: „Verändert habe ich eigentlich gar nichts großartig. Ich denke, der Grund dafür ist ganz einfach, dass die Jungs vorher ohne Trainer rumgefahren sind und sich selbst gecoached haben. Von außen hat man doch immer einen anderen Blickwinkel. Die Jungs waren schon immer schnell, fit und wussten, dass das dicke Ende des Ruders ins Wasser muss (lacht). Der Rest ist dann einfach über die Jahre zusammengekommen. Man muss aber auch beachten, dass sich das Ligasystem über die Jahre hinweg nach oben komprimiert hat. Die Leistungsdichte ist dadurch immer höher geworden. Seit vier Jahren gibt es nun ja nur noch eine erste Bundesliga."
: „Da muss man ganz vorne anfangen. Ich bin früher selbst gerudert. Mit 18 gab es dann die Vakanz, dass es Trainermangel gab. Daher wurde ich gefragt, ob ich nicht die B-Junioren trainieren möchte. Das habe ich dann auch gemacht und auch während meines Zivildienstes und des Studiums fortgesetzt. Dann kamen irgendwann Haus und Kinder und es hat einfach nicht mehr so gepasst. 2009 ging dann das Projekt Ruderbundesliga an den Start. Im Winter 2012 kam man dann zu dem Entschluss, dass es ohne Trainer nicht weitergeht und so hat sich das ergeben. Der Vorteil ist, dass das Team aufgrund der verschiedenen Tätigkeiten überall verstreut ist und somit unter der Woche Individualsport betreibt. Daher muss ich nur am Wochenende parat stehen. Das ist auch einer der Gründe, warum mich diese Sportart und die Aufgabe so reizt: man arbeitet mit erwachsenen Menschen zusammen.“
Emre, Du bist selbst bereits seit einigen Jahren im Team des RBL-Achters als Riemenruderer aktiv und mittlerweile zum Co.-Kapitän aufgestiegen. Zuvor Du hast Dich allerdings auch schon im sogenannten „Skullen“ versucht. Worin liegen für Dich die zentralen Unterschiede zwischen den beiden Disziplinen?
Emre Tas: „Ich habe mit 16 oder 17 mit dem Rudern angefangen. Da ich zum Einstieg noch nicht die große Muskelmasse hatte, habe ich mich deshalb auch mit dem „Skullen“ beschäftigt, vorzugsweise im Einer…“
Wellhausen wirft ein: „Eigentlich starten alle Anfänger mit dem „Skullen“, vor allem im Alter von 12 bis 14. Es wird erst geskullt, weil es besser für den Rücken ist. Beim Riemenrudern verdrehst du dich vorne und hinten zu sehr. Daher ist es besser, wenn man zuerst eine gewisse Rückenmuskulatur aufgebaut hat. Generell hat das Riemenrudern aber natürlich den Reiz, dass du mit acht Leuten in einem Boot sitzt und dich koordinieren musst. Der eine zieht nach rechts, der andere nach links. Jeder hat ja nur ein Blatt in der Hand. Beim Skullen ist das einfacher, denn jeder hat sozusagen zwei Stöckchen in der Hand und somit tauchen dort auch zwei Ruderblätter parallel ins Wasser.“
Florian, als Pressesprecher des RBL hast Du einen anderen Blickwinkel auf das Achter-Team als die Akteure selbst. Was ist Deiner Meinung nach ausschlaggebend dafür, dass sich der Sparkasse-Hameln-Weserbergland-Achter mittlerweile zu einer festen Größe in Deutschlands Ruder-Landschaft entwickelt hat?
Florian Höltje: „Das könnte man aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Generell würde ich aber sagen, dass das Team selbst und dabei vor allem der Zusammenhalt im Team dafür gesorgt hat. Vor allem klappt das Miteinander auch generationsübergreifend. Ich meine, zwischen unserem Jungspund Erik Edler und Roelof und Ronald Bakker, die langsam auf die Mitte 30 zugehen, liegt schon eine ganz schöne Spanne. Einst wurden wir noch als die ‚jungen Wilden‘ bezeichnet, doch das hat sich im Laufe der Jahre etwas geändert. Trotzdem haben wir die Kontinuität, – und das, obwohl alle Mitglieder an unterschiedlichen Orten in Deutschland angesiedelt sind – vielleicht auch aufgrund der Heimatverbundenheit, beibehalten. Abgesehen davon ist natürlich auch das Training herausfordernd und rudern können sie alle (lacht). So konnten wir einfach jedes Jahr erneut antreten.“
Wellhausen fügt hinzu: „Unser ehemaliger Vorsitzender, Helmut Griep, hat auch immer forciert, dass diejenigen, die mit dem Leistungssport aufhören, gehalten werden. Wir haben hier den Nachteil, dass Hameln keine Studentenstadt ist und viele den Wohnort wechseln. Die RBL ist dafür ein guter Ansatz, denn man wird immer wieder mit neuen Aufgaben zurückkommen. Dadurch haben wir den Anreiz, dass die Leute nicht gänzlich gehen oder zumindest wiederkommen.“
Abbremsen nach dem Sprint-Intervall beim Training. Foto: Florian Höltje.
Aus den Berichten der vergangenen Wettkampftage geht hervor, dass die Entscheidungen zwischen den Platzierungen meist auf Zehntel-Sekunden zurückzuführen sind. Wie schätzt Ihr die Konkurrenz im diesjährigen Wettbewerb ein?
Wellhausen: „Es gibt eine Mannschaft, die nach oben hin rausfällt, und das ist Münster – sofern sie keinen Blödsinn mehr machen. Die rudern so schön und schnell wie keine andere. Danach kommen mit Osnabrück und Hamburg zwei Teams, die ehemalige Nationalmannschaftsruderer in ihren Reihen haben. Dahinter wird das Feld sehr eng. Der nächste Wettkampftag in Krefeld wird noch einmal enger, weil es dann nur über die 250 Meter geht. Früher waren wir eine startstarke Mannschaft und sind auf die ersten Meter gut losgekommen. Heutzutage ist das nicht mehr ganz so, weil die Jungs ordentlich an Muskelmasse zugelegt haben. Das macht es noch einmal schwieriger.“
Tas fügt hinzu: „In Hamburg ist es ähnlich. Da wird die Strecke auch nur 270 Meter lang sein. Dementsprechend wird auch das schwierig werden.“
In der aktuellen Saison belegt Ihr zwei Wettkampftage vor Ende den zehnten Rang in der Bundesliga-Tabelle. Damit befindet Ihr Euch aktuell innerhalb der Top-Ten-Platzierung, die Ihr als selbst erklärtes Saisonziel anvisiert. Worauf müsst Ihr bei den verbleibenden zwei Wettkampftagen noch besonders achten, damit nach dem letzten Finaltag in Hamburg gefeiert werden darf?
Wellhausen: „Wir müssen auf jeden Fall zusehen, dass der Start vernünftig klappt. Es sind 18 Mannschaften und ein schwieriger Modus. Deshalb müssen wir zusehen, dass wir in den Läufen nicht nur gewinnen, sondern auch eine schnelle Zeit fahren. Wie bei allen Außensportarten muss man aber auch ein wenig Glück mit dem Wetter haben. Mal hast du Gegenwind, mal hast du Schiebewind. Das kann besonders bei kurzen Strecken entscheidend sein.“
Tas fügt hinzu: „Das hat man beispielsweise in Minden gesehen. Das Melitta-Team hatte im ersten Zeitlauf unheimlich starken Schiebwind und die zweitbeste Zeit. Dafür sind im nächsten Lauf fast stehengeblieben und am Ende nur 11. geworden.“
Immer wieder mausern sich auch Nachwuchs-Talente aus dem Breiten- und Jugendsportbereich vom Ruderverein Weser zum festen Bestandteil Eures Kaders. Was ist das Geheimnis Eurer Jugendarbeit, die Euch schon seit Jahren immer wieder hochveranlagte Ruderer beschert?
Wellhausen: „Ehrlicherweise läuft das bei uns im Moment gar nicht so ideal, weil die schnellen Ruderer eher in die leichtere Gewichtsklasse fallen. Die nehmen eher nach und nach an Muskelmasse zu und kommen dann zu uns.“
Tas fügt hinzu: „Als ich angefangen habe, war ich beispielsweise auch ein Leichtgewicht. Bei uns ist das aber so, dass die Älteren die Jüngeren mitziehen, zum Beispiel beim Kraftsport. Das war auch bei mir so. Man hat mir gezeigt, wie es richtig geht, und mir geholfen, das richtige Einstiegsgewicht zu finden. Das hat unheimlich geholfen, um auch relativ schnell Muskeln aufzubauen.“
Die anhaltende Dürreperiode in diesem schier endlosen Sommer hat auch Auswirkungen auf die Wasserstände. So ist der Pegel der Weser in den vergangenen Wochen und Monaten beispielsweise kontinuierlich gesunken. Inwiefern macht sich diese Veränderung auch auf dem Wasser bemerkbar?
Wellhausen: „Da wir auf der Weser im Staubereich trainieren, hat das bei uns eigentlich keinen Einfluss. Da die Regatten auch meist auf Stauseen stattfinden, ist die Wassertiefe damit auch immer gleich. Kritisch wird es erst im Winter, wenn das Eis kommt. Sicherlich gibt es aber Rudervereine, die derzeit mit dem Niedrigwasser wirklich zu kämpfen haben.“
Tas fügt hinzu: „Es hat auf jeden Fall keinen negativen Effekt. Durch die geringere Strömung bei geringer Wassertiefe hat das möglicherweise sogar Vorteile.“
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