03.04.2025 15:58

Interview


Einen Tag bei AWesA: Zukunftstagsschüler befragen Ironman-Triathletin Paulus

„Ja, ich arbeite auch noch nebenher (lacht)"

Von links: Jannik Schröder (Team AWesA), Nele Knoke (Schülerin), Ironman-Tirathletin Christina Paulus, Lias Menze (Schüler) und Leon von Hagen (Schüler).
Am Zukunftstag haben drei junge Schüler Christina Paulus interviewt. Christina Paulus ist eine 38-jährige Ironman-Triathlin, die bei der Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii in ihrer Altersklasse im Jahr 2023 Neunte wurde. Beim Ironman schwimmt man 3,8 Kilometer, fährt man 180 Kilometer Fahrrad und läuft 42,2 Kilometer. Der Ironman ist eine der härtesten Disziplinen der Welt, da man sehr viel Ausdauer und einen sehr großen Willen benötigt. Christina Paulus erzählt im Interview auch etwas über die finanziellen Verhältnisse, die beim Ironman eine sehr große Rolle spielen. Warum macht sie das Ganze trotz hoher Kosten? Das erklärt sie in diesem Interview…

Dieses Interview wurde durchgeführt von: Nele Knoke, Lias Menze und Leon von Hagen.

Was hast Du als Kind für Sportarten gemacht?
„Als Kind habe ich diverse Sportarten gemacht. Angefangen habe ich ungefähr mit sechs Jahren mit Tennis. Dann habe ich mit zehn Jahren mit Basketball angefangen und habe mit Schwimmen angefangen bei der Wasserwacht. Ansonsten war ich viel mit meinen Eltern unterwegs. Wir sind oft Fahrrad gefahren abends. Wie in Franken üblich, ging es zum Biergarten oder in den Bierkeller (lacht). Laufen habe ich gar nicht gemocht als Kind. Damit habe ich tatsächlich erst mit 20 Jahren angefangen. Ich mochte eher die Ballsportarten.“

Wie bist Du auf die Idee gekommen, beim Ironman mitzumachen? Und wann hast Du angefangen?
„Mit Triathlon habe ich begonnen als ich ungefähr 30 Jahre alt war. Da habe ich meinen ersten gemacht. Ich komme aus Herzogenaurach in Bayern. Da kommen Adidas und Puma her, eine sportliche Stadt. Und da gibt es einen Triathlon. Ich habe meinem damaligen Freund erzählt, dass es da so einen Triathlon gibt und ich das total cool finde. Ich konnte aber weder besonders gut schwimmen noch besonders gut Rad fahren oder laufen (lacht). Er hat gesagt, dann lass uns den doch einfach mal machen. Wir haben uns angemeldet und mit einem kleinen erst mal angefangen: 740 Meter schwimmen, 20 Kilometer Rad und 5 Kilometer laufen. Und dann habe ich das nach und nach gesteigert. Im nächsten Jahr war es dann eine etwas längere Distanz. Nach fünf Jahren habe ich meinen ersten Ironman gemacht.
Wer war Dein Kindheitsidol und warum?
„Tatsächlich fand ich immer Andre Agassi ganz cool. Einfach so, weil ich halt Tennis gespielt habe. Ich habe mich nicht so viel damit auseinandergesetzt. Aber Agassi kannte man halt (lacht).“

Wie lange trainierst Du für einen Ironman?
„In der Woche trainiere ich 15 bis 20 Stunden. Und meist geht die Vorbereitung so im November, Dezember los. Der Wettkampf ist in diesem Jahr am 1. Juni. Das ist relativ früh. Normalerweise habe ich erst Anfang Juli oder im August den Ironman. Das heißt so sechs bis acht Monate Vorbereitungszeit.“

Wie aufgeregt warst du bei deinem ersten Ironman?
„Oh Gott, ganz, ganz schlimm (lacht). Man muss ganz früh aufstehen, weil der Start meistens schon zwischen 6.30 Uhr und 7.30 Uhr erfolgt. Und am besten isst man schon drei Stunden vorher, damit alles verdaut ist, bis man startet. Das heißt, man steht eigentlich um 3 Uhr auf und muss dann um 4 Uhr essen. Und mir war so schlecht, ich war so aufgeregt, dass ich nichts von meinem Essen runtergekriegt habe.“

Welche der drei Ironman-Disziplinen, also Schwimmen, Laufen und Fahrradfahren, magst Du am wenigsten?
„Ich mag alle drei sehr, sehr gerne. Aber schwimmen fällt mir am schwersten.“

Woran liegt das?
„Schwimmen ist eine technische Sportart. Und ich bin damals, als ich angefangen habe, brustgeschwommen. Beim Triathlon wird aber gekrault, weil man so schneller ist. Somit habe ich quasi erst mit 30 Jahren angefangen, als ich auch mit Triathlon angefangen habe. Das dann noch zu lernen, ist schwierig.“

Und wie bist Du zum Laufen gekommen? Das mochtest Du als Kind doch nicht besonders...
„Ich war nach dem Abitur für ein Jahr in Norwegen. Da gab es nicht viele andere Möglichkeiten und laufen kann man immer (lacht). Im Studium war es das Gleiche. Ich war weit weg von meinen Vereinen. Und fürs Laufen braucht man nur ein paar Schuhe, Klamotten und dann geht’s raus.“

Was und wie viel isst und trinkst Du vor und während des Wettkampfes?
„Also vor dem Wettkampf morgens trinke ich meistens einen halben Liter Tee oder Wasser. Kaffee nicht, weil den vertrage ich nicht. Da kriege ich dann immer Magenkrämpfe und Magenprobleme beim Wettkampf. Am Abend vorher gibt es noch eine Schüssel Porridge. Und während des Wettkampfs ernähre ich mich flüssig, das heißt mit Gels. Manche essen auch Riegel oder Gummibärchen. Aber ich mag es nicht, beim Sport zu kauen. Das ist quasi purer Zucker. Und beim Laufen auch wieder Gels, die ich in so einer kleinen Handflasche dabei habe. An den Verpflegungsstationen trinke ich dann noch Cola. Also eigentlich Zucker den ganzen Tag – alles, was man sonst nicht essen soll (lacht).“

Musstest Du schon mal einen Ironman oder einen Triathlon abbrechen? Wenn ja, warum?
"Ja, einmal musste ich mal abbrechen. Und zwar war das meine erste WM, bei der ich dabei war. Das war aber kein Ironman, sondern eine Mitteldistanz. Heißt: 1.900 Meter Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren und 21 Laufen. Ich wusste aber vorher schon, dass ich es nicht zu Ende bringen werde. Ich hatte ein Schienbeinkantensyndrom, sodass beim Laufen Schmerzen entstehen. Ich hatte das Problem schon vor dem Wettkampf und bin es nicht losgeworden. Aber es war eine WM, und es war alles gebucht und bezahlt. Also bin ich trotzdem hingefahren und bin dann nur geschwommen und Rad gefahren.“

Welches war das schlimmste und welches schönste Erlebnis bei einem Ironman für Dich?
„Das Schönste war natürlich der Zieleinlauf 2023 auf Hawaii – meine erste Ironman-WM. Und das Schlimmste war letztes Jahr bei der Ironman-WM in Nizza. Da habe ich so starke Magenprobleme bekommen, dass ich es irgendwann nicht mehr ausgehalten habe und in dieses Dixi-Klo gehen musste. Es waren über 30 Grad und das Ding stand in der Sonne. Das war einfach das Ekligste, was mir je passiert ist (lacht).“

Und was geht dir während eines Ironman durch den Kopf?
„Erstaunlich wenig. Die Zeit vergeht immer ziemlich schnell. Man glaubt es nicht, man ist ja rund zehn Stunden unterwegs. Aber man hangelt sich dann so von Ziel zu Ziel. Man stellt sich dann zum Beispiel einen Timer, wann man wieder etwas zu sich nimmt. Man ist eigentlich so darauf konzentriert, dass man meistens gar nicht so viel denkt. Außer auf Hawaii, da habe ich ziemlich viel die Umgebung angeschaut, weil es einfach unglaublich schön ist. Da habe ich das Meer bewundert und die Lavafelder, durch die man fährt. Aber so wirklich denken tut man dann eigentlich nur, dass man die Kilometer runterzählt oder sich im Kopf ausrechnet, wie lange man mit dem aktuellen Tempo noch bis zum nächsten Ziel braucht.“

Welche Zeit möchtest Du in deiner Karriere noch erreichen?
„Das ist unterschiedlich. Es kommt immer auf die Strecke an. Letztes Jahr habe ich zum Beispiel ich die Challenge Roth gemacht. Das ist der bekannteste Triathlon in Deutschland. Das fällt nicht unter den Ironman, sind aber im Prinzip die gleichen Distanzen. Da wollte ich auf jeden Fall unter 10 Stunden bleiben und wenn möglich unter 9:30 Stunden. Leider war das Wetter so schlecht, sodass ich in 9:38 Stunden ins Ziel gekommen bin – war für mich auch okay. In Nizza zum Beispiel, bei der Ironman-WM letztes Jahr, fährt man mit dem Rad über 2.000 Höhenmeter. Dann dauert das Radfahren schon mal viel länger. So habe ich in Nizza über sechs Stunden fürs Radfahren gebraucht und in Roth nur fünf Stunden. Deswegen kann man das nicht so allgemein sagen, sondern man muss immer auf die Strecke schauen: Gibt es viele Höhenmeter? Ist es anspruchsvoll oder nicht? Dieses Jahr mache ich den Ironman Hamburg. Der hat zum Beispiel beim Radfahren nur 300 Höhenmeter. Da will ich auf jeden Fall unter 9:30 Stunden bleiben.“

Was machst Du beruflich?
„Ja, ich arbeite auch noch nebenher (lacht). Wenn man so wie ich als Altersklassenathlet und nicht als Profi teilnimmt, dann zahlst du für die Teilnahme. Man bekommt nicht wie in anderen Sportarten Geld dafür, sondern muss ganz schön viel Geld dafür bezahlen. Der Ironman Hamburg kostet 800 Euro, also nur die Teilnahme. Die Teilnahme bei den Ironman-WMs auf Hawaii und Nizza haben jeweils 1.500 Euro gekostet. Dazu kommt die ganze Verpflegung, die Gels, die Ausrüstung und, und, und. Die meisten, die den Sport machen, verdienen auch gut in ihren Berufen. Sonst kann man sich das leider oft nicht leisten. Bei Profis ist es natürlich wieder anders, die verdienen damit Geld. Aber da gibt es auch nur ganz wenige, die wirklich davon leben können. Beim Triathlon gibt es nicht viel Preisgeld. Wenn man die Ironman-WM gewinnt, dann bekommt man um die 100.000 Euro. Aber das ist dann quasi das Einkommen fürs ganze Jahr, wovon man alles bezahlen muss. Bei den normalen Ironman bekommen die Profis für einen Sieg ungefähr 5.000 Euro. Davon musst du noch die Steuern zahlen. Die meisten leben also von ihren Sponsorendeals, sofern sie welche bekommen. Ich arbeite sonst bei einer Werbeagentur in der IT-Abteilung und bin Projektmanager.“

Von was träumst Du noch in Deiner Karriere?
„Ich würde gerne nochmal zur Ironman-WM auf Hawaii und dann gerne aufs Podium. Als ich damals dort war, war ich Neunte in meiner Altersklasse. Ich würde gerne zumindest unter die Top Fünf kommen. Auf Hawaii kriegen die ersten Fünf eine schöne Holzschale. Das würde ich gerne nochmal schaffen.“
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