26.12.2024 12:26
Oberliga Frauen
HM-PY-Team des Jahres: Hastenbecks nächster Angriff auf die Regionalliga
„Gelungen, all die Enttäuschung und auch Wut über den Nichtaufstieg in positive Energie umzuwandeln“

Biancy Lity spielte mit den Hastenbeckerinnen eine Hinrunde der Extraklasse.
Auch oberhalb des Kreisfußballs ist der Pflichtspielbetrieb für das Jahr 2024 beendet. Egal ob Bezirk-, Landes- oder Oberliga – die heimischen Teams können auf eine Hinrunde voller Höhen und Tiefen zurückblicken. Wir haben die Mannschaften gefragt – und sie haben geantwortet.
Heute: SV Hastenbeck (Platz 1, 37 Punkte in der Oberliga Frauen)
Der SV Hastenbeck ist die Hameln-Pyrmonter Fußballmannschaft des Jahres. An dieser Feststellung dürften auch die größten Zweifler im Jahr 2024 nicht herumkommen. Schon in der letzten Saison setzten sich die Schwarz-Weißen an die Spitze der Oberliga-Tabelle, feierten im Anschluss außerdem die Niedersachsenmeisterschaft. Der Norddeutsche Fußball-Verband verwehrte den Frauen von Reuteranger jedoch den Aufstieg in die Regionalliga. Keine Sorge, an dieser Stelle rollen wir die große Odyssee des Sommers kein weiteres Mal auf. Doch hing eben diese riesige Enttäuschung beim SVH über dem Saisonstart im August. Umso beeindruckender ist es, wie die Hastenbeckerinnen auf die Hiobsbotschaft reagierten: mit Siegen, Siegen und noch mehr Siegen. Trotz längerfristiger Ausfälle von Leistungsträgern wie den Meier-Schwestern dominierten Spielertrainerin Bianca Lity & Co. die Liga fast nach Belieben, ließen einzig beim 0:0 gegen den MTV Barum Zähler liegen und grüßen schon jetzt mit 13 (!) Zählern Vorsprung von der Tabellenspitze. Dirigentin Lity spricht nun darüber, warum der Rückschlag im Sommer das Team nur stärker gemacht hat.
Es war bekanntlich eine lange, unerfreuliche Odyssee. Ihr habt Euch im letzten Sommer die Niedersachsenmeisterschaft gesichert – der Aufstieg in die Regionalliga blieb Euch dennoch verwehrt. Trotz dieser Rückschläge steht Ihr ungeschlagen und mit enormen Vorsprung an der Ligaspitze. Wie erklärst Du dir das?
„Es gibt Teams, die zerbrechen an solchen Negativerfahrungen, weil sie hadern, anstatt zu akzeptieren. Und dann gibt es eben uns, die Frauen des SV Hastenbeck, die sich mit Saisonstart gesagt haben: 'Jetzt erst recht!' Den Mädels ist es gelungen, all die Enttäuschung und auch Wut über den Nichtaufstieg in positive Energie umzuwandeln. Die Mannschaft ist durch die gemachte Erfahrung zudem noch stärker zusammengewachsen und möchte einfach zeigen, wozu sie fähig ist. Außerdem muss man erwähnen, dass unsere Neuzugänge sowohl menschlich als auch sportlich voll eingeschlagen sind.“
Bei 13 Punkten Vorsprung auf Verfolger Braunschweig könnt Ihr Euch eigentlich nur noch selbst schlagen. Worauf kommt es im neuen Jahr an, damit sich Eure Serie so fortsetzt?
„Der Vorsprung ist natürlich groß, das können wir nicht von der Hand weisen. Aber auch hier haben wir ein Motto, das heißt: 'Wer glaubt, etwas zu sein, hat aufgehört, etwas zu werden.' Will heißen, dass wir hungrig bleiben und immer weiter an uns arbeiten wollen. Denn 'gut' geht immer noch besser und wir sehen noch viel Entwicklungspotential in dieser Truppe, das wir gemeinsam weiter ausschöpfen möchten. Wir haben in der letzten Saison einen großen Schritt gemacht, in dem wir in die neue Rolle als Spitzenmannschaft reingewachsen sind und nun lernen wir in diesem Bereich Spiel für Spiel, Training für Training dazu. Zu zufrieden zu sein, würde den Fortschritt hemmen. Daher versuchen wir, immer neue Zwischenziele zu formulieren und Reizpunkte zu setzen. Wichtig wird sein, mit welchem Ehrgeiz und welcher Intensität wir die Rückrundenvorbereitung angehen, um im März da anzuknüpfen, wo wir jetzt aufgehört haben.“
Gab es in der bisherigen Saison ein Spiel, ein Ergebnis oder einen Moment, der sinnbildlich für Euer bisheriges Abschneiden war – und falls ja, wie sah er aus?
„Für mich war das 0:0 zu Hause gegen Barum ein besonderer Moment. Wir sind seit Ewigkeiten zu Hause torlos geblieben (in der Liga gab es das zuletzt beim 0:1 gegen Hannover 96 II am 21. November 2021 (!), Anm. d. Red.) und haben durch das Remis erstmals in dieser Saison zwei Punkte liegen gelassen. Nun fragt sich sicher jeder: 'Warum ausgerechnet dieser Augenblick?' Ich mag das gerne erklären. Die Mädels waren super unzufrieden mit dem Ergebnis. Dass die ersten Punkte zudem auch noch in unserer Festung zu Hause liegen gelassen worden sind, hat sie richtig angekotzt. Und genau dies steht sinnbildlich für die Mentalität der Mädels. Sie sind super ehrgeizig und wollen immer das Optimum aus sich und der Mannschaft herausholen. Jedoch schlucken sie auch Misserfolge und machen weiter und dies immer mit einer gehörigen Portion Spaß am Fußball.“
Welche Spielerinnen dürfen in Deiner persönlichen Elf der Hinrunde auf keinen Fall fehlen?
„Puh, das ist schwierig, denn es gibt viele tolle Spielerinnen in der Oberliga. In unserem Team muss ich Natalie Datta hervorheben. Sie ist enorm wichtig und übernimmt nicht nur auf dem Feld, sondern auch außerhalb des Platzes eine Menge Verantwortung. Auch unsere Neuzugänge und allen voran Jacky Dickhut, Marit Lazerus und Lina Seifert sind voll eingeschlagen und bereichern unser Spiel. Das hat es uns möglich gemacht, längerfristige Ausfälle zu kompensieren. Marit ist defensiv einfach eine Bank und strahlt viel Ruhe aus. Jacky ist einer Dauerbrennerin auf der Sechs und unglaublich stark in ihrem Lauf-und Zweikampfverhalten. Lina mischt um die Torjägerkrone ordentlich mit und hat allen voran gegen Braunschweig gezeigt, was in ihr steckt. Bei den anderen Teams sind mir besonders Lyn Meyer, Christin Wulf, Lisa Voss, Luisa Siebrecht, Senabou Trapphagen und Paula Stegmaier aufgefallen. Seitdem Lyn Meyer wieder spielt, läuft es bei Braunschweig auch deutlich besser. Christin Wulf ist der Dreh- und Angelpunkt im Barumer Spiel. Lisa Voss ist ein Broistedter Neuzugang, der ordentlich Dampf mitbringt und sehr unbequem ist. Luisa Siebrecht wirbelt als ehemalige Hastenbeckerin jetzt stabil in der Innenverteidigung von Rot-Weiß Göttingen oder springt im Pokal auch mal im Tor ein und pariert entscheidend. Senabou Trapphagen von der SG Rodenberg ist nur schwierig zu stoppen und weiß sich auch gegen mehrere Gegnerinnen durchzusetzen. Und Paula Stegmaier ist der sichere Rückhalt im Tünderaner Tor und Mitgarant dafür, dass das Team in der Tabelle so gut dasteht.“
Nach dem Nichtaufstieg im vergangenen Sommer sollten die Voraussetzungen in diesem Jahr klar kommuniziert sein. Wie schätzt Du die Chancen ein, dass Ihr im Falle der erneuten Niedersachsenmeisterschaft aufsteigen dürft?
„An der Unterbauregelung sollte es in dieser Saison nicht scheitern. Da haben wir uns bereits bei der Meldung des Teams beim Norddeutschen Verband rechtlich abgesichert, da wir in einer A/B Staffel gemeldet haben, wo auch 7er-Mannschaften mit dabei sind. Zur Zeit läuft es mit unseren Mädels super. Wir haben zwar viele Anfängerinnen dabei, aber alle sind motiviert bei der Sache und entwickeln sich toll. Wir glauben fest daran, dass sie im neuen Jahr dann auch ihren ersten Sieg einfahren werden. An dieser Stelle wollen wir die Gelegenheit gerne nutzen und ein wenig Werbung für unsere Mädchenmannschaft machen. Wer als Mädchen gerne Fußball spielen möchte und zwischen 12 und 16 Jahre alt ist, ist in unserer Mädchenmannschaft herzlich willkommen. Meldet euch einfach bei uns.“
In der Parallelstaffel gibt es mit der SpVg Aurich ebenfalls ein Team, das alles überstrahlt. Wie schätzt Du die Lage in der West-Staffel der Frauen-Oberliga ein?
„Mit der Weststaffel werden wir uns erst befassen, wenn es auch Realität ist, dass wir erneut um die Niedersachsenmeisterschaft spielen dürfen. Wobei Aurich natürlich aufgrund der ehemaligen B-Juniorinnen Bundesligamannschaft, die zwei Jahre in Folge um die deutsche Meisterschaft mitgespielt hat, durchaus ein Begriff ist und dieser Fakt ihnen mit Sicherheit in dieser Saison zu Gute kommt. Sie arbeiten mit Talenten aus ganz Deutschland, die in Wohngemeinschaften Schule bzw. Ausbildung und Sport hervorragend in Einklang bringen können und nun sicherlich die ersten Früchte aus dieser Herangehensweise ziehen können.“
Es ist kein Geheimnis, dass Euch in den vergangenen Monaten immer wieder Leistungsträger – zum Teil auch längerfristig – nicht zur Verfügung standen. Gibt es dahingehend schon Aussichten für das neue Jahr – sind vielleicht sogar Neuzugänge geplant?
„Ja, das stimmt. Wir haben die Hinrunde mit einem dezimierten Kader gespielt. Hier kann ich folgendes Update geben: unsere letztjährige Kapitänin Emily Niemann hat uns Anfang Dezember mitgeteilt, dass sie nicht zum Team zurückkehren wird. Hier hatten wir ein sehr gutes Gespräch und haben absolutes Verständnis für ihre Entscheidung. Sie weiß, wo sie uns findet, und ist uns nach wie vor verbunden. Wieder einsteigen wird dagegen Corinna Pradella, die sich aufgrund ihrer Masterarbeit eine fußballerische Pause gegönnt hat. Bei Lara und Elisa Meier sowie Meike Menz müssen wir uns noch ein wenig in Geduld üben, hoffen jedoch, dass da spätestens zum Rückrundenstart wieder was gehen wird. Darüber hinaus ist eine gezielte Verstärkung geplant. Wenn alle Formalitäten hierzu geregelt sind, werden wir euch natürlich zeitnah davon in Kenntnis setzen.“
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