08.04.2021 10:02

Interview


TT-Kreisverband-Vorsitzender Holweg: „Soziales Miteinander fehlt an allen Ecken"

„Niemand kann seriös vorhersagen ob und wie viel Mitgliederschwund eintreten wird" / „Für uns alle frustrierend und ganz besonders auch für den Nachwuchs"
Karl Holweg Portraitfoto
Karl Holweg ist Vorstandsvorsitzender des TT-Kreisverbands Hameln-Pyrmont.
Es sind nicht nur die „ganz großen“ Sportarten wie Fußball oder Handball, die unter den Corona-Auflagen leiden. Deshalb haben wir uns mit Karl Holweg, Vorstandsvorsitzender des TT-Kreisverbands Hameln-Pyrmont, über die aktuelle Lage im Tischtennis unterhalten.

Der Sport in ganz Deutschland ruht und insbesondere der Hallensport leidet unter der Corona-Pandemie. Sie sind als Vorstandsvorsitzender des TT-Kreisverbands Hameln-Pyrmont aktiv und darüber hinaus Spieler des TSV Hachmühlen. Wie bewerten Sie die aktuelle Lage aus Sicht eines Funktionärs, aber auch aus der Sicht eines aktiven Sportlers?
„Als Vorsitzender eines Fachverbandes und auch als Sportler ist die Situation sehr unbefriedigend. Der Tischtennissport ist im Grunde ein Individualsportart wie z. B. Tennis auch. Trotzdem ist es uns nicht erlaubt, unter Beachtung der guten und aufgrund der Erfahrungen aus dem ersten Lockdown weiter verbesserten Hygienekonzepte, unseren Sport in der Halle auszuüben. Es ist wie in allen anderen Sportarten auch so, dass die Profis weiter ihrem Beruf nachgehen können, aber die breite Masse der Amateure dabei zuschauen muss – obwohl diese ja das Rückgrat für den Profisport bildet, weil aus dem Nachwuchs (alles Amateure) die späteren Profis ausgebildet werden. Eine Förderung bzw. die Entdeckung von Talenten ist in dieser Zeit einfach nicht möglich. Dies ist für uns alle frustrierend und ganz besonders auch für den Nachwuchs, der mindestens ein Jahr Lernzeit verloren hat, kaum mehr aufzuholen.“
 
Der Niedersächsische Fußballverband hat erst kürzlich die Freiluftsaison für beendet erklärt. Die jüngeren Jahrgänge, sprich G- bis D-Jugend, dürfen die Saison jedoch noch sportlich beenden. Wie sieht die Perspektive im Bereich Tischtennis aus?
„Der Niedersächsische Tischtennisverband (TTVN) hat in Absprache mit dem Deutschen Tischtennisbund (DTTB) und den anderen Landesverbänden die Saison 2020/2021 im Erwachsenenbereich Ende Februar 2021 abgebrochen. Den Nachwuchsspielklassen sollte ggfs. die Möglichkeit eingeräumt werden, die Saison in Form einer Hauptrunde (ohne ein Rückspiel) bis Ende Mai dieses Jahres zu Ende zu spielen. Bedingt durch die Tatsache, dass der Lockdown seit November 2020 immer wieder verlängert wurde und eine Hallenöffnung im März unwahrscheinlich war, hat zunächst der TTVN und dann auch der TT-Bezirksverband Hannover auch die Saison im Nachwuchsbereich abgebrochen. Der Tischtenniskreisverband Hameln-Pyrmont hat in einer Online-Vorstandssitzung am 25.03.2021 ebenfalls einstimmig beschlossen, die Saison im Nachwuchsbereich auch auf Kreisebene abzubrechen. Begründung für diese sicherlich nicht leichte Entscheidung war, dass noch ca. 62 Prozent aller Punktspiele gespielt werden müssen und dies ohne eine konkrete Perspektive der Hallenöffnung, geschweige denn, dass neben der eigenen Vereinskohorte auch noch andere Mannschaften in die Halle dürfen.“
 
Viele Experten fürchten aufgrund der Corona-Pandemie einen Mitgliederrückgang an der Basis. Wie ist Ihr aktueller Eindruck: Gibt es in der Sportart Tischtennis einen merklichen Rückgang oder sind die Mitglieder geduldig?
„Natürlich kann jetzt noch niemand seriös vorhersagen ob und wie viel Mitgliederschwund eintreten wird. Dies werden erst die Meldungen zur neuen Saison zeigen – wenn dann ein einigermaßen regulärer Punktspielbetrieb stattfinden kann. Im Rahmen der letzten Arbeitstagung gab der TTVN bekannt, dass dort mit einem Mitgliederschwund von ca. 5 Prozent gerechnet wird. Wenn dies so kommt, wird es ziemlich eng mit der jetzigen Spielklasseneinteilung. Wenn es mehr werden sollten, hat das mit Sicherheit große Auswirkungen auf den Spielbetrieb – möglicherweise Zusammenlegung von Gruppen in einer gleichen Spielklasse, Änderungen der Mannschaftsstärke, etc.. Als Kreisverband werden wir – zumindest was die Meldung der Vereine angeht – große Flexibilität zeigen hinsichtlich von Rückzügen oder Nachmeldungen von Mannschaften. Alle Vereine müssen nach einer derart langen Pause erstmal sehen, wer weiterhin als Spielerin oder Spieler zur Verfügung steht. Ich kann aus meiner Vereinssicht sagen, dass beim TSV Hachmühlen im Erwachsenenbereich bisher noch keine frustrierten Abgänge zu verzeichnen sind. Im Nachwuchsbereich versucht unsere Abteilungsleitung die Kids mit gezielten Online-Aktionen bei Laune zu halten. Bisher haben auch viele Kids mitgemacht. In diesem Zusammenhang möchte ich noch darauf hinweisen, dass ein Team aus unserem Verein beim TTVN e-Cup den Landesmeistertitel gewonnen hat. Ein ausführlicher Bericht erscheint in den nächsten Tagen auf unserer Homepage www.tsv-hachmuehlen.de/tischtennis (Anm.d.Red., natürlich auch auf AWesA.de).
 
Abschließend: Das Vereinsleben ist momentan non-existent. Was raten Sie den Vereinen, zumindest im Ansatz eine Art von Zusammengehörigkeitsgefühl beizubehalten?
„Neben den Online-Besprechungen oder auch einfach mal Online-Quatschrunden muss sich jeder Verein gerade um den Nachwuchs besonders kümmern. Für den Austausch von Neuigkeiten oder auch um den Frust loszuwerden, eignen sich auch WhatsApp-Gruppen oder Ähnliches. So bleiben die Mitglieder im Kontakt und selbstverständlich können auf diese Art und Weise auch Neuigkeiten aus dem Vereinsleben bekannt gemacht werden. All diese Maßnahmen ersetzen allerdings nicht die Zusammenkünfte während des Trainings oder während der Punktspiele. Das soziale Miteinander, welches vorher für die Funktionsträger im Verein teilweise schon ein bisschen stressig war, fehlt an allen Ecken und Enden und wird sehnlichst wieder erwartet. Damit der Nachwuchs nach der Hallenöffnung wieder am Tisch steht, kann es förderlich sein, ihm z. B. eine Einladung zum Training auf einer Postkarte zu schicken. Dies ist schon mal eine Abwechselung zum derzeitigen 'Online-Leben' in der Schule und mit den Freunden.“
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Team AWesA
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