18.07.2011 12:28

WM der Frauen 2011


Merkel, Marta,  Maruyama - und Stellmacher mittendrin!

Alles verläuft nach Plan – nur der DFB-Auftritt nicht / Ex-Preuße über „grandiose“ und „knüppelharte“ Wochen im Wolfsburger WM-Team
Wolfsburger WM-Team und FIFA-Team
Das Wolfsburger WM-Team und das FIFA-Team.

Die Japanerin Karina Maruyama machte den Frauen der Deutschen Nationalmannschaft mit ihrem Treffer in der 108.Minute einen dicken Strich durch die Rechnung. Der Traum der Titelverteidigung, eines erneuten Sommermärchens wie ihn die Männer 2006 erleben durften, war mit dem Viertelfinal-Aus geplatzt. Doch für einen wird die WM 2011 trotz des enttäuschenden Auftritts der DFB-Elf für immer in bester Erinnerung bleiben: Bastian Stellmacher war nicht nur dabei. Er war  in Wolfsburg mittendrin.

Über den 1. FC Germania Egestorf-Langreder, bei dem der ehemalige Kapitän der SpVgg. Preußen Hameln 07 seit März aktiv ist, kam er an eine der begehrten Stellen im WM-Team des Austragungsorts Wolfsburg.  So werden dem 28-Jährigen auch weniger die Kuller-Tränen von Kulig & Co., die in Wolfsburg im Viertelfinale am späteren Weltmeister Japan scheiterten, in Erinnerung bleiben, als vielmehr die Eindrücke der Szenen, die sich unmittelbar nach dem Abpfiff hinter den Kulissen abspielten.

Mit Pierre Littbarski – bei den „Wölfen“ die „Rechte Hand“ von Chefcoach und Manager Felix Magath – im Schlepptau führte der
Elk Joern und Bastian Stellmacher
Elk Jörn (li.) und Bastian Stellmacher (re.)
Weg direkt nach Abpfiff des Viertelfinals vorbei an den jubelnden Japanerinnen. Für die war die Begegnung mit dem Japan-Experten, der im Land der aufgehenden Sonne Erfolge als Spieler sowie Trainer feierte und mit einer Japanerin verheiratet ist, ein weiteres Highlight des Abends. „Die haben sich gefreut wie Honigkuchenpferde. Für die war das so, als ob wir Oliver Kahn treffen würden. Und er kannte fast alle Spielerinnen und hat trotz seiner schlechten Laune aufgrund des DFB-Aus´ alle auf Japanisch begrüßt“, berichtet Stellmacher, der im WM-Team auch auf bekannte Gesichter stieß. So war der zweite Vanue Manager Assistent im Team Elk Jörn, der nach gemeinsamer Hamelner Zeit jetzt auch in Egestorf Stellmachers Mannschaftskamerad ist. Für den viermonatigen Lebensabschnitt der anderen Art nahmen sich beide „eine kleine Bude“ direkt in der Stadt.

„Der April und Mai waren dann auch noch nicht so stressig. Es galt die von der FIFA geforderten Rahmenbedingungen zu schaffen. Da das Stadion klein und kompakt ist und 80 Prozent des Wolfsburger WM-Teams hauptberuflich beim VfL arbeitet, waren die Abläufe recht eingespielt“, erzählt Stellmacher. Anfang Juni erhöhte sich jedoch die Schlagzahl für das 23-köpfige WM-Team, dem sich fortan ein FIFA-Team bestehend aus 13 Personen anschloss. 15-stündige Arbeitstage waren nun die Regel. „Als die FIFA eintraf ging es richtig los und wurde extrem stressig. Die letzten vier Wochen waren knüppelhart. Wir hatten keinen Tag frei. Morgens um 8 Uhr haben wir angefangen und waren nie vor 22 Uhr – manchmal erst 2 Uhr nachts – aus dem Stadion raus. Nicht wegen der Leute, sondern weil die Arbeit jetzt zunahm.“ Die Zusammenarbeit mit den Kollegen wurde indes schnell intensiviert: „Von jedem Kontinent war jemand dabei. Aus Brasilien, Neuseeland, Australien, Nigeria, den USA – das war schon irre. Es hat unheimlich viel Spaß gemacht. Auch weil die Leute der FIFA so nett und kooperativ waren. Innerhalb kürzester Zeit wurde aus dem Wolfsburger WM-Team und dem FIFA-Team ein einziges großes Team. Das war phänomenal!“

So gingen auch die wachsenden Aufgabenfelder leichter von der Hand. Und die waren wirklich umfangreich. Stellmacher: „Als Assistenten des Vanue Managers haben wir uns wirklich um alle Bereiche gekümmert. Vom Aufpumpen der Bälle und der Kontrolle, ob diese auch genau die vorgeschriebenen 0,865 Bar einhalten, über das Präparieren der Kabinen mit Duschgel und Handtüchern sowie dem finalen Stadionrundgang. Vier Stunden vor den Spielen gab es außerdem jeweils einen Probe-Einlauf mit den Stadionkindern und einen letzten Check der Nationalhymnen.“

Fünf Tage vor den Spielen wurde jeden Morgen ein Meeting mit dem im Ritz einquartierten FIFA-Team abgehalten, in dem die finalen Checklisten abgearbeitet wurden. Bestens vorbereitet verlief auch die erste von insgesamt vier Partien in Wolfsburg reibungslos. Für die Begegnung Mexiko gegen England pilgerten 19.000 Zuschauer in das während der Bundesliga-Saison als Volkswagen-Arena bekannte Stadion. „Es war nicht ganz ausverkauft und somit ein guter Test für uns“, so Stellmacher. Vor dem nächsten „echten Knaller“, dem Kräftemessen zwischen Brasilien und Norwegen, das mit 26.000 Zuschauern erstmals ausverkauft war, bot sich eine kurze Möglichkeit zum Verschnaufen. „Da haben wir der FIFA-Crew Braunschweig gezeigt oder sind auf der Wasserski-Anlage direkt neben dem Stadion Wake-Board gefahren und haben ein Bierchen getrunken. Auch das gehörte dazu – und machte es umso schöner.“

Die dritte Begegnung am Austragungsort Wolfsburg hatte es dann nicht nur aufgrund der starken Teams aus den USA und Schweden in sich. Das Daumendrücken am Vortag machte sich bezahlt und die DFB-Damen zogen nach dem 4:2-Sieg über Frankreich als Gruppensieger ins erste Viertelfinale ein, das in Wolfsburg über die Bühne gehen sollte. So ließ es sich das Team von Bundestrainerin Silvia Neid nicht nehmen, das Abend-Spiel von der neuen Sky-Loge aus mit zu verfolgen. Und so ergab sich für Bastian Stellmacher kurzfristig eine weitere spannende Aufgabe: „Ich wurde kurzfristig abgestellt, um die Mädels in Empfang zu nehmen und während des Spiels in der Loge als Ansprechpartner bereit zu stehen.“ Doch das war noch nicht alles. Stellmacher weiter: „Das Grandiose war, dass für die erste Halbzeit auch noch Angela Merkel in die Loge kam. Eigentlich war klar, dass sie auf der anderen Seite im Ehrenblock sitzen würde. Doch sie hat sich kurzfristig entschieden, gemeinsam mit dem DFB-Team die erste Halbzeit zu schauen.“ Die Hand hat er der Bundeskanzlerin zwar nicht reichen können, „trotzdem war es ein Erlebnis“.

Auch wenn abgesehen von den drei Wolfsburgerinnen Lena Goeßling, Vernea Faißt und Martina Müller, die laut Stellmacher „nichts in der Loge hielt, weil sie die Kollegen und Freunde im Stadion besuchen wollten“, alle „sehr fokussiert“ auf das Spiel schienen und sich mental auf das Duell mit Japan vorbereiteten, folgte am 9. Juli das WM-Aus für Deutschland – immerhin gegen den späteren Weltmeister. „Das hatte sich abgezeichnet. Der Auftritt war leider ideen- und inspirationslos. Für uns ist es besonders schade, dass sie ausgerechnet an unserem Austragungsort ausgeschieden sind. Trotzdem lief es aus unserer Sicht sehr gut. Wolfsburg hatte Glück mit den Auslosungen und alle Favoriten waren da. Das war eine einmalige Sache“, ist Stellmacher begeistert von den  Erlebnissen der vergangen Wochen.
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