22.02.2020 10:59

Interview


Griese-Interview: Meisterrennen, 3. Liga, Verstärkungen & Verlängerungen

Der Tenor: Im Falle des Aufstiegs muss Verstärkung her / Ein ausführliches Interview über die aktuelle und künftige Entwicklung von Rohrsens Oberliga-Damen

Rohrsens Trainer Carem Griese spricht ausführlich über die aktuelle Situation, einen möglichen Aufstieg in die 3. Liga - und dazu nötige Verstärkungen.
Rohrsen ist seit zehn Spielen ungeschlagen, hat 19:1 Punkte geholt und das Gipfeltreffen gegen den bis dahin ungeschlagenen Spitzenreiter MTV VJ Peine mit 27:23 für sich entschieden. Vor dieser beeindruckenden Serie waren die Leistungen noch schwankend – was hat sich gegenüber dem inkonstanten Saisonanfang verändert?
Carem Griese: „Wir freuen uns natürlich über die zurückliegende Serie. Aber sie liegt eben zurück. Interessanter sind die kommenden Spiele gegen starke Mannschaften, die uns alle fordern werden, wie Plesse kommenden Sonntag. Die Konstanz unserer Leistungen hat sich im Laufe der Saison sicher verbessert, auch wenn wir immer noch Schwankungen unterliegen. Die Phasen sind nur kürzer geworden und am Ende standen zuletzt erfreulicherweise Siege, manche allerdings sehr knapp. Einem jungen Team gestehe ich natürlich Schwankungen zu. Wenn es passiert, ärgere ich mich aufgrund meines Ehrgeizes trotzdem – da bin ich emotional. Aber wir wissen alle, welches Potential in der Mannschaft steckt.“

Als Rohrsen im September 2015 seine Drittligamannschaft notgedrungen zurückziehen musste, habt Ihr 2016/17 in der Oberliga einen Neustart gewagt – mit Dir als neuem Trainer. Dreieinhalb Jahre später gehört Ihr wieder zur Crème de la Crème der Oberliga. Wir habt Ihr diese Transformation vollzogen?
„Zunächst gebührt das Lob in erster Linie dem Vereinsumfeld und Nina (Anm.d.Red., Nina Griese ist Rohrsens Managerin). Sie hat sich 2015/2016 entschieden, dem Verein, der ihr schöne Jahre als Spielerin ermöglicht hat, etwas zurückzugeben. Ohne ihr Engagement und die Kontakte wäre der Verlauf der letzten Jahre nicht möglich gewesen. Wir sind damals mit einigen treuen, aber auch neuen Spielerinnen angetreten, um nachhaltig und in aller Ruhe wieder etwas aufzubauen. Thomas Niepelt (Anm.d.Red., Rohrsens Handballwart) und ich haben besprochen, miteinander Geduld zu haben und in vier Jahren wir oben dran zu sein. Rückblickend muss man sagen, dass der 'Plan' bis heute richtig gut funktioniert hat und eine wunderbare und junge Mannschaft mit einem Altersschnitt von 23 Jahren entstanden ist, mit der man sich identifizieren kann. Die Halle wird voller bei unseren Heimspielen, das Interesse wächst auch bei den Sponsoren, man wird auf das Team angesprochen. Das ist sehr schön! Dazu kommen Highlights wie unser Spiel im November gegen das Bundesliga-Topteam aus Blomberg. Das sind bleibende Erinnerungen für alle Beteiligten und begeistert die Fans.“


Rohrsen befindet sich in bestechender Form.
Der Abstand zu Peine beträgt nur noch zwei Punkte. Ihr habt die Meisterschaft aktuell sogar in der eigenen Hand. Sollten Peine und Rohrsen keine Punkte mehr abgeben, käme es am letzten Spieltag zum großen „Aufstiegsshowdown“ beider Mannschaften – bei einem Sieg wäre Rohrsen aufgrund des gewonnenen direkten Vergleichs, ungeachtet des Torverhältnisses, Erster. Bis dahin ist es sicherlich noch ein langer Weg. Dennoch: Wie sehr beschäftigen sich Verein und Mannschaft mit der Meisterschaft?
„Das ist faktisch natürlich richtig. Es darf uns aber nicht den Blick verstellen, dass wir an jedem Wochenende hart und konzentriert daran arbeiten müssen, um den positiven Lauf zu behalten. Das Spiel in Peine ist dabei noch sehr weit weg. Es ist für beide Teams noch ein weiter Weg bis dahin. Natürlich zwingt uns die aktuelle Tabelle, in positivem Sinne, dazu, uns Gedanken zu machen. Es wäre ja unseriös, in der vierten Liga nicht vernünftig und mit Weitblick zu planen. Hierbei sind die Spielerinnen, das Trainerteam und der Verein in sehr vertrauensvollen Gesprächen miteinander, den 'richtigen' Weg zu finden. Insofern beschäftigen wir uns natürlich mit den aktuellen Themen.“

Was den MTV Rohrsen auszeichnet: Nicht nur die erste Mannschaft ist gut aufgestellt. Die „Zwote“ spielt in der Landesliga, wenn auch gegen den Abstieg – der Verein stellt die beiden besten Frauenteams des Landkreises Hameln-Pyrmont. Darüber hinaus ist mit der JSG Weserbergland ein Meilenstein im Jugendbereich vollzogen worden. Aktuell scheint das Vereinskonzept voll aufzugehen...
„Eigentlich ist Eure Feststellung eher traurig für den regionalen Handball, aber es stimmt leider. Die Vereine und Mannschaften in unserer spektakulären Sportart werden immer weniger. Im Gegensatz dazu hat sich der MTV Rohrsen in der Vergangenheit sehr positiv entwickelt. Neben einem hohen Maß an Führungskompetenz und Sachverstand wurde der Damenhandball schon immer etwas mehr gefördert als in anderen Vereinen, das zahlt sich aus. Die Strukturen bieten jungen, ambitionierten Spielerinnen beste Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Die Zweite soll nach dem 'Findungsjahr' perspektivisch weiter als Sprungbrett für Talente aufgebaut werden – ein ebenso spannendes Projekt wie Rohrsens Erste und gerade für die jungen Spielerinnen aus der Region sehr reizvoll. Zudem ist die JSG Weserbergland mit sehr viel Weitsicht gegründet worden. Die handelnden Personen arbeiten mit einer bemerkenswerten Leidenschaft und Empathie für die Kinder und Jugendlichen. Das ist toll zu sehen. Insbesondere der weibliche Bereich ist für den MTV Rohrsen im Leistungsbereich ein Segen. An dieser Stelle mal ein großes Dankeschön an alle Helfer und Beteiligten!“

Der Lohn für den ersten Platz ist naturgemäß der Aufstieg in die Dritte Liga. Damit verbunden sind große Herausforderungen für den gesamten Verein. Wie gut ist der Verein MTV Rohrsen im Fall der Fälle aufgestellt – finanziell und organisatorisch?
„Das kann ich als Verantwortlicher für den sportlichen Bereich nicht im Detail beantworten. Es gab sehr gute Gespräche aller Beteiligten, an deren Ende der Verein dem Team zugesagt hat, die 3. Liga, wenn es denn passiert, zu ermöglichen. Das freut uns ungemein, denn es ist erstens eine große Wertschätzung gegenüber der bisherigen Entwicklung des Teams und jeder einzelnen Spielerin sowie ein bemerkenswerter Vertrauensvorschuss in die Mannschaft. Natürlich warten organisatorische Herausforderungen, denen sich alle gemeinsam stellen wollen. Aber es gibt auch einen 'Plan B', denn die Strukturen mit den drei Damenteams und der Jugendförderung in der JSG sind stabil und ausbaufähig, es muss nicht um jeden Preis die dritte Liga sein.“

Die größte Hürde wäre natürlich das Sportliche. Es ist immer wieder zu beobachten, dass Drittliga-Aufsteiger umgehend wieder absteigen. Welche Möglichkeiten bestünden im Falle des Aufstiegs, nicht ebenfalls durchgereicht zu werden? Werden Verstärkungen benötigt?
„In der Tat sind wir auch auf sportlicher Ebene nicht blauäugig. Wir waren in den vergangenen Spielzeiten in der 'Beobachtungsposition' und haben gut aufgepasst. Nun sind wir selbst gefordert, uns Gedanken zu machen. Der Unterschied zwischen den Spielklassen ist immens, das haben zuletzt alle Aufsteiger erfahren. Deshalb müssten wir uns in diesem Fall sicherlich in der Spitze und Breite besser aufstellen, das wissen die Mädels auch und sind hierfür aufgeschlossen. Wir sind dazu in Gesprächen, aber natürlich können sich Spielerinnen, die sich hier angesprochen fühlen, auch sehr gerne bei uns melden, wir sind offen für jede Idee. Wichtig ist mir aber zu betonen, dass wir unsere derzeitigen Spielerinnen weiter fördern möchten und uns wünschen, das Team zusammen zu halten, wohl wissend, dass wir Verstärkungen benötigen würden. Bei aller Jugendlichkeit müssen wir in Stresssituationen noch abgezockter werden.“


Celina Männich.
Eure aktuelle Form weckt natürlich auch Begehrlichkeiten. Celina Männich sorgte erst kürzlich für positive Schlagzeilen, als sie in den Kader der Beachhandball-Nationalmannschaft berufen wurde und es stehen weitere hochtalentierte Mädels in Eurem Team. Wie stellt der Verein sicher, dass die personelle Konstanz auch in den kommenden Jahren gegeben ist?
„Wie gesagt, das hat für uns Priorität. Neben der Freude, dass die jungen Spielerinnen völlig verdient Begehrlichkeiten wecken, denn das würdigt die Arbeit des gesamten Vereins in den letzten Jahren, ist natürlich auch unsere Achtsamkeit gefordert. Junge Frauen haben konkrete Vorstellungen und das ist auch gut so. Nur so konnten wir uns bis hierher entwickeln. Personelle Konstanz ist wesentlich für ein Team und die Entwicklung. Dafür möchten wir weiterhin mit den Punkten überzeugen, für die der Verein steht: Wir vertrauen, fördern, verbessern, unterstützen, aber fordern auch. Beim MTV Rohrsen gibt es ein positives Umfeld, das überhaupt nicht selbstverständlich ist und sehr vielen Vergleichen standhält. Die Mädels haben jegliche Unterstützung, aber auch viele Freiheiten. Ich kann sagen, der Verein ist Fan des Damenhandballs und man fühlt sich einfach wohl mit dieser Herzlichkeit, auch wenn es immer Dinge zu verbessern gibt. Wir hoffen weiterhin, dass die Mädels das sehen und zu schätzen wissen. Es bewegt sich etwas!“

Nicht nur die Kaderzusammensetzung, sondern auch das Team um das Team hat sich als Erfolgsmodell herausgestellt. Leitet das Trainerteam mit Dir als Chefcoach, Co-Trainer Dennis Werner, Torwarttrainerin Marion Hartmann-Kretschmer und Managerin Nina Griese auch in der kommenden Saison die sportlichen Geschicke?
„Die Frage habt Ihr also aufgespart (lacht). Ja, das wird so sein. Ich sehe es als meine Pflicht an, dem Verein das entgegengebrachte Vertrauen zurückzugeben, und bin dafür sehr dankbar. Die Reise wird so oder so spannend und das Team macht einfach Spaß. Das gleiche gilt für Dennis,  Marion und Nina. Wir haben ein sehr großes Vertrauen innerhalb des Trainerteams und Spaß dabei. Das sollte die Hauptsache sein bei aller Leistungsorientierung. Insofern freue ich mich in der Konstellation weiter zu machen.“
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