13.12.2024 10:16

2. Kreisklasse


„Hinserie der grauen Haare“ – Und doch grüßen die „Grönjer“ von ganz oben

„Bin davon überzeugt, dass ich am Ende der Saison mit meinen Anfang 30 eine graue Haarpracht haben werde“
Trainer_Patrick_Gruschka TSV Nettelrede II
Trainer Patrick Gruschka hat Angst vor grauen Haaren.

Allmählich tritt Stille auf den heimischen Rasen- und Kunstrasenplätzen ein. Die Pflichtspielreise des Kreisfußballs ist für dieses Kalenderjahr ad acta gelegt. Damit Ihr dem Ligabetrieb aber nicht für zu lange abschwören müsst, haben wir unseren Kreisfußball-Vertretern von der Kreisliga bis zur 2. Kreisklasse ein Sammelsurium an Fragen zukommen lassen – natürlich immer in Hinblick auf die abgelaufene erste Saisonphase. Wir gehen die Tabellen im Parallelschritt von unten nach oben ab und geben Euch die Antworten der Vereine.

Heute: TSV Nettelrede II (Platz 1, 35 Punkte)


Wie schon im letzten Jahr eilt die Zweitvertretung der „Grönjer“ auf großem Fuß – diesmal reichte die Konstanz sogar zur Herbstmeisterschaft. Der Aufstieg ist das selbst erklärte große Ziel der Elf von Patrick Gruschka. Bei acht Punkten Vorsprung auf den ersten Nichtaufstiegsrang stehen die Vorzeichen mehr als solide – auf Ausrutscher wie die Niederlagen gegen Saale-Ith/Marienhagen (2:4) und Coppenbrügge (0:1) könnte der Trainer wohl dennoch verzichten.
Die Hinrunde ist vorbei, die Winterpause ist eingeläutet. Zeit für den Blick zurück: Wenn Du Eurer abgelaufenen Hinserie einen Titel geben müsstest – wie würde er lauten?
„Hinserie der grauen Haare. Ich bin davon überzeugt, dass ich am Ende der Saison mit meinen Anfang 30 eine graue Haarpracht haben werde. Wenn man mit ambitionierten Zielen in die Saison geht, möchte man natürlich auch so viele Spiele wie möglich gewinnen. Fünfmal ist uns das gar nicht gelungen, aber wirklich haarefärbend wären die fünf Spiele, die wir nur mit einem Tor Unterschied gewinnen konnten.“

Was war für Dich der emotionalste Moment der ersten Saisonhälfte – ein Sieg, eine Niederlage oder vielleicht ein besonderer Moment auf oder neben dem Platz?
„Emotionalster Moment ist dann auch genau solch ein Spiel gewesen, der 3:2-Sieg in Hilligsfeld. Das Spiel hatte alles. Eine unterirdische erste Halbzeit, eine Steigerung in der zweiten, eine rote Karte für den Gegner und dann der Wettlauf gegen die Zeit. Der Wettlauf wurde nach gefühlt unzähligen Chancen dann vermeintlich gewonnen, ehe Hilligsfeld nach dem 3:2 selbst noch zu einer sehr aussichtsreichen Gelegenheit für den Ausgleich kam. Zusätzlich dazu war es ein Flutlichtspiel unter der Woche, regnerisches Wetter und viele mitgereiste Anhänger. Ich habe selten ein Spiel erlebt, das beim Abpfiff solche Emotionen ausgelöst hat. Das Video nach dem Spiel hatte ich euch ja geschickt.“

Wenn Du in der ersten Saisonhälfte einen Moment zurückdrehen könntest: Was würdest Du anders machen – und warum?
„Schwierig. Spontan fällt mir kein spezieller Moment ein, den ich anpassen wollen würde, was nicht heißt, dass ich keine Fehler gemacht habe. Ich halte nur nicht viel davon, Entscheidungen zu bereuen oder verpassten Gelegenheiten nachzutrauern. Ich denke, es ist viel wichtiger, selbstkritisch zu sein, Fehler zu erkennen und aus diesen zu lernen.“

Wenn Du Deine persönliche Elf der Hinrunde wählen müsstest: Welcher Spieler – egal ob aus Deinem Team oder einem anderen – dürfte nach der abgelaufenen Hinserie auf keinen Fall darin fehlen?
„Meine Elf der Hinserie besteht aus Laurens Müller im Tor, Kai-Robin Heppner, Matthis Koch, Louis Linde und Dennis Lochwitz von der SG Hameln 74 in der Defensive, Tim Vollmers, Dario Stramer, Frederik Giger von der SSG Marienau und Mussa Barakat vom TuS Löwensen im Mittelfeld sowie aus Issa Barakat aus Löwensen und Max Dobisha vom MTSV Aerzen II im Angriff. Wir haben den besten Torwart in dieser Klasse, davon bin ich komplett überzeugt. Wenn es Statistiken zu Leistungsdaten von Torhütern geben würde, würden diese auch meine These untermauern. Lediglich der Kollege Nicolas Franzmann vom FC Saale-Ith, der gegen uns zwischen den Pfosten stand, kann da konkurrieren. Bei den wenigsten Gegentoren wähle ich natürlich viele unserer Verteidiger und hätte hier auch noch andere Spieler wählen können, die ebenfalls eine klasse Hinrunde gespielt haben. Hervorheben möchte ich Matthis Koch, der mit seinen jungen Jahren eine unglaubliche Ruhe ausstrahlt und ein absolutes Zweikampfmonster ist. Eine Situation gegen Löwensen kommt mir da in den Sinn. Ein langer Ball auf Issa und Mussa Barakat wird gespielt, Matthis zwischen den beiden. Jeder weiß, wenn Matthis diesen Ball nicht verteidigen kann, wird´s klingeln. Mit Körperhaltung in Richtung eigenes Tor kommt der Ball vor Matthis, der den langen Ball mit einem Kontakt direkt aus der Luft annimmt und die Spielrichtung ändert. Die beiden Toptorschützen laufen ins Leere. Eine von vielen klasse Situationen, umso schmerzlicher, dass er nun mit einem Kreuzbandriss ausfällt. Daneben noch Dennis Lochwitz, ein unscheinbarer Typ, mit einer Wahnsinns-Geschwindigkeit und Ruhe am Ball. Meine Jungs habe ich dazu angehalten, nicht über seine Seite zu spielen…Tim Vollmers steht für Kampf und Leidenschaft auf dem Platz. Ein Spieler, der auch mit nur einem Bein noch aufopferungsvoll das zweite Bein auf dem Platz lassen würde. Dario Stramer kann in dieser Liga zu jeder Zeit ein Unterschiedsspieler sein, was er zuletzt mit seinem Doppelschlag gegen die SG aus Hameln bewiesen hat. Auch er hat mit seinen Anfang 20 noch viel zu lernen und die Zeit zu reifen. Perspektivisch wird er auch noch höhere Ligen unsicher machen. Natürlich muss ich Issa und Mussa Barakat aus Löwensen hier aufführen. Wahnsinnig spielstarke und explosive Spieler, offensichtlich immer für ein Tor gut. Doppelspitze in der Torjägerliste mit vier Spielen weniger, beachtliche Leistung. Marienaus Freddy Giger steht stellvertretend für eine eingeschworene und tolle Marienauer Truppe, bei der ich immer das Gefühl habe, die Gemeinschaft steht an erster Stelle und die spielen noch in 40 Jahren in der Konstellation bei den ganz Alten als Truppe mit, Respekt. Max Dobisha hat Aerzen mit seinen Treffern in einer ganz schwierigen personellen Situation gefühlt alleine am Leben gehalten. Belohnt wurde das mit Platz drei zur Winterpause.“

Welche Mannschaft, welcher Spieler oder welches Ergebnis hat Dich bisher am meisten überrascht?
„Negative Überraschung ist für mich Tündern III. Auch wenn ich ihre Zielsetzung zum Anfang der Saison für etwas zu ambitioniert empfand, ist diese Mannschaft für mich keine, die auf einem Abstiegsplatz gehört. Nicht von den gut 140 Minuten, die wir bisher gegen Tündern gespielt haben, noch von den Rahmenbedingungen her, die in Tündern zur Verfügung stehen. Ich erwarte, dass die sich noch da unten rausfighten.“

In der Winterpause öffnet bekanntlich das Wintertransferfenster. Gibt es bereits Neuigkeiten in diese Richtung?
„Wintertransfers sind noch nicht zu vermelden. Ihr seid die Ersten, die es erfahren (lacht).“

Kleiner Ausblick: Welche Ziele habt Ihr Euch für die Rückrunde gesteckt bzw. was wollt Ihr erreichen?
„Bei noch zehn Spielen und zwei Punkten auf Platz zwei, bzw. acht Punkte auf Platz drei sieht die Ausgangslage besser aus als zu Saisonbeginn mit null Punkten Vorsprung und 26 Spielen zu gehen. Von daher sind wir auf Kurs und gehen zufrieden in die Hallensaison über.“
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Autor des Artikels

Robin Besser
Robin Besser
Robin kam am 01. August 2022 als fester Neuzugang ins Team AWesA, war zuvor als freier Mitarbeiter aktiv. Sein Herz schlägt für den Lokalsport und die Vereine im Weserbergland.
Telefon: 05155 / 2819-320
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