13.08.2019 09:16

Oberliga


U.L.M Wolfsburg nach Regionalliga-Achterbahn: Der Neuanfang

Regionalliga-Absteiger backt kleine Brötchen / Lucanto: „In diesem Sommer mussten wir einen großen Umbruch vollziehen“
Lupo Martini Wolfsburg Mannschaftsfoto
Das Mannschsftsfoto von  Lupo Martini Wolfsburg (Foto: Regios24).

Tündern steht vor dem ersten Auswärtsspiel in der Oberliga – und bekommt es direkt mit einem Verein zu tun, der einzigartig in Deutschland ist. Die Ursprünge des klangvollen Vereins Unione Sportiva Italiana Lupo Martini e.V. - kurz: Lupo Martini Wolfsburg – liegen im Jahr 1962, als italienische Gastarbeiter des Volkswagenkonzerns den Sportclub Lupo gründeten. Das Wort „Lupo“ heißt im Deutschen „Wolf“, als Zeichen der Verbundenheit zur neuen Wahlheimat Wolfsburg. Die Heimspiele trug Lupo auf dem Sportplatz „Berliner-Brücke“ aus. Dort steht heute die Volkswagen-Arena des großen VfL Wolfsburg, mittlerweile heißt die neue Heimat „Lupo Stadio“ und hat Platz für ca. 1.100 Zuschauer. Als der Verein im Jahr 1981 erstmals in Bezirksklasse aufstieg, erfolgte die Fusion mit dem ein Jahr zuvor gegründeten italienischen Verein US Martini Wolfsburg – Lupo Martini Wolfsburg war geboren. Fortan entwickelte sich ein ambitionierter Klub, der 1996 erstmals den Aufstieg in die Landesliga schaffte und sich sechs Jahre dort hielt. Nach einigen durchwachsenen Jahren, mit einem Abstieg in die Bezirksliga (2002) sowie einer Beförderung in die umbenannte Bezirksoberliga Braunschweig (2005), gelang im Jahr 2009 der größte sportliche Erfolg der Vereinsgeschichte: Lupo stieg als Vizemeister hinter dem SVG Göttingen erstmals in die Oberliga auf – musste sie allerdings auch direkt wieder verlassen. Zum Unglück der Wolfsburger fand ausgerechnet in der Saison 2009/10 die Umstrukturierung der Oberliga statt und Lupo fiel ihr in der Ost-Staffel zum Opfer. Trotz eines elften Platzes stieg der Verein mit italienischem Ursprüngen prompt wieder ab, mit einem Zähler Rückstand zum rettenden Ufer. Die Autostädter ereilte damit das gleiche Schicksal wie die SpVgg. Preußen Hameln, die in der West-Staffel ebenfalls mit einem Punkt Rückstand in die Landesliga degradiert wurde.

Des einen Ende – Des anderen Anfang

Lupo Martini Wolfsburg Wappen
Das Wappen des Vereins.
Doch während die Hamelner Preußen aufgrund ihrer kurz darauffolgenden Insolvenz nie wieder an alte Zeiten anknüpften, ist die Geschichte von Lupo noch lange nicht zu Ende erzählt. Im Gegenteil: Die ganz großen Erfolge sollten noch folgen. In der Saison 2011/12 feierte Lupo als unangefochtener Meister, mit zehn Punkten Vorsprung auf FT Braunschweig, den Wiederaufstieg. Und als wäre das nicht genug, spielte das Team um Trainer und Vereinslegende Francisco Coppi – von 2003 bis 2017 (!) im Amt – als Aufsteiger eine schier unglaubliche Saison: Auf Anhieb wurde die Coppi-Elf Vizemeister und qualifizierte sich damit für die Regionalliga-Relegation. Fast wäre der Durchmarsch in die vierte Liga gelungen, doch hatte die Mannschaft gegen den SV Eichede und Eintracht Norderstedt das Nachsehen und verblieb damit in Niedersachsens höchster Klasse. Im Folgejahr 2013/14 spielte Lupo wieder vorne mit, verpasste mit dem dritten Rang jedoch die Aufstiegschance. „Wir waren nach unserem zweiten Oberliga-Aufstieg recht erfolgreich und hatten den Aufstieg ja bereits einmal knapp verpasst. Daher war es unser Ziel, es früher oder später in die Regionalliga zu schaffen“, erinnert sich Lupo Martinis Medienbeauftragter Domenico Lucanto zurück. In der Saison 2015/16 war es so weit: Unter Coach Coppi wurde das Team erstmals in der Vereinsgeschichte Oberliga-Meister – mit einem astronomischen 19 Punkte-Vorsprung auf den ärgsten „Verfolger“ Germania Egestorf-Langreder, der im Nachgang ebenfalls in die Regionalliga aufstieg.

Zwischen den Ober- und Regionalliga-Stühlen

Lupo Martini Wolfsburg beim auslaufen
Das Team nach dem Spiel gegen Viktoria Berlin (Foto: lupomartini.com.
Während immer wieder davon zu hören ist, dass Oberligisten nicht für Regionalliga melden, stand diese Option in Wolfsburg nicht zur Debatte. „Für uns war das nie ein Thema“, sagt Lucanto: „Sicherlich ist es von der Ober- in die Regionalliga in jeder Hinsicht ein Quantensprung. Dort herrschen halbprofessionelle, teilweise sogar professionelle Verhältnisse. Wir haben zwar tolle Sponsoren, allerdings sind die Beträge nicht vergleichbar mit den Budgets, die sonst in der Regionalliga herrschen. Wir waren und sind nicht so sehr mit Geld gesegnet, wie es viele aufgrund unserer örtlichen Rahmenbedingungen meinen. Trotzdem war klar für uns: Wenn man Meister wird, hat man sich den Aufstieg verdient. Deshalb haben wir auch nicht groß in den Kader investiert, sondern an die Spieler, die diesen Erfolg erst möglich gemacht haben, geglaubt. Im Umkehrschluss hat es aber auch dazu geführt, dass wir in beiden Regionalliga-Jahren nicht allzu schlagkräftig waren.“ Die raue Regionalliga-Luft bekam Lupo nicht gut. Das Cappi-Team wurde 17. und stieg prompt wieder in die fünfte Liga ab. Gleichzeitig bedeutete diese Talfahrt das Ende einer wohl unvergesslichen Ära: Trainer Cappi, der den Verein in seinen 14 Jahren von der Bezirks- in die Regionalliga führte, machte Platz für seinen Nachfolger Detlev Dammeier. Unter ihm spielte die Mannschaft allerdings eine enttäuschende Hinrunde, sodass Reserve-Trainer Giampiero Buonocore übernahm – und unter ihm sollte eine Wahnsinns-Aufholjagd beginnen. Von Platz 16 (6. Spieltag) kämpfte sich Lupo nach vorne. Am 29. Spieltag gelang schließlich der Sprung von Platz drei an die Spitze. Diese gab Lupo Martini nicht mehr ab, schaffte damit den sensationellen direkten Wiederaufstieg. Die vierte Klasse war jedoch auch diesmal eine Nummer groß. Wieder ohne große Verstärkungen in der Regionalliga – wieder der direkte Abstieg. Nach Meistertrainer Buonocore versuchten Klaus Fricke und Uwe Erkenbrecher ihr Glück. Ohne Erfolg: Lupo wurde Tabellenletzter. Zurück in der Oberliga, soll nun der Neustart folgen.

Neuer Kader, neues Glück

„In diesem Sommer mussten wir einen großen Umbruch vollziehen. 13 Spieler haben uns verlassen, der Stamm der letzten Jahre, von dem wir gezehrt haben, steht nicht mehr zur Verfügung. Einige haben aufgehört, weil sich ihre Lebensmittelpunkte verändert haben, andere haben sich für höhere Aufgaben empfohlen und sind zu großen Vereinen gewechselt. Für uns ist es eine willkommene Möglichkeit, auf unsere sehr gute Jugendarbeit zurückzugreifen. Das war in der Regionalliga leider kaum möglich“, erläutert Lucanto. Übungsleiter Erkenbrecher stehe damit vor einer schwierigen Herausforderung. „Er hat die Mammutaufgabe vor sich, einen spät zusammengestellten sowie jungen Kader zu einem Team zu formen und dabei möglichst schnell die erforderlichen Punkte zu holen. Wir wissen, dass wir kleine Brötchen backen müssen. Mit einem Mittelfeldplatz sind wir völlig zufrieden. Diesen Eindruck spiegeln die ersten Ergebnisse auch wider“, weiß Lucanto. Im Niedersachsenpokal verabschiedete sich Lupo im Derby gegen den MTV Gifhorn (4:5 n.E.), in der Oberliga musste sich die Mannschaft dem SC Spelle-Venhaus (0:3) und Heeslinger SC (1:2) geschlagen geben. Nach drei Auswärtsauftritten folgt am Sonntag gegen Tündern das erste Heimspiel. „Wir müssen langsam punkten und wollen damit am Wochenende anfangen. Minimalziel ist eigentlich ein Punkt, aber aufgrund des verpatzten Starts dürfen es gerne mehr sein“, unterstreicht Lucanto. Wo sich Lupo Martini in dieser durchaus gefährlichen Oberliga-Saison mit bis zu sechs Absteigern einordnen wird, werden die kommenden Wochen zeigen – und dazu gehört insbesondere das Duell gegen Aufsteiger Tündern.

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Team AWesA
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