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Entzündungshemmende Medikamente: Darf ich damit Sport treiben?

m&i-Fachklinik-Experten Plaul und Schweins gehen dieser Frage auf den Grund

Von Andreas Plaul und Kolja Schweins

Immer wieder werden wir angesprochen, dass Sportlerinnen und Sportlern nur aufgrund von „Pillen“ ihren Sport durchführen könnten.  Mit dieser Aussage wollen wir uns heute einmal kritisch auseinandersetzen.
Bei vielen Sportlerinnen und Sportlern ist heute immer mehr die Einnahme von nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR bzw. NSAIDs) weit verbreitet.  Bei unterschiedlichen Verletzungen oder zur Linderung von verschiedenen Schmerzzuständen werden diese Arten  von Medikamenten eingenommen, um die Teilnahme an wichtigen Wettkämpfen oder Trainingseinheiten zu gewährleisten. Die Gründe dafür sind vielfältig und häufig setzt sich der Sportler selber unter Druck, weil er meint seinen Stammplatz in der Mannschaft zu verlieren.
Bei diesem Medikament handelt es sich um ein Schmerzmittel mit folgender Wirkung auf den Körper:

• Schmerzlindernde Wirkung
• Fiebersenkende Wirkung
• Entzündungshemmende Wirkung
• Blut verdünnende Wirkung

Die Folge bei der Einnahme dieser Medikamente hat die Verzögerung bis zur Störung wichtiger Abläufe zur Folge. Eine ist zum Beispiel die Störung der Wundheilung, die zur Folge hat, dass die Regeneration von Verletzungen länger dauert als erwartet. Desweiteren können die Nieren in ihrer Funktion gestört und die Magenschleimhäute angegriffen werden. Eine unerwünschte Nebenwirkung ist hierbei das Magenbluten. Deshalb wird für die Einnahme von nicht-steroidalen Schmerzmittel ein Magenmittel vom Arzt mit verabreicht, um dieses zu verhindern.

Neue Untersuchungen aus Dänemark deuten jedoch darauf hin, dass die Einnahme von Schmerzmitteln (NSAID)

• die Regeneration, also die Erholungsphase nach Belastungen
• den Heilungsverlauf nach einer Verletzung
• die Wirkungsweise eines anstrengenden Trainings

beeinträchtigen könnte. In dieser Studie untersuchten Forscher des Instituts für Sportwissenschaft in Kopenhagen die Effekte von Schmerzmitteln (NSAID) auf die Aktivität von Zellen, welche während des Heilungsprozesses neu gebildet werden. Diese Zellen können sich vermehren und bilden dadurch neue Muskelzellen. Sie haben aber auch die Aufgabe die normale Regeneration des Muskulatur zur regenerieren.

Die Einnahme von entzündungshemmenden Medikamenten während des Wettkampfes vermindert eure Aufmerksamkeit auf das laufende Geschehen im Spiel. Die Reaktionszeit wird vermindert, dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit spielentscheidene Fehler zu machen. Gleichzeitig steigt die Anfälligkeit sich zu verletzen oder auch die vorhandene Verletzung zu verstärken. Dieses Risiko solltet Ihr mit den Verantwortlichen des Vereins besprechen und die Folgen abwegen. Die eigentliche Ausheilung einer Verletzung, wie unten zu lesen ist, wird verzögert! 

14 gesunde Ausdauersportler absolvierten unter Aufsicht einer Untersuchungsgruppe in Dänemark  einen 36 km-Lauf. Dabei wurden die Sportler in zwei Gruppen aufgeteilt, wobei die eine Gruppe täglich ein Schmerzmittel und die andere ein Placebo zur Einnahme bekam.
Vor dem Lauf sowie am ersten, dritten und achten Tag nach dem Lauf wurden Muskelbiopsien vorgenommen um die Wirkung der Satellitenzellen zu untersuchen. Bei der Gruppe mit dem Placebo (d.h. kein NSAID) ergab die Analyse am achten Tag eine um 27 % erhöhte Anzahl von neuen Satellitenzellen in den Muskelfasern, was auf eine verstärkte Heilung- und Regenerationsfähigkeit hindeutet.

Bei der Gruppe mit den Schmerzmitteln hingegen war keine Erhöhung der Satellitenzellen festzustellen! Dieses zeigt auf, dass die Geschwindigkeit des Heilungs- und Regenerationsprozesses trotz des erhöhten Traumas durch den Lauf unverändert geblieben ist. Eine Heilung- und Regenerationsfähigkeit hat eigentlich noch gar nicht stattgefunden oder hat vielleicht noch nicht eingesetzt.

Schmerzstillende Entzündungshemmende Medikamente haben in der Medizin ihre richtige Berechtigung. Es ist also wichtig, dass Ihr mit eurem Arzt absprecht, welches Medikament das richtige Medikament ist! Auch solltet Ihr Euch überlegen, ob es wirklich notwendig ist nach einer Nacht mit alkoholischen Getränken vor dem Spiel eine Kopfschmerztablette zu nehmen!

(Quelle:Journal of Applied Physiology, 2007, April Ausgabe)