25.05.2016 08:44

med & train


Überall bunte „Klebestreifen“ - Einfach drauf „los kleben“?

Andreas Plaul und Kolja Schweins erläutern das Kinesio-Tape / Welche Behandlungsmöglichkeiten bieten sich an?
Pinotape Artikel Foto
Das Kinesio-Tape ist mittlerweile fester Bestandteil des Sports. Foto: Pino.
Von Andreas Plaul und Kolja Schweins

Überall im Sport laufen Athleten mittlerweile mit bundgetapten „Klebestreifen“ herum. Auf den lokalen Sportplätzen, in den Sporthallen, den Fitnessstudios oder aber auch im TV sowie auf YouTube sind diese Klebebänder Alltag. Sogar in Supermärkten werden diese Tapes verkauft.

„Diese Therapieform habe ich in Berlin 2009 bei der WM kennengelernt“, erinnert sich Kolja Schweins, „Pinotaping Instructor" und Sportphysiotherapeut. „Es gibt unterschiedliche Firmen, die diese ,Klebebänder' anbieten. Wir arbeiten mit der Firma PINO zusammen, da uns diese Produktpalette und die Weiterentwicklung des Basistapes überzeugt haben“, gibt Andreas Plaul, ebenfalls Pinotaping Instructor und Sportphysiotherapeut, weiter an. „Es gibt aber sehr viele andere Anbieter auf dem Markt.“

Das „PINOTAPE" hat seinen Ursprung im kinesiologischen Taping, das vom japanischen Arzt Dr. Kenzo Kase vor rund 30 Jahren entwickelt wurde. Das kinesiologische Taping basiert auf dem Grundgedanken, dass durch fachkundiges Anlegen spezieller Tapes die Selbstheilungskräfte des Körpers, unter Erhaltung der Bewegungsfähigkeit, stimuliert werden können. 

Dieses spezielle Tape ist hochelastisch, atmungsaktiv und relativ hautfreundlich. Nur selten gibt es Hautirritationen aufgrund von Kleber- oder Farbstoffunverträglichkeit. „Aber auch darauf hat PINO eine Antwort. Über das speziell entwickelte ,PINOTAPE Pure', bestehend aus Baumwolle ohne Farbstoff, ist die Gefahr der Unverträglichkeit nicht mehr gegeben", meint Plaul. „Die Gefahr besteht sehr häufig bei einer Kobalt-Unverträglichkeit.“

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Foto: Pino.
Wie eine zweite Haut schmiegt sich das Tape an, dehnt sich aus und zieht sich wieder zusammen - ohne dabei die Bewegungsfreiheit einzuschränken. „Durch die speziell geklebte Technik, die auf der Ursache des Problems des Patienten basieren sollte, gibt es unterschiedliche Wirkungsweise in der Theorie. Wissenschaftliche Ergebnisse lassen leider immer noch auf sich warten“, berichtet Schweins. „Ich habe verschiedene Hersteller nach unabhängigen, wissenschaftlichen Studien befragt, jedoch immer die gleiche Antwort erhalten. Nur die praktische Erfahrung der letzten Jahrzehnte zeigt die guten Ergebnisse. Es ist wie so häufig eine Theorie. Ob diese sich beweisen lässt, ist noch nicht klar. Doch viele Patienten sehen und merken den Erfolg.“

Neben dem positiven Gefühl des Patienten kann man am besten die Wirkungsweise des Tapes bei einem Bluterguss (Hämatom) aufzeigen. Bei der Anlage einer Lymphtechnik über dem Hämatom ist eine klare Veränderung der Hautfärbung unter dem Tape erkennbar. Im Gegensatz zu der Umgebung ohne Tape ist in diesem Bereich, durch die zusätzliche Bindegewebsbewegung, ein schnellerer Abtransport vom traumatologisch entstandenen Hämoglobin zu erkennen. Die möglichen Effekte des elastischen Tapes bauen auf der „Vier Säulentheorie“ auf: Muskulatur, Gelenke, Schmerz und die Lymphe. Auch dürfen natürlich die Haut und die Faszien bei der Aufzählung nicht fehlen.

Diese Bereiche können aus unterschiedlichen Gründen beeinflusst werden. Je nach versuchter Beeinflussung gibt es unterschiedliche Tape-Techniken: Muskel (De-/ Tonisierend), Faszientechniken, Korrekturtechniken sowie PINOFIT-Patch-Techniken, Lymph-/ Nerven- und Narbentechniken.

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Foto: Pino.
Damit entstehen viele unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten. Von der Lenden-/ Brust-/ Halswirbelsäule (LWS/BWS/HWS), Schultergelenksproblematik, Epicondylitis (Tennis-/Golferellenbogen), Hüft-(Cox-)arthrose, Knie-(Gon-)arthrose und Kreuzdarmbeingelenk (ISG)-Distorsion können chronische Problematiken ebenso beeinflusst werden, wie auch akute Muskelproblematiken, beispielsweise Zerrungen oder Muskelrisse. Dadurch ist der Einsatz in unterschiedlichen medizinischen Disziplinen zu erklären: als Prophylaxe,  in der Sportphysiotherapie, bei diversen Schmerzproblematiken, der Orthopädie, der Lymphologie, der Neurologie und sogar im Bereich der Gynäkologie.

In vielen Fällen ist aber zu beachten, dass man nicht einfach „los klebt“. Ein Tape ersetzt keine medizinische Diagnostik oder Anwendung. Zur Unterstützung kann es aber einen positiven Effekt haben, wenn es von fachkundigen Personen angelegt wird.

Wir unterscheiden auch zwischen herkömmlichen Stabilisationstapes und dem elastischen, luftdurchlässigen Kinesiologietape.


Andreas Plaul und Kolja Schweins.
Das Stabilisationstape ist fest und von der Wirkung her zur Fixierung gedacht. Dies ist vom Grundgedanken natürlich ein ganz anderer Therapieansatz als die Wirkungsweise des elastischen Tapes. „Eine Kombination aus beiden Tapearten ist unter Umständen möglich. Es kommt auf die Zielsetzung des Tapes an“, erklärt Andreas Plaul. „Bevor man selbst ,Hand anlegt', ist deshalb eine gute Vorbereitung und Weiterbildung der Grundstein zur erfolgreichen Unterstützung.“ Für Interessierte führen Kolja und Andreas über das Fortbildungsinstitut der m&i Fachklinik Bad Pyrmont vom 12. November bis 13. November einen Basiskurs zum Thema Pinotapen durch.

Weitere Informationen zum Kurs gibt es HIER.



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Team AWesA
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