02.03.2016 17:19

med & train


Symposium „Prävention im Fußball“ in der HDI Arena ein voller Erfolg

Die m&i-Physiotherapeuten Kolja Schweins und Andreas Plaul fassen die Veranstaltung zusammen und ziehen ein Resümee

Andreas Plaul und Kolja Schweins.


Von Kolja Schweins und Andreas Plaul

Am vergangenen Samstag luden der Niedersächsische Fußballverband, die VerwaltungsBerufsGenossenschaft, das BG Klinikum Hamburg und der Deutsche Fußball Bund zur gemeinsamen Veranstaltung „Prävention im Fußball“ alle Fußballvereine ein, die Spieler mit mit Amateur- und Profiverträgen haben. Die Zielgruppe der Veranstaltung waren Trainer, Physiotherapeuten, Mediziner, Mannschaftsbetreuer sowie Konditions- und Fitnesstrainer. Spezifische Themengebiete wurden aus unterschiedlichen Blickwinkeln vorgestellt, erläutert, kritisch hinterfragt und diskutiert. Andreas Kuhnt, Moderator und Redakteur, unter anderem beim NDR und radio ffn, führte in der VIP-Lounge von Hannover 96 durch das Programm. Zielsetzung war die Senkung der Verletzungshäufigkeit im Fußball Ligaspielbetrieb.

Die Primärprävention (Maßnahmen der Verletzungsprophylaxe), die Sekundärprävention (Vorsorgemaßnahmen, um Verletzungen frühzeitig zu diagnostizieren und therapieren) sowie die Tertiarprävention (Maßnahmen, um nach Verletzungen Rückfälle und Folgeschäden zu verhindern oder abzumildern) sind dabei die wichtigen Säulen, auf die schon bei der Eröffnung von Eugen Gehlenborg (Präsident NFV, Vizepräsident DFB), Dr. Hubert Erhard (BG Klinikum Hamburg) und Frau Maureen Podiwin (VBG, gesetzliche Unfallversicherung) hingewiesen wurde.

„Es gibt viele Maßnahmen, um in diesen Bereichen positiv zu arbeiten“, so Christian Klein, Referent Präventionsfeld Sport vom VBG: „Jedoch sind es nicht die einzelnen Maßnahmen, die den Erfolg bringen. Es sind in sich stimmige Konzepte, qualifizierte und sportartspezifische Präventionsprogramme, die als zentrale Investition in die zukünftige Gesundheit der Sportlerinnen und Sportler gedacht sind.“ Mit der Kampagne „Sei kein Dummy“  versucht die VBG die Ausfalltage von etwa 25.000 Tagen pro Saison bei den Spielern der ersten und zweiten Bundesliga im Fußball zu minimieren, denn jeder Spieler hat durchschnittlich zwei so starke Verletzungen in der Saison, dass er für eine gewisse Zeit aus dem Trainings- und Spielbetrieb herausgenommen werden muss. In dem Präventionsportal „sei-kein-dummy.de" sind die neuesten Erkenntnisse und Methoden für ein optimales Training, die von führenden Sportwissenschaftlern und Experten entwickelt wurden, zu finden. Das Portal bietet Verantwortlichen, Trainern oder Spielern präventive Strategien und Maßnahmen. Diese können einfach und ohne großen Aufwand in das Training integriert werden. Ziel ist es, die Leistungen jedes Einzelnen im Team kontinuierlich zu steigern, um auch in Zukunft sportlich erfolgreich zu bleiben.

Ein weiteres sehr wichtiges Thema ist die Ausrüstung, die Spielfeldbeschaffenheit und die große Frage: Es ist etwas passiert und was nun? Hendrik Bloch, Referent Präventionsfeld Sport vom VBG, nahm sich der Präventionsmöglichkeiten bei Ausrüstung und Spielfeldbeschaffenheit an.
Ein vorgestelltes Thema war der Mythos der unterschiedlichen Sohlenbeschaffenheit der Fußballschuhe und deren Zusammenhang mit Verletzungen des vorderen Kreuzbandes im Knie. Nach seinen Auswertungen konnte er keine signifikanten Unterschiede in der Literatur zwischen den unterschiedlichen Herstellern und Stollenformen entdecken. Er gab aber auch zu bedenken, dass diese Literaturquellen meist auch von den Herstellern herausgegeben werden. Was jedoch festzustellen sei: Wenn Fußballer häufig in der Saison den Fußballschuh wechseln, hat dieses Auswirkung auf die Koordination und Propriozeption. Dies in Kombination mit den unterschiedlichen Platzbedingungen lasse das Verletzungsrisiko steigen.

Eine höhere Gefahr für Verletzungen wäre jedoch beim Wechsel von Bodenbelegen gefunden worden. Nicht ein spezieller Bodenbelag erhöhe das Risiko auf  eine Verletzung, es sei eher die Veränderung, also das Spielen auf unterschiedlichen Bodenbelegen, die der Körper nicht kompensieren könne.

Prof. Dr. Axel Partenheimer, Mannschaftsarzt von Hannover 96 vom Diakoniekrankenhaus Friederikenstift Hannover, zeigte, wie wichtig ein „Medizinisches Check-Up“ nicht nur für die Profis ist. Der plötzliche Herztod  kann immer wieder auf dem Sportplatz einen Spieler treffen, deshalb ist für ihn das Aufstellen von Defibrillatoren nicht nur auf öffentlichen Plätzen (wie es jetzt schon praktiziert wird), sondern auch in den Stadien und in jeder Sportstätte  ganz wichtig. Genauso wichtig seien für ihn aber auch die, am besten gut geschulten, Helfer, die in einer solchen Situation beherzt und schnell handeln. Als wichtige Rettungsmaßnahmen sind da die Beatmung und die Herzdruckmassage zu nennen. Aber auch in anderen Verletzungssituationen ist ein optimales Notfallmanagement von besonderer Bedeutung. Der erste Schritt dafür ist das Erstellen einer individuellen Notfallkette. Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist der Arztkoffer. Dieser unterscheidet sich von dem des Sportphysiotherapeuten und dem Mannschaftsbetreuer. Dieser sollte auch nur vom Arzt bestückt und verwendet werden, da dort auch verschreibungspflichtige Medikamente enthalten sind.

Dr. Matthias Geghardt, BG Klinikum Hamburg, führte in seinem Vortrag durch die verschiedenen Möglichkeiten, die Regeneration zu fördern und zu unterstützen, um die Leistung mit Hilfe der Physiotherapie, der Sauna, des Tapings und des Faszientrainings und anderen Trainingsmaßnahmen  zu steigern oder auf einem hohen Niveau zu halten. In praktischen Workshops durften die Teilnehmer an verschiedenen Trainingsvarianten in der Mixed Zone teilnehmen. Ingo Geisler von SDX Sportdiagnostix führte durch die praktische Arbeit.

Für Privatdozent Dr. Ralf Oheim von dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein ist die Einnahme von Vitamin D eine zentrale Therapie des Knochenmarksödem (bone bruise). Damit stellte er klar, dass diese Diagnose nicht automatisch das Karriereende oder eine lange Pause für einen Fußballer bedeuten müsse.

Aber nicht nur die Knochen und Muskel sind wichtig für einen Sportler. Durch den immer schneller werdenden Sport wird auch die Wahrnehmung und die visuelle Leistung immer aktueller. Diese stellt einen Teil der Handlungsschnelligkeit dar. Ein Trainer sollte bei seinen Spielern darauf achten, dass Spieler mit Augenproblematiken auf ihre Hilfsmittel, wie die Kontaktlinse, nicht auf dem Spielfeld  nicht verzichten. Unter Umständen kann auch ein spezifisches visuelles Training ins normale Training integriert werden, um eingeschränktes räumliches Sehen zu verbessern.

Auch die mentale Prävention  ziele auf  die Leistungsstabilität führte Christopher Nordmeyer, Handballtrainer in der Handballbundesliga und Sportwissenschaftler, in seinem Vortrag aus. Ein Teil seiner Erläuterung zeigt auf, welche Probleme Trainer zu beginn einer Saison haben, um ein „Team“ zu bilden. Seine Erfahrungen zeigen, dass teilweise nur 25 Prozent seiner Spieler mit ihm in die nächste Vorbereitung gehen. Um dort Leistung als Team abrufen zu können, muss erst einmal ein Team geformt werden. Unterschiedliche Möglichkeiten und Bespiele dazu wurden erläutert. Den Spielern soll damit der mentale Druck  reduziert bis genommen werden.

Prof. Dr. Elmar Wienecke, SALUTO Gesellschaft für Sport und Gesundheit mbH, stellte Ergebnisse seiner Forschungen mit Kompressionsbekleidung vor. Für ihn ist das Tragen von Kompressionskleidung eng verbunden mit einer Reduktion von Verletzungen und einer Verbesserung der Regenerationsfähigkeit.

Zum Abschluss stellte Gerrit Keferstein, Allout Performance Training, die drei vergessenen Strategien  der Verletzungsprävention vor und Dominik Suslik, Hannover 96,  zeigte die Belastungssteuerung bei heranwachsenden Fußballern auf.

Zusammenfassend eine gut organisierte Veranstaltung mit inhaltlich guten, aufeinander abgestimmten, Referaten mit einer klaren Kernaussage - die Prävention soll auch im Sport noch stärker in den Fokus gerückt werden.
14 / 39

Autor des Artikels

Team AWesA
Team AWesA
Das Team AWesA stellt Euch die aktuellsten Sportnachrichten aus Hameln-Pyrmont kostenlos zur Verfügung. Bei Fragen und Anregungen kannst Du uns gern kontaktieren. Schickt ihr uns Infos, bereiten wir diese zu vollwertigen Artikeln auf.
Telefon: 05155 / 2819-320
info@awesa.de

Webdesign & CMS by cybox