26.07.2010 22:51

Nicole Titz: „Das Element Wasser hat zwei Gesichter“

Interview der Woche mit der Schwimmwartin des Hamelner SV
Nicole Titz Hamelner Schwimmverein Schwimmen AWesA
Nicole Titz ist Schwimmwartin des Hamelner Schwimmvereins. AWesA sprach mit der 36-Jährigen über die Zukunft des Vereins und die Begeisterung für das Element Wasser.

AWesA: Nicole Titz, wie ist der Schwimmsport im Allgemeinen hier in Hameln-Pyrmont vertreten? Es gibt da ja mit Holzminden eine Zusammenarbeit!?
Nicole Titz: „Richtig, vor einigen Jahren haben sich die Landkreise Hameln-Pyrmont und Holzminden zusammengeschlossen zum Kreisschwimmverband Weserbergland. Das hat folgenden Hintergrund: In jedem Landkreis müssen sogenannte Kreismeisterschaften stattfinden und in den Landkreisen gibt es nicht  so viele Vereine. Zum Beispiel hier im Landkreis sind die Vereine, die Schwimmsport betreiben nur der Hamelner Schwimmverein, der Aerzener Schwimmverein, Eintracht Afferde und der MTV Bad Pyrmont. Ähnlich sieht die Situation auch in Holzminden aus. Bevor man mit nur vier Vereinen Kreismeisterschaften ausrichtet oder einen Kreisverband bildet, hat man dann gesagt, man schließt diese beiden Verbände zusammen. Das war auch bei den letzten Kreismeisterschaften so. Da waren erstmalig acht Vereine vertreten. Aus dem Holzmindener Landkreis waren noch die Wasserfreunde Holzminden, Aquasports Delligsen, Blau-Weiß Eschershausen und der Wassersportverein Grünenplan dabei.  Das sind auch die Vereine, die aktive Schwimmerinnen und Schwimmer haben.“

AWesA: Sind bei den Kreismeisterschaften generell nur Jugendliche am Start? Oder fehlen einfach die Senioren?
Titz: „An den letzten Meisterschaften haben nur Jugendliche teilgenommen. Aber es steht grundsätzlich auch den sogenannten „Masters“ offen, dort zu starten. Aber hier im Kreis haben wir nicht viele davon. „Masters“ bezeichnet dann den Jahrgang ab 1988/1989.“

AWesA: Es ist heute keine Besonderheit mehr, dass landkreisübergreifende Zusammenschlüsse eingegangen werden. Das machen mittlerweile viele Sportarten. Beim Tischtennis ist es beispielsweise noch anders: Da hat fast jeder Ort noch seinen eigenen Verein und auch seine eigene Spielstätte. Beim Schwimmen benötigt man eine Schwimmhalle. Ist  auch das ein großes Problem, dass die Orte, an denen Wettkämpfe stattfinden, eher rar bestückt sind?
Titz: „Das kommt auf jeden Fall mit hinzu. In Hameln gibt es beispielsweise nur noch ein Hallenbad, das Hallenbad am Einsiedlerbach. Im Sommer kommt zusätzlich das Südbad und das Waldbad Sünteltal hinzu, die als Trainingsstätten genutzt werden können. Aber im Winter ist es eben so, dass wir uns mit etlichen Vereinen aus Hameln das Hallenbad am Einsiedlerbach teilen müssen. Wenn man sich einmal den Montagabend anschaut: Da sind wir als Hamelner Schwimmverein, dann kommt noch Eintracht Afferde und der Ruderverein, der im Winter ebenfalls Hallenzeiten hat. Das ist ein Kommen und Gehen und für niemanden optimal. Da war die Situation früher mit dem Hallenbad an der Hafenstraße eindeutig besser.“

AWesA: Spüren Sie das an den Mitgliederzahlen?
Titz: „Nein. Die sind in etwa immer ähnlich. Wir, also der Hamelner Schwimmverein, haben immer zwischen 350 und 400 Mitglieder. Das schwankt ein wenig durch die Schwimmausbildung, die wir anbieten. Da kommen dann Kinder, die bei uns Schwimmen lernen. Einige bleiben dann bei uns, weil sie es klasse finden, einige treten dann aber auch zum Ende des Jahres wieder aus.“

AWesA: War in der Vergangenheit die Situation immer schon so? Oder war Hameln-Pyrmont einst eine Schwimm-Hochburg?
Titz: „Zu meiner aktiven Schwimmzeit gab es im gesamten Landkreis wesentlich mehr aktive Schwimmer. Wir, vom Hamelner Schwimmverein, hatten auch mal wirklich Gute mit dabei, die auch bei Deutschen Meisterschaften im Jugendbereich gestartete sind.“

AWesA: Wo steht denn der Hamelner Schwimmverein heute leistungsmäßig?
Titz: „Also im Kreisschwimmverband Weserbergland ist ganz klar Aquasports Delligesen dominant. Da ist der Rainer Meyer sehr aktiv, der auch auf Bezirksebene mit dabei ist. Und somit benutzen die auch Trainingszeiten in Hannover mit und fahren dort ins Leistungszentrum. Wir stehen im oberen Mittelfeld. Wir haben jetzt im Nachwuchsbereich die Inga Wiesner, Jahrgang 1994, die auf Bezirksebene dieses Jahr sehr gut geschwommen ist. Und unseren ganz kleinen Nachwuchs. Das ist die Anne Wrosch , Jahrgang 1999, die steht in mehreren Disziplinen unter den Top 10 in Norddeutschland und in der Deutschlandliste unter den Top 20. Aber es ist so, dass der Jahrgang 1999 noch keine Meisterschaften schwimmen darf. Das darf man erst ab einem Alter von zehn Jahren.“

AWesA: Fehlen den Schwimmern in Deutschland vielleicht auch bestimmte Vorbilder? Beim Schwimmsport denkt man auch immer an bestimmte Namen…
Titz: „Ja klar, das ist im Schwimmsport, wie auch in anderen Sportarten, der Fall. Besonders, wenn man die Olympischen Spiele in diesem Jahr gesehen hat. Wir waren zu dieser Zeit im Trainings-Zeltlager, was wir immer in der letzten Ferienwoche in Unsen machen. Da gab es immer ziemlich lange Gesichter, als wirklich keine guten Platzierungen und Zeiten dabei waren.“

AWesA: Glauben Sie, dass es in den nächsten Jahren wieder bergauf geht mit dem Schwimmsport?
Titz: „Ich hoffe sehr, dass es wieder besser wird. Ich gehe aber davon aus, dass wir uns noch ein paar Jahre gedulden müssen. Wenn man sich jetzt Antje Buschulte, die ihren Rücktritt erklärt hat, anschaut. Britta Steffen sagt zwar, sie macht noch bis 2012 weiter, aber da muss man auch abwarten, ob sie dann noch die Leistung bringen kann. So ganz jung ist sie ja auch nicht mehr. Da muss jetzt ganz klar wieder der Nachwuchsbereich aufgebaut werden.“

AWesA: Was würden Sie einem kleinen Kind raten, warum es ausgerechnet mit Schwimmen anfangen soll?
Titz: „Schwimmen ist einfach klasse! Alleine das Element Wasser. Jeder geht in seiner Freizeit Schwimmen. Für mich ist da einfach eine riesen Begeisterung da.“

AWesA: Wie kriegt man diese Begeisterung wieder auf die Kleineren übertragen?
Titz: „Wir versuchen bei den Kleineren ganz viel in Richtung Spaß zu machen. Dass wir nicht sagen: So, du musst  jetzt schwimmen, schwimmen, schwimmen. Sondern wir sagen auch einmal, heute machen wir Tauchübungen oder springen, um sie ein bisschen bei der Stange zu halten.“

AWesA: Aber es wird schon auf die Technik geachtet?
Titz: „Natürlich. Wir fangen bei den Kleinen mit dem Brustschwimmen an, also auch der Brusttechnik. Da achten wir schon sehr darauf. Und in der Rückenlage schwimmen. So etwas in diese Richtung eben. Aber immer mit dem spielerischen Element dabei. Aber natürlich sagen wir auch:  Wasser kann auch sehr gefährlich werden! Gerade bei den Kleinen muss man da schon besonders darauf achten und schon einmal energisch durchgreifen, wenn die aufeinander herumspringen. Dann muss man noch einmal erklären, was da alles passieren kann. Das Element Wasser hat zwei Gesichter.“

AWesA: Neben dem Schwimmen gibt es auch noch andere Sportarten, die im Wasser stattfinden. Wasserball wird im Hamelner Schwimmverein auch angeboten. Was gibt es denn noch genau im HSV?
Titz: „Genau, neben dem Wasserball bieten wir noch Aquagymnastik und Aquajogging an. Das ist sozusagen unsere Gesundheitssparte, in der Damen und Herren ab Mitte 40 dabei sind. Die haben einmal die Woche „Training“ bei einer ausgebildeten Physiotherapeutin. Die machen zunächst eine halbe Stunde Training im Schwimmlernbecken mit verschiedensten Geräten und danach geht es für eine halbe Stunde zum Aquajogging ins Schwimmerbecken, wo man dann diesen Gürtel um hat und man mit verschiedenen Übungen durchs Wasser läuft.“

AWesA: Was steht aus HSV-Sicht in nächster Zeit an?
Titz: „Für uns ist das Jahr 2008 fast gelaufen. Wir haben jetzt noch unsere Vereinsmeisterschaften, die wir gerade durchführen. Ab dem nächsten Jahr werden einige Nachwuchs-Talente von uns zum ersten Mal an kindgerechten Wettkämpfen starten. Auf die können wir auf jeden Fall aufbauen. Da haben wir einiges an Potential. Dann werden wir versuchen unsere „Zugpferde“, Jahrgang ´92 und ´94, noch eine Weile halten können. Aber das ist eben immer sehr schwierig. Auch mit der Schule.“

AWesA: Zum Abschluss die Frage: Wo sehen Sie Ihren Verein in fünf Jahren? Was sind die Träume, die man als Sportwartin des Hamelner Schwimmvereins hat?
Titz: „Da wäre das Vereinsjubiläum 2013. Da werden wir 100 Jahre alt. Aber ich freue mich besonders auf den Nachwuchs. Gerade mit Anne Wrosch oder den noch kleineren haben wir Nachwusch, auf den wir aufbauen können. Und ich hoffe auch wirklich, dass die auf Bezirks/ -und auf Landesebene schwimmen werden. Das wird noch etwas dauern. Aber das ist mein Wunschtraum!“

AWesA:  Nicole Titz, wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ihnen viel Glück und Erfolg für die Zukunft.
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