15.10.2019 09:21

Oberliga


MTV Gifhorn im Portrait – „Geht darum, in der Oberliga zu überleben“

Gifhorn über 40 Jahre in der Amateur-Elite / Abteilungsleiter Thornagel: „Wir sind auf unsere gute Jugend angewiesen“
Mannschaftsfoto MTV Gifhorn
Der MTV Gifhorn ist der nächste Gegner von Tündern (Foto: MTV Gifhorn.

Am kommenden Sonntag macht sich Oberliga-Aufsteiger Tündern auf den Weg nach Gifhorn und trifft dort auf den MTV. Der MTV Gifhorn ist mit 2.500 Mitgliedern und 22 (!) Sparten der größte Verein des Landkreises – und gehört mit seinem Gründungsjahr 1861 zu den ältesten Vereinen des Bundeslandes. Trotz der großen sportlichen Bandbreite sind die Fußballer Teil der höchsten Liga Niedersachsens. Seit den 1970er Jahren gehören die Schwarz-Gelben zu den erfolgreichsten Amateurmannschaften im Raum Braunschweig. Die Fußballabteilung spielte insgesamt 34 Jahre (!) am Stück in den höchsten Amateurligen: Von 1970 bis 1977 mischte Gifhorn in der viert- bzw. fünftklassigen Verbandsliga Ost mit, bevor die Mannschaft Ende der 70er eine goldene Dekade vorbereitete. 1977 gelang zunächst der Aufstieg in die viertklassige Landesliga Niedersachsen und von dort wurde der Männerturnverein 1979 in die drittklassige Oberliga Nord befördert. In dieser Zeit qualifizierte sich der Verein gleich zweimal für den DFB-Pokal, wo Gifhorn 1978 je in der ersten Runde gegen den FC Pirmasens mit 0:3 und ein Jahr später mit 1:4 gegen Bayer 04 Leverkusen ausschied.

Gifhorn als Teil der Amateur-Elite

Wappen MTV GifhornIn der Oberliga Nord etablierte sich der MTV prompt im Mittelfeld und klopfte in der Saison 1982/83 gar oben an. Am Ende wurde Gifhorn Vierter und spielte die bis heute beste Spielzeit der Vereinsgeschichte. Nach weiteren Jahren im gesicherten Mittelfeld, waren die Schwarz-Gelben jedoch nicht mehr in der Lage, die Klasse zu halten und stiegen 1986 in die viertklassige Verbandsliga Niedersachsen ab. Damit nicht genug: Kaum in der vierten Liga angekommen, folgte 1987 direkt die Degradierung in die fünftklassige Landesliga. In den folgenden Jahren stellte sich heraus: Gifhorn war ein bärenstarker Fünftligist, aber für die vierte Liga sollte es nie reichen. 1990 wurde der MTV in der Landesliga Ost Meister, nur um direkt nach dem Aufstieg in die Verbandsliga Niedersachsen wieder abzusteigen. 1998 folgte die Wiederholung: Gifhorn wurde in der fünftklassigen Niedersachsenliga Ost Erster und stieg direkt wieder aus der Oberliga Niedersachsen/Bremen ab.

Nach 34 Jahren: Abstieg in die Bezirksebene – und die Rückkehr

In der Saison 2003/04 befand sich der Verein nach 34 (!) Jahren in der Amateur-Elite auf dem absteigenden Ast. Obwohl Gifhorn in der Vorsaison noch einen guten fünften Rang in der Niedersachsenliga Ost erreichte, stieg der Klub eine 2004 in die sechstklassige Landesliga Braunschweig ab – es reichte nur zum 15. Rang. Zwar kehrten die Schwarz-Gelben nach einjähriger Abstinenz direkt wieder auf die Landesebene zurück und feierten mit der Verbandsligameisterschaft 2007/08 einen großen Erfolg, doch sollte der Aufstieg in die Regionalliga nicht gelingen und zwei Jahre später, 2009/10, verpassten sie die Qualifikation für die eingleisige Oberliga Niedersachsen – gleichbedeutend mit dem Abstieg in die Landesliga Braunschweig. In den folgenden sechs Spielzeiten entwickelte sich der Verein konsequent von einem mittelmäßigen Landesligist zu einem Aufstiegskandidaten. 2015/16 gelang schließlich der große Wurf: Unter Neu-Trainer Uwe Erkenbrecher feierte der MTV Gifhorn die Meisterschaft und den gleichzeitigen Aufstieg in die Oberliga Niedersachsen.

Das Prunkstück: die Jugend

Jovan Hoffart MTV Gifhorn
Jovan Hoffart wirbelt beim MTV im Angriff (Foto: MTV Gifhorn).
Der Fokus der Fußballer liegt seit jeher auf der Jugend. Abteilungsleiter Olaf Thornagel, seit fünf Jahren im Amt, weiß: „Wir sind auf unsere gute Jugend angewiesen und investieren daher viel Zeit und Geld in unseren Nachwuchs. Vor einigen Jahren hat unsere U19 sogar mal in der Regionalliga gespielt. Für uns ist es existenziell wichtig, dass wir unsere Jugendspieler zu Oberligaspielern entwickeln. Im Schnitt holen wir drei bis vier Jungs pro Jahr in die erste Mannschaft hoch und verpflichten nur punktuell externe Neuzugänge. Darauf sind wir angewiesen.“ Daher sei es auch gar nicht möglich, weiter oben anzuklopfen.

„Habe ich so bisher noch nicht in Gifhorn erlebt“

Tobias Krull MTV Gifhorn
Tobias Krull ist Gifhorns Keeper (Foto: MTV Gifhorn).
2016/17 wurde Gifhorn als Aufsteiger Siebter, im Jahr darauf Zwölfter und in der vergangenen Saison 2018/19 stieg das Team eigentlich sportlich ab. Dank des Rückzugs von Eintracht Braunschweig II durfte der MTV dennoch in der Oberliga bleiben. „Für uns geht es darum, in der Oberliga zu überleben“, unterstreicht Thornagel, der in der abgelaufenen Sommerpause einen personellen Umbruch vornehmen musste. Vom ursprünglichen Kader seien nur noch sieben Spieler übrig geblieben – darunter Galionsfiguren wie Kapitän und Keeper Tobias Krull oder Angreifer Jovan Hoffart. „Vier Spieler sind aus unserer eigenen Jugend hochgerückt und elf Spieler musste ich von anderen Vereinen verpflichten. Das habe ich so bisher noch nicht in Gifhorn erlebt und stellt für uns ein Novum dar. Aber manchmal kommt es eben, wie es kommt“, meint Thornagel.

Siebenmal Remis: Gifhorn Rekordhalter

Unter Übungsleiter Michael Spies, der seit dem 1. Juli 2018 im Amt ist, befindet sich das Team noch in der Findungsphase. „Bei so vielen Neuzugängen ist das völlig normal“, so Gifhorns Abteilungsleiter. Obwohl der MTV erst zwei Niederlagen kassiert hat, sind die Abstiegsplätze nur drei Punkte entfernt. Der Grund: Gifhorn hat in elf Partien siebenmal (!) Unentschieden gespielt – so häufig wie kein anderes Team in der Oberliga. „Wenn man sieht, wie viele Chancen wir liegen lassen, muss man einigen vergebenen Siegen hinterhertrauen. Aber wenn man seine Chancen nicht nutzt, ist halt nicht mehr möglich. So einfach ist Fußball“, lacht Thornagel und richtet den Blick auf den kommenden Gegner aus dem Windmühlendorf: „Abgesehen von Mannschaften wie VfV Hildesheim oder Spelle-Venhaus ist die Oberliga extrem ausgeglichen. Es gibt keine Mannschaften, die man im Vorbeigehen bezwingen kann. In fast jedem Spiel machen Kleinigkeiten den Unterschied. Wir hoffen, dass wir gegen Tündern mal wieder drei Punkte mitnehmen.“
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Autor des Artikels

Jannik Schröder
Jannik Schröder
Jannik stieg nach seinem Praktikum vor einigen Jahren neben dem Studium als Freier Mitarbeiter bei AWesA ins Boot – und ist nach seinem Master-Abschluss in Germanistik und Geschichte seit Oktober 2015 Chefredakteur.
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