03.12.2013 10:03

Outing-Premiere im deutschen Amateur-Fußball


Heimischer Kreisliga-Kicker: „Ich liebe es, schwul zu sein!“

Bemerkenswerter Schritt: Moritz Bous bekennt sich öffentlich zur Homosexualität / „Man denkt halt mehr an Männer als an Frauen“
Moritz Bous AWesA
Moritz Bous im Trikot des TSV Klein Berkel.

Was bei den Frauen völlig normal ist, gilt im Männer-Fußball immer noch als striktes Tabu-Thema: Homosexualität. Diejenigen, die darüber sprechen, bleiben im Regelfall anonym, haben Angst vor negativen Reaktionen. Robbie Rogers hat es gewagt: Das „Outing“ des US-Nationalspielers von Los Angeles Galaxy erregte weltweit großes Aufsehen. In Deutschland sorgte die von Ballack-Berater Michael Becker skizzierte „Schwulen-Combo“ im DFB-Team nach der WM 2010 für Schlagzeilen. Gerüchte im Profi-Bereich gab es anschließend vielfach. Und ein Outing an der Basis? Im Amateur-Fußball? Unmöglich! Bis jetzt. Ein 20-Jähriger hat nun den mutigen Schritt gewagt. „Ich bin schwul. Und das ist gut so.“ Was für Klaus Wowereit gilt, würde auch Moritz Bous unterschreiben. Und das nicht nur, weil er Berlins regierenden Bürgermeister persönlich kenne, gelegentlich mit ihm telefoniere. Der Stürmer macht keinen Hehl mehr aus seiner Homosexualität: „Ich liebe es, schwul zu sein! Und ich bin froh, dass ich mich geoutet habe!“

Pegestorf-Trainer Startari: „Großer Respekt vor dem Schritt“


Am 09. Juli dieses Jahres begann Bous ganz offen über seine Liebe zu Männern zu sprechen. Nach seinem Wechsel von Germania Reher zum Holzmindener Kreisligisten TSV Pegestorf informierte er seine neue Mannschaft. Es war sogleich wohl die Outing-Premiere im deutschen Amateur-Fußball! Dass es negative Reaktionen hätte geben können, darauf war Bous eingestellt: „Hätten meine Mitspieler ein Problem damit gehabt, hätte ich meine Fußballschuhe an den Nagel gehängt.“ Es kam aber ganz anders. „Die meinten, dass sie mich brauchen. Und nur weil ich auf Männer stehe, würde das ja auch nichts an meiner Person ändern“, schildert Bous die ersten Reaktionen: „Wir sind in der Mannschaft auch mehr eine Familie als nur Freunde. Ich liebe jeden einzelnen.“ Große Unterstützung bekam der Spieler mit dem „linken Hammer“ auch von Pegestorfs Trainer Alessandro Startari: „Ich habe großen Respekt vor dem Schritt, den Moritz gemacht hat. Bei uns zählen ohnehin die sportlichen Dinge. Da ist jeder herzlich willkommen.“

Bous: „Es gibt etliche Fußballer, die auf Männer stehen“


Pöbeleien auf dem Platz oder am Spielfeldrand hat der Offensivmann bislang nicht registriert. Angst vor negativen Äußerungen habe er ohnehin nicht gehabt. Dass er schwul ist, sei Bous mit 15 Jahren bewusst geworden. „Meine Homosexualität habe ich eigentlich schon ein Leben lang in mir. Man denkt halt mehr an Männer als an Frauen“, erklärt der heute 20-Jährige, der schon einige andere schwule Fußballer in der heimischen Szene ausgemacht habe, die aber unerkannt bleiben wollten. Sein Outing hat er selbst nicht bereut. Zumal auch seine Familie von Anfang an hinter ihm stand. „Seitdem fühle ích mich freier und kann jedem Schwulen nur raten, sich zu outen“, so der einstige Klein Berkeler Nachwuchs-Kicker, der unter anderem auch schon für Latferde und Lachem am Ball war und heute in Hannover lebt. In einem Punkt ist sich Bous sicher: „Es gibt etliche Fußballer, die auf Männer stehen! Viele haben Angst davor und laufen vor sich selbst weg. Und das ist nicht gut so.“ Ein irgendwie historischer Satz.
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