13.11.2017 09:21

med & train


Wann ist ein verletzter Spieler wieder spielfähig?

Physiotherapeuten Kolja Schweins und Andreas Plaul beschreibt den Heilungsweg des Profisportlers / Viel zu oft werden keine Schlüsse aus der individuellen Verletzungshistorie gezogen
Posttraumatisches Rehabilitationsprotokoll AWesA
Skizze: Posttraumatisches Rehabilitationsprotokoll
Von Kolja Schweins und Andreas Plaul

Wann kann ich wieder trainieren?
Wann kann ich wieder in den Wettkampf einsteigen?


Diese Fragen sind die wohl am häufigsten gestellten Fragen von Sportlern und Trainern mit Adressat an das medizinische Team eines Vereins im Bereich der Sportmedizin.

Die Beantwortung fällt in den meisten Fällen nicht leicht. Meist gibt es nur Tendenzen, die vom Erfahrungsschatz des Mediziners ausgehen. Bei operierten Sportlern, wie z.B. einer VKB-OP (Voderes Kreuzband), gibt der Operateur durch das Behandlungsprotokoll die gewünschten Vorgaben - wie Bewegungsradius, Belastungsstufen und therapeutische Maßnahmen vorn - an denen sich die Patienten und die weiter betreuende medizinische Abteilung halten sollen/müssen.

Eine weitere Entscheidungshilfe für die Wiederkehr in den sportlichen Alltag, den Trainings- und Spielbetrieb ist durch die menschliche Pathophysiologie des Menschen zu planen. Je nach Diagnose und dem damit verbundenen geschädigten Gewebe können Rückschlüsse auf die Heilungs-/Regenerationszeit gegeben werden. Z.B. hat der Konchen eine optimale Regenerationszeit von sechs bis acht Wochen, dagegen ein Muskelfaserriss von acht bis zwölf Wochen und ein Knorpel von ca. 50 Jahren.

Dies sind aber allgemeine Richtlinien, die aber durch viele unterschiedlich Störfaktoren beeinflusst werden können. So trägt das Verhalten des Patienten/Sportlers eine sehr wesentliche Rolle dazu bei, den Heilungsprozess (die Erlangung der Homeostase) zu optimieren.

Der natürliche Prozess des Ausheilens wird vom Alter (reduzierter Stoffwechsel im Alter), von Alkoholkonsum (auch in geringen Mengen), Rauchen, einer „falschen“ Ernährung, Medikamenten und Unter-/ Überbelastung negativ beeinflusst.

Ein nicht „Ausheilen“, eine wiederkehrende Verletzung (Rezidiv), eine weitere Operation oder das Erlangen einer chronischen Problematik wird häufig durch einen zu frühen Wiedereinstieg in den Trainings- & Spielbetrieb begünstigt.

Genau da hat die medizinische Abteilung zu oft ihre Ungenauigkeit. Es wird nach den oben benannten vagen, allgemeinen Faktoren Rückschluss auf den spezifischen Sportler mit seiner ganz individuellen (pathologischen) Historie gezogen  - damit liegt man viel zu häufig nicht richtig.

Die International Academy of Sports (I.A.S.) mit Prof. Dr. Dr. B.A.M. van Wingerden hat vor Jahren schon darauf aufmerksam gemacht, was die VBG (Verwaltungs-Berufsgenossenschaft, verantwortlich für die Vertragssportler) für ihre Versicherten aufgenommen hat. Es müssen aussagekräftige Daten eines Spielers vorliegen, die von vor der Verletzung/dem Unfallzeitpunkt sind. Diese Daten erfolgen über Leistungstests, die am Anfang der Saison und innerhalb der Saison durchgeführt werden. Die VBG hat ein spezielles „Testmanual zur Präventionsdiagnostik“ herausgebracht. Sportunternehmen/Vereine mit bezahlten Sportlern können Zuschüsse für die Durchführung von der VBG erhalten. 

Beschreibung der Skizze (s. oben)
1. R-T-A = Return to activity
2. R-T-S = Return to Sport
3. R-T-P = Return to Play
4. R-T-C = Return to Competition

Es können Risikofaktoren der Athleten frühzeitig erkannt sowie Verletzungen vermieden und als individuelle Referenzwerte in der Rehabilitation genutzt werden, um einen optimalen Wiedereinstieg zu gewährleisten. Alle bezahlten Sportler eines Kaders absolvieren dabei die standardisierte  Präventivdiagnostik (Pre-Injury-Screening), die von ausgebildeten Sportmedizinern, Sportphysiotherapeuten, Athletiktrainern und Sportwissenschaftlern durchgeführt wird. Auf Grundlage der Testergebnisse werden Trainingsmaßnahmen erstellt, welche die erkannten Defizite der Sportler mindern oder beseitigen. Für einen verletzten Spieler ist das Erreichen des letzten Ergebnisses von der Verletzung Grundlage, um voll ins Training und in den Wettkampf wieder einzusteigen, da er seinen alten Status vor der Verletzung wieder erreicht hat. Hiermit kann der Spieler die Rehabilitationsphase verlassen, da er den gleichen körperlichen Trainings-/ Belastungszustand wieder erlangt hat. Unter diesen Umständen ist die Gefahr einer wiederkehrenden Verletzung äußerst gering.
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Team AWesA
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