18.10.2020 18:00

Oberliga


Niebling zum 4:3 in der 94. - Tündern stürzt Spitzenreiter Göttingen!

Tündern wieder Fünfter, Göttingen rutscht auf Rang vier ab / Gurgel: „Lohn für einen unbändigen Kampfes- und Siegeswillen“

Lukas Kramer (li.) traf zum 1:0, Robin Tegtmeyer glänzte als Vorbereiter, Chris Niebling (re.) war in der 94. Minute der „Matchwinner".

SVG Göttingen – BW Tündern 3:4 (2:2).

„Endlich haben wir auch mal einen Großen geschlagen – und das sogar auswärts“, jubelte Tünderns Sprecher Willi Gurgel, der nach einer spannungsgeladenen Schlussphase völlig aus dem Häuschen war: „Die Mannschaft hat heute leidenschaftlich gekämpft, spielerisch teilweise richtig gut agiert und ist als eine absolute Einheit aufgetreten. Dieser 4:3-Sieg in Göttingen kommt einer kleinen Sensation gleich. Zumal wir die ersten sind, die den SVG in dieser Saison geschlagen haben.“ 

Wechselbad der Gefühle im ersten Durchgang


Tim Niclas Schumachers.
Als „Underdog“ angereist, verpassten die Tünderaner dem furios in die Saison gestarteten Aufsteiger direkt den ersten Schockmoment. Noch innerhalb der ersten 120 Sekunden brach Robin Tegtmeyer über den linken Flügel durch und fand mit einer flachen Hereingabe den in der Mitte lauernden Lukas Kramer. Dieser schob kurzer Distanz zur überraschenden 1:0-Führung ein. In der Folge reagierten die Göttinger mit wütenden Angriffen, wollten das Spiel mit aller Macht drehen. So kratzte Adrian Gurgel den Ball einmal von der Linie, ein anderes Mal stand die Latte für die Hausherren im Weg und zweimal musste Keeper Lukas Masur sein ganzes Können unter Beweis stellen, um das 1:1 zu verhindern. „Göttingen hat in dieser Phase seine spielerische Qualität gezeigt und großen Druck ausgeübt“, so Gurgel. In der 31. Minute war der Bann aus SVG-Sicht gebrochen, als Lukas Presch das zu diesem Zeitpunkt überfällige 1:1 markierte – und es sollte noch schlimmer für Tündern kommen, denn nur zwei Minuten später legte Julian Kratzert gar das 2:1 nach. Gurgel: „Unser Glück war, dass sich bei Göttingen mit dem 2:1 eine gewisse Zufriedenheit eingestellt hat. Sie haben nicht mehr ganz so aggressiv nach vorne gespielt. Dadurch konnten wir uns befreien und selbst wieder mehr Akzente nach vorne setzen.“ In der 43. Minute durften die Blau-Weißen dann erneut jubeln, der Treffer zum 2:2 war nahezu eine Kopie des 1:0, nur mit anderen Protagonisten: Ugur Aydin bediente über den linken Flügel Tim Niclas Schumachers, Letzterer beförderte den Ball unter großem Jubel ins Tor.

Aydins „Wirkungstreffer“


Ugur Aydin.
„Wir haben in der zweiten Halbzeit mit einem offensiven Gegner gerechnet, der unbedingt das 3:2 erzielen wollte. Deshalb waren wir darauf bedacht, Göttingen den Raum zum Kombinieren zu nehmen“, meinte Tünderns Sprecher. In der 52. Minute warfen die Gäste den Plan der Göttinger jedoch völlig über den Haufen, als Ugur Aydin nach einer Flanke von Lukas Kramer  per Direktabnahme zur erneuten Führung der Piontek-Elf traf. Zuvor rettete SVG-Keeper Dennis Henze noch mit dem Ellenbogen gegen Kramer, der aus der Drehung aufs Tor schoss (49.). „Dieses Tor war ein Wirkungstreffer, das hat man den Göttingern deutlich angesehen. Danach haben wir voll dagegen gehalten und Göttingen so zugesetzt. Auf beiden Seiten gab es kaum noch Chancen“, skizzierte Gurgel die folgenden Minuten. Als der Favorit in der 66. Minute freistehend vorm Tor auftauchte, warf sich BW-Schlussmann Lukas Masur mit all seiner Masse in den Schuss und verhinderte den Ausgleich.

Elfmeter in der 94. Minute!


Lukas Masur.
Mit Eintritt in die Schlussphase erreichte die Spannung dann ihren Höhepunkt. Nach einem Eckball zischte ein Kopfball der Göttinger knapp am Tor vorbei (79.). In der 85. Minute ertönte plötzlich ein Pfiff von Schiedsrichter Felix Bickel, nachdem ein Göttinger in den Strafraum eindrang und die Tünderaner ihn zu Boden beförderten – Strafstoß. Lukas Presch trat an, Lukas Masur ahnte die Ecke, doch der Schuss war zu platziert. Statt mit dem 3:3 zu hadern, suchten die Tünderaner in den Schlussminuten ihr Glück in der Offensive. Zunächst parierte Torhüter Dennis Henze einen harten Spannschuss des eingewechselten Sören Vespermann glänzend (89.). Nur 60 Sekunden später trudelte ein abgefälschter Flachschuss von Tim Niclas Schumachers hauchzart am Göttinger Pfosten vorbei. Und als alles nach einem 3:3-Remis aussah, schickte Jannik Hilker seinen Mitspieler Robin Tegtmeyer noch einmal steil, Letzterer tauchte frei vor Henze auf und wurde von Göttingens Keeper gemeinsam mit dem Ball zu Boden gerissen. Es dauerte einen Moment und dann der Pfiff: Strafstoß für Tündern in der 94. Minute. Chris Niebling lief an, verlud Henze und schob das Leder zum 4:3 unten rechts in die Maschen – die Überraschung war perfekt.

„Lohn für einen unbändigen Kampfes- und Siegeswillen“

„Dieser Sieg ist der Lohn für einen unbändigen Kampfes- und Siegeswillen. Was diese Mannschaft heute gezeigt hat, macht uns alle stolz. So ein Spiel in dieser Art und Weise zu gewinnen, zeugt von Charakterstärke und viel Leidensfähigkeit. Viele Mannschaften verlieren das Spiel nach dem späten 3:3 noch, weil unweigerlich die Köpfe nach unten gehen. Die Jungs haben genau anders herum reagiert und noch einmal alles versucht. Deshalb geht dieser Sieg auch in Ordnung“, zog Gurgel sein Fazit. Mit dem überraschenden Gewinn in der Unistadt haben die Blau-Weißen wieder den begehrten fünften Rang erreicht, der zur Aufstiegsrunde berechtigt.
SVG Göttingen: Henze, Weide, Al Debek, Taubert, Hehn (75. Ismail), Duell (55. Westfal), Brandt (69. Doll), Fischer, Krenzek (82. Moschanin), Presch, Kratzert.
BW Tündern: Masur, Hilker, Hey, Gündüz, Müller, Kramer, Aydin (62. Vespermann), Niebling, Tegtmeyer, Gurgel, Schumachers.
Schiedsrichter: Felix Bickel.
Assistenten: Maik Albrecht, Julian Hoffmann.
Tore: 0:1 Lukas Kramer (2.), 1:1 Lukas Presch (31.), 2:1 Julian Kratzert (33.), 2:2 Tim Niclas Schumachers (43.), 2:3 Ugur Aydin (52.), 3:3 Presch (85./Strafstoß), 3:4 Chris Niebling (90.+4).
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Autor des Artikels

Jannik Schröder
Jannik Schröder
Jannik stieg nach seinem Praktikum vor einigen Jahren neben dem Studium als Freier Mitarbeiter bei AWesA ins Boot – und ist nach seinem Master-Abschluss in Germanistik und Geschichte seit Oktober 2015 Chefredakteur.
Telefon: 0176 - 6217 6014
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