28.10.2016 09:51

Interview


Musliji: „Lust, noch einmal höher anzugreifen, ist da“

Lachems Spielmacher im Interview / Musliji spricht über einen familiären Schicksalschlag, seine sportlichen Ambitionen und weshalb es ihn nach Lachem zog

Egcon Musliji zieht in Lachems Mittelfeld die Fäden.
Es glich einer Sensation, als er 2012 von der A-Jugend Bundesligamannschaft von Hannover 96 ins beschauliche Hameln-Pyrmont zur SG Hameln 74 wechselte. Seitdem sind sein unbändiger Wille, seine Dynamik und seine Kraft gefürchtet. Egcon Musliji gilt als einer der besten Fußballer im Landkreis. Seit Sommer diesen Jahres spielt der 23-Jährige für den SV Lachem und zieht dort im Mittelfeld die Fäden. Im Interview spricht er über einen familiären Schicksalsschlag, seine Ambitionen, noch einmal höherklassig anzugreifen, weshalb er sich für Lachem entschieden hat und warum es für Tündern und Harsum (noch) nicht reicht.


Ex-Kollegen unter sich: Musliji und Manuel Ungermann (re.) spielten bei der SG Hameln 74 zusammen.
Du warst im Sommer als Spieler heiß begehrt, warst unter anderem in Kontakt mit Bad Pyrmont und Wunstorf, hättest höher als in der Bezirksliga spielen können. Was hat Dich letztlich dazu bewegt, zu Lachem zu wechseln?
Egcon Musliji: „Zunächst stehen familiäre Gründe im Vordergrund. Mein Vater ist verstorben. Ich möchte meine Mutter nicht alleine lassen und bleibe noch bei ihr. Zudem habe ich einen unbefristeten Arbeitsplatz in Hameln und ich habe in Lachem die Gelegenheit mit Freunden wie Alper Alco, Yalcin Ulus oder Mehmet Mustafa zusammenzuspielen. Tarik Önelcin ist ein super Trainer, ich habe schon lange Kontakt mit ihm. Ich habe ihm versprochen, irgendwann unter ihm zu spielen. Lachem hat sich sehr um mich bemüht und so hat sich das ergeben.“

Ihr habt einen absoluten Traumstart in die diesjährige Bezirksliga-Saison erwischt, wart bis vor kurzem Zweiter – und das nach einer schwierigen letzten Saison. Was hat Euch in dieser Spielzeit bisher so stark gemacht?
„Wir haben vor unseren Gegnern keine Angst. Wir haben zwar immer etwas Druck, aber wir gehen es locker an. Zudem haben wir viele neue Spieler, die hohe Qualität haben. Wir sind selbst etwas überrascht, wie gut es läuft. Das Ziel war eigentlich der Nicht-Abstieg.“

Gegen die direkte Konkurrenz aus Tündern und Harsum setzte die einzigen beiden Niederlagen. Beide Spiele gingen deutlich verloren. Was fehlt Euch noch, um diese Teams zu schlagen?
„Vielleicht fehlt uns noch etwas die Konsequenz über 90 Minuten. Häufig verschlafen wir die Anfangsphase. Gegen Aerzen haben wir beispielsweise 0:2 zurückgelegen, am Ende aber noch 4:2 gewonnen. Aerzen hat eine starke Mannschaft, Harsum und Tündern sind allerdings noch schwieriger zu schlagen. Da können wir uns einen schwachen Beginn nicht erlauben. Es spricht aber für die Mannschaft, dass wir selbst nach Rückständen niemals aufgeben.“

Egcon Musliji SG Hameln 74 Jubel AWesA
Sein Wille zum Siegen zeichnet Musliji aus – hier noch bei den 74ern.
Du giltst als einer der besten – vielleicht sogar der beste – Spieler im Landkreis Hameln-Pyrmont. Wo siehst Du Deine größten Stärken und wie setzt Du sie ein, um Dein Team davon profitieren zu lassen?
„Ich bin schwer vom Ball zu trennen, habe einen starken rechten Schuss und bin mit dem linken auch ganz gut dabei (lacht). Außerdem habe ich extrem starke Mitspieler. Ein Dominik Glaubitz auf den Außen ist immer anspielbar - egal wie. Er ist pfeilschnell und kaum zu stoppen. Im Sturm haben wir beispielsweise noch Adem Avci, der für die gegnerische Defensive unberechenbar ist. Ich profitiere sehr von meinen Mitspielern und nicht nur sie von mir.“ 

Du bist mit deinen 23 Jahren noch sehr jung. Viele trauen Dir Ober- oder sogar Regionalligafußball zu. Warum hat es diesen Schritt bisher noch nicht gegeben?
„Ich bin ein sehr familiärer Mensch. Ich hatte nach dem Tod meines Vaters keine Gedanken mehr für andere Dinge, kam einfach nicht mehr zur Ruhe. Tarik und Herr Homeier haben mir sehr geholfen und unterstützen mich – egal bei was. Die Lust, noch einmal höher anzugreifen, ist da. Ich denke, ich habe noch ein oder zwei Jahre Zeit, um den Schritt zu wagen. Ich würde mich sehr freuen, wenn es noch klappen sollte. Jetzt muss ich aber erst einmal den Kopf freibekommen und hoffe, dass sich die Gelegenheit ergibt.“

Mit Lachem ist in dieser Saison für Euch so gut wie alles möglich. Wo steht Ihr am Ende der Saison?
„Wenn wir die Form halten, landen wir unter den ersten Fünf. Ich persönlich möchte aber unter die ersten drei Mannschaften, das wäre optimal.“

Egcon wir danken für das Gespräch und wünschen Dir weiterhin viel Glück und Erfolg.
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Autor des Artikels

Jannik Schröder
Jannik Schröder
Jannik stieg nach seinem Praktikum vor einigen Jahren neben dem Studium als Freier Mitarbeiter bei AWesA ins Boot – und ist nach seinem Master-Abschluss in Germanistik und Geschichte seit Oktober 2015 Chefredakteur.
Telefon: 0176 - 6217 6014
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