die Kabine eingetreten hätte!“
TSV Bisperode: Bartels, Anders (32. Mietzner), Bandorski, Fecho, Krikunenko, Wagner, Niebisch (4. Dera), Dreier, Stenke, Karl (54. Voss), Scharmann.
MTV Lauenstein: Plewe, Namislo, P. Debertolo, Dudla, Marschner (80. Bockstiegel), Jaschke, Kaehler, P. Zorn (35. Kempe), Grondey, Adolph Kirchenbauer.
Tore: 0:1 Sören Kirchenbauer (1.), 0:2 Niklas Kaehler (52.), 0:3 Kaehler (69.), 1:3 Daniel Krikunenko (80.), 2:3 Szymon Dera (85.), 3:3 Krikunenko (90.).
Besonderes: Gelb-Rot für Lauensteins Jan Namislo (64.) und Markus Dudla (81.).
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