21.02.2018 15:20

Interview


Muss man sich um Hamelns Handball sorgen?

VfL Hamelns Manager Frank Rosenthal im Interview / „Wir brauchen Stimmung und Unterstützung, gerade in den schlechteren Phasen eines Spiels“

Fiebert bei jedem Spiel gespannt mit: VfL Hamelns Ex-Keeper und Manager Frank Rosenthal (re.).
Die Saison 2017/18 ist für den VfL Hameln eine Aneinanderreihung unglücklicher Umstände. Trainer Frank Huchzermeier sind personell die Hände gebunden – die Verletzungsmisere zieht sich wie ein „Roter Faden“ durch die bisherige Spielzeit. Shooter Jannis Pille kämpft mittlerweile mit dem zweiten Daumenbruch der Saison, Kapitän Torben Höltje plagt sich mit einem Knorpelschaden im Knie herum und Co-Kapitän Jannik Henke fehlt den Rest der Saison mit einem Leistenbruch. Gleich drei Leistungsträger fehlen über mehrere Monate, dazu gesellen sich berufs- oder studienbedingte Ausfälle, die aufgrund der Langzeitverletzten umso mehr schmerzen. Vier Niederlagen kassierte Hameln zuletzt in Serie, aktuell ist der VfL Neunter – und hinkt den eigenen Erwartungen weit hinterher. Zuletzt erhoben auch eingefleischte Fans des VfL ihre Stimme in den sozialen Medien. Wir haben mit Manager Frank Rosenthal über die aktuelle Situation gesprochen.

Frank, Du bist im Management des VfL Hameln tätig. Aktuell macht sich Hamelns Handball-Szene Sorgen um den VfL. Die letzten vier Spiele gingen allesamt verloren. Unter anderem gewann am 10. Febraur sogar das damalige Schlusslicht aus Rosdorf in Hameln. Wie erklärst Du Dir die momentane Negativserie?
Frank Rosenthal: „Erst einmal finde ich es sehr positiv, dass sich so viele Leute Gedanken über und um uns machen. Das zeigt, dass wir öffentlich stark wahrgenommen werden. Auch wenn es viele Leute nicht mehr hören können, der Ausfall unseres Kapitäns Torben Höltje und dann später unseres Co-Kapitäns Jannik Henke, hat die Mannschaft stark verunsichert. Wenn man dann so eine schlechte Chancenverwertung hat wie wir, dann verlieren die Jungs auch an Selbstsicherheit. Die Spiele gegen Rosdorf, wo sich ganz früh im Spiel dann auch noch Jannis Pille verletzt und auch bei Börde Handball verlieren wir, weil wir uns nicht rechtzeitig Sicherheit verschaffen und dann auch eine schlechte Phase während des Spiels - die es schon immer gab - nicht mehr umkehren können. Aber auch das ist ein Reifeprozess und wir werden die Kurve wieder kriegen, davon sind wir alle überzeugt!"

Vor knapp einem Jahr träumten einige Fans von der Rückkehr in Liga 3. Damals standet Ihr auf Tabellenplatz zwei – heute seid Ihr Neunter. Muss man sich Sorgen um Hamelns Handball-Zukunft machen?
„Man muss ganz deutlich sagen, dass wir mit einem vollen Kader in die Spitzengruppe gehören. Jetzt haben wir allerdings das, was auch anderen Mannschaften in den vergangenen Jahren widerfahren ist und wovon wir bisher größtenteils verschont geblieben sind, mal am eigenen Leib zu spüren bekommen. Natürlich macht uns die derzeitige Situation nicht glücklich, das ist klar. Aber das ist sowohl für das Management als auch für die Mannschaft eine neue Erfahrung. Und daraus werden wir dann lernen und später profitieren, das gehört einfach dazu."


VfL-Trainer Frank Huchzermeier spielt jedes Wochenende aufgrund vieler Ausfälle „Personal-Puzzle“.
Zuletzt machten einige Fans in den sozialen Medien ihre Enttäuschung publik - unter anderem wurde der Rausschmiss von Trainer Frank Huchzermeier gefordert. Wie geht die Mannschaft, der Trainer und das Management mit der Kritik um?
„Man muss Rosdorf als den absoluten Tiefpunkt bezeichnen. Genau das war das Spiel, welches wir uns intern als Kehrtwende auserkoren hatten. Da in diesem Spiel auch die Körpersprache nicht gestimmt hat, haben wir natürlich intern alles auf den Kopf gestellt und eine umfangreiche Analyse gemacht. Dabei waren und sind alle sehr selbstkritisch. Die Chemie stimmt, wir wollen den Karren alle gemeinsam wieder aus dem Dreck ziehen. Nichtsdestotrotz ist uns natürlich bewusst, dass wir dafür auch schnellstens wieder Erfolgserlebnisse benötigen. Aber man darf auch nicht vergessen, dass wir nicht in der Fußball-Bundesliga sind. Soll heißen, dass wir nicht auf Schritt und Tritt 'verfolgt' werden und alles in die Öffentlichkeit kommt. Das ist meines Erachtens auch gut so, da man ansonsten auch mal zu Entscheidungen gedrängt werden könnte, ohne sie wirklich beeinflussen zu können."

In den letzten Jahren wurden selten externe Neuzugänge geholt. Es wurde eher auf talentierte Jugendspieler gesetzt, denen der Sprung in die Oberliga zugetraut wurde. Da mit Jannis Pille, Torben Höltje und Jannik Henke drei erfahrene Spieler ausfallen, fehlte es zuletzt auf dem Parkett immer wieder an der nötigen Erfahrung. Wurde es versäumt, einen „Routinier“ zu verpflichten, der gerade in schwierigen Situationen Verantwortung übernimmt?
„Auch mit dieser Thematik haben wir uns beschäftigt. Allerdings muss so ein Spieler sowohl ins mannschaftliche als auch ins finanzielle Gefüge passen. Und diesen Spieler haben wir, ohne konkrete Gespräche zu führen, unseres Erachtens nach nicht finden können. Vor der Saison hätte so ein Spieler auch gar keinen Sinn gemacht, da die jüngeren Spieler sonst wohl nicht zu ihren Einsatzzeiten gekommen wären."

Vor Saisonbeginn wurde das Saisonziel Platz vier ausgegeben. Aktuell ist das in die Ferne gerückt. Wie lauten die Ziele für die letzten neun Spiele?
„Wir wollen uns erst einmal so schnell wie möglich von den unteren Rängen distanzieren. Und das wird schwierig genug, da die anderen Mannschaften auch noch punkten werden. Außerdem ist die Saison, da muss man sich nichts vormachen, platzierungstechnisch gelaufen. Das heißt aber nicht, dass wir jetzt die Saison einfach so wegwerfen. Die Mannschaft hat begriffen, dass man anders auftreten muss. Und das wird sie auch. Was wir dazu aber auch benötigen, sind unsere Zuschauer und Fans! Wir brauchen Stimmung und Unterstützung, gerade in den schlechteren Phasen eines Spiels. Aber diesen Kredit muss sich die Mannschaft auch wieder erkämpfen, das ist ebenfalls allen klar."

Sprechen wir über die Planung der nächsten Saison. Wird weiterhin der Weg mit jungen Spielern aus der eigenen Jugend gegangen oder sind Änderungen in der Ausrichtung vorhergesehen?
„Die Planungen laufen auf Hochtouren. Wir werden allerdings weiter unseren Weg gehen und auf junge Leute aus der Region setzen. Das ist unser Ziel, darum machen wir das. Man muss der tollen Jugendarbeit der JSG Weserbergland eine Perspektive geben, dafür sind wir da. Unsere Zusammenarbeit mit unserer zweiten Herren ist hervorragend. Wir können Perspektive und Spielzeit gleichzeitig bieten. Allerdings schließt das nicht aus, dass man zukünftig auf externe Spieler komplett verzichtet."

Frank, wir danken Dir für dieses offene Gespräch und wünschen Euch viel Erfolg in der Rest-Saison!
306 / 478

Autor des Artikels

Team AWesA
Team AWesA
Das Team AWesA stellt Euch die aktuellsten Sportnachrichten aus Hameln-Pyrmont kostenlos zur Verfügung. Bei Fragen und Anregungen kannst Du uns gern kontaktieren. Schickt ihr uns Infos, bereiten wir diese zu vollwertigen Artikeln auf.
Telefon: 05155 / 2819-320
info@awesa.de

Webdesign & CMS by cybox