Final-Wahnsinn in Nettelrede! Und Riesenjubel am Ende bei den “Grönjern”, die einen echten Helden in ihren Reihen hatten: Dominik Trotz machte einmal mehr den Unterschied aus. Erst traf der TSV-Spielertrainer eine Viertelstunde vor Schluss zum wichtigen 3:3-Ausgleich. Dann sorgte Nettelrede Nummer sieben mit seinem zweiten Treffer in der ersten Minute Nachspielzeit für rot-weiße Ekstase. „Es war ein hin und her. Hier ist heute alles drin gewesen. Mit dem glücklicheren Ende für uns”, jubelte Trotz nach dem Abpfiff umringt von einer Schar an glücklichen Gratulanten.
Vor einer mächtigen Endspiel-Kulisse von rund 850 Zuschauern nahmen sich beide Mannschaften keine Zeit zum Abtasten. Erst vier Minuten waren gespielt, da ließ Aerzens Leandro Ribeiro Kugel nach klasse Vorarbeit von Jann Kiupel bereits zum ersten Mal in den Maschen zappeln. Geschockt waren die Hausherren davon aber nicht. Fast im Gegenzug gelangte eine stramme Hereingabe von rechts an den langen Pfosten, wo Luca Barthel zum Abschluss kam und MTSV-Keeper Felix König den Ball mit einer Monster-Parade an den Pfosten lenkte. Der Brand war damit aber noch nicht gelöscht. Das Leder blieb in der Gefahrenzone und als Aerzens Andrej Gljanz einen Nachschuss aus kurzer Distanz an die Hand bekam - zeigte der gute Schiedsrichter Maurice Wiewel auf den Elfmeterpunkt. Barthel trat an und traf ins linke Eck - 1:1.
Nach diesem wilden Beginn war rund zehn Minuten Ruhe, ehe die Nettelrede in der 17. Minuten für den nächsten Aufreger sorgten. Wieder kam die Flanke von rechts und diesmal knallte Felix Pischel den Ball an die Querstange. 14 Minuten später klingelte es dann zum zweiten Mal im Tor der Hummetaler - diesmal aus dem Nichts. Julien Hitz flankte von halblinks ungenau, sein Versuch landete direkt bei König,

Die TSV-Kicker freuen sich über ihre Trophäe.
der den Ball durch die Hände flutschen ließ und ihn anschließend aus dem Tor holen musste. Und wiederum wäre es im Gegenzug beinahe zum direkten Ausgleich gekommen: Nach Top-Zuspiel von Patrick Hoppe scheiterte Ribeiro aber im eins-gegen-eins am stark reagierenden TSV-Schlussmann René Sustrathe (32.), der fünf Minuten später auch nach einem 18-Meter-Freistoß von Arlind Avdiu Sieger blieb.
Sturm und Regen - Kiupel behält die Übersicht
Auch nach dem Seitenwechsel blieb das Spiel intensiv, ohne spielerischen Glanz, aber spannend. Barthel tauchte keine 60 Sekunden nach Wiederanpfiff vor Aerzens Tor auf, doch König behielt die Oberhand (46.). Der nächste Treffer gehörte dann wieder dem MTSV: In der 52. Minute bekam Nettelrede den Ball nicht aus der Gefahrenzone. Das nutzte Ribeiro mit einer technisch anspruchsvollen Direktabnahme zum 2:2. Kurz danach stand nicht der Fußball sondern das Wetter im Mittelpunkt. Es schüttete nun aus Strömen, Aerzen drückte und kam damit anscheinend besser zurecht. Kiupel bugsierte das Leder in Richtung des TSV-Gehäuses, der Ball wurde geklärt - und die große Frage war:

Rot-Weißer Jubel vor der Haupttribüne.
Auf oder hinter der Linie? Die Antwort gab Schiri-Assistent Timo Zylla, der seine Fahne in die Höhe hob - 3:2 für Aerzen! Jetzt lag der Vorteil klar auf Seiten der Bartolillo-Elf, die nicht nur in Front lag - sondern in Halbzeit zwei auch bergab spielte.
Trotz: „Das wird ein geiler Abend!"
Die Achterbahnfahrt der Gefühle war damit aber längst nicht beendet. Erst war der Regen weg, dann auch die Aerzener Führung. Trotz stand am langen Pfosten blank und schob zum 3:3 ein (75.). Die Partie stand in der Schlussphase auf des Messers Schneide. Nettelredes Abwehr kam mit den langen Bällen besser klar als umgekehrt, die ganz dicken Torchancen blieben in der Final-Viertelstunde aber aus. Erst als die Nachspielzeit angebrochen war gab es noch die eine, spielentscheidende Situation: Der eingewechselte Mohammed Avci marschierte bis zur Grundlinie durch und bediente seinen im linken Rückraum mutterseelenallein stehenden Spielertrainer, der nur noch einschieben musste und damit den Party-Reigen eröffnete:

Der NFV-Vorsitzender Thomas Bertram und Frank Wetzstein überreichten beiden Mannschaften die von der Firma BINDER gesponserten Prämien-Schecks.
„Ich bin so stolz auf die Jungs! Sensationell - ich bin überglücklich. Das wird ein geiler Abend heute!”
Bartolillo: „Kein Vorwurf an die Mannschaft"
Aerzens Trainer Gaetano Bartolillo war entsprechend enttäuscht, zeigte sich aber als fairer Verlierer: „Nettelrede war über den Kampf und die langen Bälle brutal gefährlich. Unsere IVs haben heute gefehlt. Auch die zweiten Bälle haben wir nicht gut verteidigt und leider drei individuelle Fehler gemacht. Das konnten wir nicht kompensieren. Kein Vorwurf an die Mannschaft. Wir gratulieren dem TSV Nettelrede und weiter geht’s.” NFV-Kreisvorsitzender Thomas Bertram brachte es bei der Siegerehrung auf den Punkt: „Das war heute wirklich ein Highlight.”
TSV Nettelrede: Sustrathe, Ketterer, Rak (62. Aunitz), Ju. Hirtz, Trotz, Pischel (46. Hachfeld), Barthel, Jo. Hirtz (76. Kohl), Grabarits, Imhoff (15. Haußer), Koch (79. Avci).
MTSV Aerzen: König, Weirich (76. Razlaw), Gljanz, P. Hoppe, Di Sapia (87. Vela), Niemeyer, Mittestedt (74. Walter), Avdiu, Kiupel, Guckel, Ribeiro.
Schiedsrichter: Maurice Wiewel - André Krüger, Timo Zylla.
Zuschauer: Rund 850.
Tore: 0:1 Leandro Ribeiro (4.), 1:1 Luca Barthel (7./Strafstoß), 2:1 Julien Hirtz (31.), 2:2 Ribeiro (52.), 2:3 Jann Kiupel (68.), 3:3 Dominik Trotz (75.), 4:3 Trotz (90.).
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