26.07.2010 22:24

Lange und Krause: „Kegeln ist ein reiner Konzentrationssport“

Interview der Woche mit dem Schatzmeister und dem Jugendwart des "Verein Hamelner Kegler"
Hans Lange und Christian Krause Verein Hamelner Kegler Kegeln AWesA
Hans Lange (60) ist Schatzmeister im „Verein Hamelner Kegler“ und seit 45 Jahren aktiver Spieler. Christian Krause (29) fungiert in Hamelns „Kegel-Dachorganisation“ als Jugendwart und ist bereits seit 20 Jahren dem Kegel-Sport verbunden. Wir sprachen mit den „Vollblut-Keglern“ über den Kegel-Sport in unserer Region, Erfolge und die Ziele für die Zukunft.

AWesA: Wie steht es in Hameln um den Kegelsport?
Hans Lange: „Wir sind als Verein Hamelner Kegler eine Dachorganisation für diverse Klubs. Im Jahr 1960 haben wir das Schützenhaus in Hameln gekauft und die Generation unserer Eltern hat dort damals die Kegelhalle gebaut. Und das war nur möglich, weil der Verein nur wenige Einzelmitglieder hat. Bei uns wurde Mitglied, wer dort als Kegelklub gekegelt hat. Das waren am Anfang alles Sportklubs. Und später haben dann auch Geselligkeitsklubs dazu gezählt. Von den Sportklubs gab es früher einmal 14 oder 15. Mittlerweile hat sich die Zahl drastisch reduziert, weil viele aufgrund des Alters oder anderen Gründen aufgehört haben. Heute haben wir quasi eine Spielgemeinschaft mit diesen Klubs innerhalb des Vereins, die noch existieren. Wir treten dann als SG Hameln auf. Das hat den Vorteil, dass es zum einen kostengünstiger ist. Zum anderen haben die einzelnen Klubs aber auch gar nicht mehr die Kapazität, die wir brauchen. Für eine Mannschaft braucht man sechs Personen, plus einen Ersatzmann. So lässt sich der Punktspielbetrieb bei uns besser und einfacher ausführen.“

AWesA: Wie sieht die Situation im Jugend-Bereich aus?
Christian Krause: „Jugendarbeit muss in allen Vereinen betrieben werden. Man muss sehen, dass man an die Jugendlichen, auch die im niedrigen Alter von acht, neun Jahren, herantritt. Das machen wir speziell über die Ferien-Card-Aktion, an der wir jedes Jahr teilnehmen, jeweils zum Anfang und Ende der Sommerferien. Und da haben wir bislang eigentlich eine recht gute Resonanz. Dieses Mal bieten wir in unserem Kegel-Center parallel auch Bowling an. Das ist mal etwas anderes. Ansonsten haben wir eine kleine Jugend-Abteilung, mit fünf Jugendlichen zurzeit. Da ist die Jüngste acht und die Älteste 16 Jahre alt.“

AWesA: In welcher Liga spielen Sie aktuell?
Krause: „Momentan spielen wir in der Bezirksliga. Das Ligen-System besteht aus der Kreisliga, 2. Bezirkslasse, 1. Bezirksklasse, Bezirksliga, Verbandsklasse, Verbandsliga und dann reicht es eben hoch bis zur 1. und 2. Bundesliga, wo zum Beispiel schon Hannover, Grasdorf und Springe spielen.  Die untersten Klassen spielen aber nur mit vier Leuten. Das wurde irgendwann einmal geändert.“
Lange: „Weil einfach die Mitgliederzahlen nicht mehr da sind. In der Jugend ist das ähnlich. Da gibt es dann auch Vierer-Mannschaften. Vor zwei Jahren haben wir (Anm. Red.: Senioren) sogar noch in der vierten Liga gekegelt. Also in der Verbandsklasse. Aber dann hatte man hier und da mal Verletzte, die Leute werden älter, dann kommen die Probleme mit der Bandscheibe oder dem Knie hinzu. Und wenn ein starker Spieler ausfällt, kann man das bei dieser Leistungsdichte gar nicht kompensieren. Dann geht man auch schnell wieder einmal eine Klasse runter. Das ist uns widerfahren. Und jetzt versuchen wir seit zwei Jahren wieder aufzusteigen. Wir sind auch immer mit oben dran. Es wechselt so zwischen dem ersten und dem zweiten Platz. Es steigt aber immer nur einer auf. “

AWesA: Tendenziell sinken die Mitgliederzahlen auch im Kegeln. Wie erklären Sie sich das?
Lange: „Das liegt hier an der Ignoranz der Medien. Ich kegel seit 45 Jahren und wir haben immer Landesmeister und Deutsche Meister gestellt. Das wurde in der Presse nie richtig gewürdigt.“

AWesA: Wie sind Sie damals zum Sportkegeln gekommen?
Lange: „Meine Familie, auch meine Mutter, hat damals schon Leistungskegeln betrieben. Darüber ist man dahin gekommen. Ich habe ja auch noch bei Preußen Fußball gespielt. Und irgendwann ging es dann los: Willst du es nicht auch einmal probieren mit dem Kegeln?  Gemacht, getan. Und zack: Das funktionierte. Ich war  nach zwei Jahren Deutscher Vize-Meister. Das sind natürlich Sachen, da fängt man an zu überlegen: Was machst du jetzt? Spielst du weiter Fußball? Das hat mir damals eigentlich viel mehr Spaß gemacht. Aber auf dem Hartplatz von 07 brauchte man sich nur einmal langlegen und schon hat man sich die Knie aufgeschlagen. Und dann kann man sich nicht mehr konzentrieren. Und Kegeln ist ein reiner Konzentrationssport, außer dass man noch Kondition braucht.“
Krause: „Wenn man auch einmal bedenkt, dass man 120 Kugeln in so einem Spiel wirft – und die Kugel wiegt so 2800 bis 2900 Gramm. Was das dann für Kilos sind. Und wir haben zwei Spiele am Tag, wenn wir ein Punktspiel bestreiten.“

AWesA: Welches sind Ihre größten Erfolge in der Vergangenheit?
Krause: „Die Deutsche Meisterschaft in Celle 1998. Dennis Fahs, Daniel Ziesener, Tobias Hambsch, der als Gastspieler aus Springe dabei war, und ich gingen als Vierer-Mannschaft an den Start. Wir wurden Deutscher Mannschaftsmeister im Bereich Jugend A. Als ich abends den Pokal in der Einzelkategorie sah, der am Tag darauf in einer Qualifikationsrunde und einer Entscheidungsrunde ausgetragen wurde, sagte ich noch aus Spaß: "Den hole ich mir auch noch".  Und so passierte es auch. Ich wurde auch noch Deutscher Meister im Einzel. In dieser Zeit, vor und nach der Meisterschaft, waren wir auch Nationalspieler in der B- und A-Jugend. Ein Höhepunkt in der Region Hameln war sicher auch das Länderspiel zwischen Deutschland und Dänemark in der weiblichen und männlichen Jugend A. Gespielt wurde über vier Bahnen in der Kegelbahn an der Klütstraße, in der wir heute noch spielen. Damals hatte man an der ersten und zweiten Bahn Tribünen aufgestellt und es wurde vor der Begegnung die Nationalhymne gespielt. Insgesamt waren 200 Jugendliche anwesend.“
Lange: „Ich habe für Niedersachsen vier Jahre in der Ländermannschaft „Senioren A“ gespielt. Da sind wir zwei Mal Deutscher Pokalsieger und zwei Mal Vize-Pokalsieger geworden. Wie gesagt, wir haben hier immer irgendwo Leistung gebracht. Das ist also nicht, wie wir gern scherzhaft sagen „Pullover-Kegeln“, sondern ernsthafter Sport.“
Krause: „Und diese Kader-Wochenenden sind auch mit Laufen, Zirkeltraining, Übungen an Geräten und solchen Sachen. Sie gingen über das ganze Wochenende von Freitag bis Sonntag.“

AWesA: Also geht das schon in den turnerischen Bereich?
Krause: „Ja, also es wird sich erst einmal warm gemacht. Dann wird beispielsweise eine viertel Stunde Seilspringen gemacht und dann geht es ab auf die Bahn und es werden 50 Würfe gespielt.  Ein Training, das bewirken soll, dass man sich richtig auf seine Kugeln konzentrieren kann. Für die einzelnen Disziplinen gab es anschließend Punkte. Es zählten also nicht nur die „Holz-Ergebnisse“, um in die Nationalmannschaft zu kommen.“

AWesA: Man kann heute beobachten, dass es immer mehr Leute zum Bowling zieht. Betrachten die Kegler das Bowling als Konkurrenz?
Lange: „Nein, das kann man nicht sagen. Das Bowlen ist ja eine vierte Kegelart. Und genauso wird es vom Deutschen Kegler-Bund auch behandelt. Aber das ist eine kleine Abteilung gegenüber den Keglern.“

AWesA: Welche Ziele haben Sie für die Zukunft?
Krause: „Also ein Traum wären doch die Deutschen Meisterschaften, vielleicht noch einmal in der Ländermannschaft spielen. Das wäre schon mal wieder schön. Und nicht im Einzel immer so knapp in den Bezirksmeisterschaften hängen zu bleiben.“

AWesA: Wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ihnen für die Zukunft viel Erfolg und alles Gute.
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