28.11.2020 09:30

Interview


100-jährige Achterbahnfahrt: Fryes Buch über 100 Jahre SpVgg. Bad Pyrmont

Buchautor Klaus Frye spricht über Schwierigkeiten, Höhepunkte, Tiefpunkte / „Die Pyrmonter machen sich besser als von vielen erwartet“
Klaus Frye Buch Als Hölzenbein die Hose platzte SpVgg Bad Pyrmont 100 Jahre
Klaus Frye präsentiert sein neues Werk „Als Hölzenbein die Hose platzte“.
100 Jahre auf 212 Seiten: Klaus Frye war trotz seines Ruhestands im Jahr 2020 hochaktiv. Der Sportjournalist hat der Spielvereinigung Bad Pyrmont mit seinem Werk „Als Hölzenbein die Hose platzte“ ein Denkmal gesetzt. Historische Aufarbeitung mit journalistischer Genauigkeit - Frye hat in seinem Buch die Highlights des prägenden Kurstadt-Vereins zu Papier gebracht. Anlässlich der Veröffentlichung seines Buches haben wir uns mit ihm unterhalten. So viel vorweg: Das Buch ist lediglich 250 Mal gedruckt worden – wer das Buch lesen will, sollte sich also sputen.

Die Verkaufsstellen:

Staatsbad Ticket-Shop in der Wandelhalle
Tourist-Info Bad Pyrmont, Europaplatz
Fürstenbuchhandlung Bad Pyrmont, Brunnenplatz
Dewezet-Geschäftsstelle, Osterstraße, Hameln


Klaus, zunächst herzlichen Glückwunsch zu der Veröffentlichung Deines Buches. Anstatt Deinen Ruhestand zu genießen, warst Du in den letzten 14 Monaten richtig fleißig. Warum konntest Du es trotz verdientem Ruhestand doch nicht lassen?
Klaus Frye: „Der Ruhestand war die Voraussetzung dafür, dass dieses Buch überhaupt entstanden ist. Wäre ich noch beruflich eingebunden, hätte ich gar nicht die Zeit dazu finden können. Ich habe dieses Buch geschrieben, weil die Spielvereinigung es als der prägende Verein Bad Pyrmonts verdient hat. In diesen 100 Jahren ist so viel passiert, es gibt so viele Geschichten zu erzählen und dieser Verein hat der Stadt so viel gegeben. Für mich als heimatverbundenen Bad Pyrmonter steckt damit auch eine persönliche Note im Buch – nicht aus Verbundenheit zur Spielvereinigung, sondern aus Verbundenheit zur Stadt. Die Spielvereinigung ist Teil der Bad Pyrmonter Stadthistorie.“

100 Jahre sind eine lange Zeit, die Du im Buch abdecken musstest. Auf welche besonderen Herausforderungen bist Du dabei gestoßen?
„Die Anfangsjahre bis zu den Kriegsjahren waren sehr schwierig für mich als Autor. Man hat keinen Zugriff auf Archive, Zeitungen haben nicht in der heutigen Form über Sport berichtet. Die Spielvereinigung selbst hat zudem kein Vereinsarchiv und Zeitzeugen sind aufgrund der mittlerweile weit zurückliegenden Jahre die absolute Ausnahme. Daher bin ich besonders dankbar, dass Paul Reinemund, der 'Postmann aus Lügde', mit seinen 93 Jahren viel bei der Spielvereinigung bzw. ihren Vorgängervereinen gesehen, erlebt und sich mir mitgeteilt hat. Besonders schön war, dass dann zusätzlich noch viele Fotos aus den Jahren 1920 bis 1943 aufgetaucht sind, teilweise sogar mit Namen zu den Spielern – ein riesiger Glücksfall und eine große Motivation für mich. Als dieser erste schwierige Part getan war, war der Rest im Vergleich relativ einfach. Die Zeit ab 1964 habe ich persönlich ja miterlebt, als ich elfjährig schon bei der Spielvereinigung zugeschaut habe.“

Wer das Buch liest, wird schnell erkennen: Dieses Werk dient nicht zur Lobhudelei...
„Richtig, ich habe die 100-jährige Vereinsgeschichte journalistisch neutral betrachtet. Es gibt kein Würfelzucker (lacht). Und natürlich gehört der Rückzug von der Landesliga in die 1. Kreisklasse genauso zur Geschichte wie die großen 1970er Jahre, als Pyrmont im DFB-Pokal und der 3. Liga vertreten war. Sicherlich ist der Blick auf die jüngste Geschichte ebenfalls eher kritisch, als bei der Spielvereinigung ein fragwürdiger Umbruch stattgefunden und der damalige sportliche Leiter offen von der Regionalliga gesprochen hat. Plötzlich wurden viele Spieler verpflichtet, die von weit weg kamen und deren Qualität am Ende auch nicht zu den Ambitionen des Vereins passte. Wünsche und Wirklichkeit lagen da ziemlich weit auseinander. Das darf man eben auch nicht außer Acht lassen.“

Du verfolgst die Spielvereinigung seit über 50 Jahren hautnah. Welche Momente möchtest Du niemals missen?
„Die goldenen 70er Jahre waren sicherlich der Höhepunkt. Es wird ja noch heute von den großen Derbys gegen Preußen Hameln gesprochen, als über 7.000 Zuschauer sich das Spektakel angesehen haben. Das sind Spiele, die wir in Hameln-Pyrmont wohl nie wieder sehen werden und die zu den absoluten Höhepunkten in der Sportgeschichte Hameln-Pyrmonts gehören.“

Aktuell befindet sich die Spielvereinigung Bad Pyrmont wieder im Umbruch, gehört damit zu den vermeintlichen Abstiegskandidaten in der Landesliga. Wie bewertest du die aktuelle Lage?
„Die Pyrmonter machen sich besser als von vielen erwartet. Die bisherige Entwicklung unter Trainer Christopher Loges ist positiv. Trotz vieler junger Spieler, die vorher noch in der Kreisliga gespielt haben, und einiger langzeitverletzter Leistungsträger präsentiert sich Bad Pyrmont wirklich anständig. Die Spielvereinigung besinnt sich auf ihre alten Tugenden, die in den letzten Jahren in Vergessenheit geraten sind: Spieler aus und um Bad Pyrmont spielen für ihre Stadt. Und irgendwie schließt sich in größerer Betrachtung auch ein Kreis: Ausgerechnet der Sohn des größten Fußballers, den Bad Pyrmont je gesehen hat, haucht dem Verein nun neues Leben ein...“

Klaus, wir danken Dir für das Gespräch!
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