11.08.2015 13:16

Interview


Bartling: „Man kann kaum in Worten beschreiben, wie es war“

Hameln-Pyrmonts Taekwondo-Ass spricht über ihre Zeit bei der Universiade / „Diese ganz neue Dimension hat mir gezeigt, wo der Sport hinführen kann“
Selina Bartling Universiade 2015
Selina Bartling bei der Eröffnungsfeier der Universiade 2015 in Südkorea.
„Dabei sein ist alles“ ist ein Motto, das viele Sportler häufig nicht ganz ernst meinen – dafür ist der Ehrgeiz dann im Endeffekt viel zu groß. Doch  für Selina Bartling ist der Spruch die perfekte Umschreibung eines Erlebnisses, das nur ganz wenige Sportler überhaupt hautnah miterleben dürfen. Hameln-Pyrmonts Taekwondo-Ass hat im Juli an der Universiade 2015 in Südkorea teilgenommen – wo sich die besten studierenden Sportler der Welt messen. Und eine weltweit organisierte Sportveranstaltung ist nicht nur ein simpler Wettkampf, sondern ein Aufeinandertreffen vieler verschiedener Kulturen, Traditionen und Menschen. Sport als Verständigungsmittel, abseits von politischen Ungereimtheiten oder diffamierenden Vorurteilen. Dabei sein ist manchmal eben doch alles. AWesA hat mit ihr über ihre kulturellen Erlebnisse und ihr Abschneiden bei der Universiade gesprochen. 

Was war Dein absolutes Highlight bei der Universiade?
Selina Bartling: „Das war wohl die Eröffnungsfeier.  Man kann kaum in Worten beschreiben, wie es war. Wir sind um 15 Uhr auf dem Vorplatz vom Gwangju-World-Cup-Stadium eingetroffen, wo sich alle Sportler getroffen haben. Wir wurden nach Nationalität geordnet und sind dann um 19 Uhr eingelaufen. Es war unglaublich. Wir haben eine Einlaufmusik bekommen und als wir im Stadion ankamen, hat man erst gemerkt, wie groß das alles ist. Es waren rund 44.000 Leute da. Es war gigantisch. Anschließend gab es dann eine riesige Choreographie, darunter auch eine Taekwondo-Vorführung. Südkorea ist ja das Heimatland dieser Kampfkunst. Und es wurde die universiadische Fackel angezündet, wie bei den olympischen Spielen – samt Feuerwerk.“

Gab es weitere Momente, die Dich besonders beeindruckt haben?
Selina Bartling: „Wir haben sehr viel von der südkoreanischen Kultur miterleben dürfen, zum Beispiel eine Bootstour durch die Landschaften. Außerdem durften wir einen Tempel besuchen und haben viel von den Traditionen gesehen. Ich fand das faszinierend, weil ich ohnehin ein Mensch bin, der sehr an anderen Kulturen interessiert ist.“

Wie sind Euch die Menschen dort begegnet?
Selina Bartling: „Die Südkoreaner sind ein unheimlich höfliches Volk, das kennt man so nicht aus Deutschland. Die Sportler durften zum Beispiel in bestimmten Zeitabständen ihre Wäsche abgeben und waschen lassen. Es hat mich schon etwas irritiert, als sich die Helfer dann dafür bedankt haben, dass wir die Wäsche vorbeigebracht haben. Eigentlich hatten wir uns ja zu bedanken, dass die Wäsche überhaupt für uns gewaschen wurde.“

Selina Bartling und ADH-Vorstizender Felix Arnold
Selina Bartling (li.). Klicken zum Vergrößern.
Wie war das Leben im „universiadischen Dorf"?
Selina Bartling: „Es war sehr angenehm, obwohl es natürlich überall ziemlich voll war. Die Sportler haben in insgesamt 30 Hochhäusern gelebt, die wiederum in etwa 30 Stöcke hatten. Pro Stock gab es dann zwei Apartments, in denen fünf bis sechs Sportler gelebt haben. Es gab jeweils drei Schlaf- und Badezimmer und ein Wohnzimmer. Ich habe beispielsweise mit vier anderen zusammengelebt, darunter war auch eine Schwimmerin. Es wurde also nicht nach der Sportart getrennt. Dadurch habe ich glücklicherweise viele neue Menschen kennengelernt, auch aus anderen Ländern.“

Kommen wir zum Sportlichen: Wie hast Du bei der Universiade in Südkorea abgeschnitten? Lief es zu Deiner Zufriedenheit?
Selina Bartling: „Ich habe den neunten Platz belegt. Das ist für mich etwas ärgerlich, weil die ersten acht Plätze ins Finale gekommen sind, wo es dann um die Medaillien ging. Trotzdem habe ich mir nichts vorzuwerfen, ich habe alles gegeben und das war mein Ziel. Insgesamt war die Vorrunde gut, doch das Niveau ist in der Spitze einfach extrem hoch. Gerade die asiatischen Teilnehmer sind dem Rest dann doch einen kleinen Schritt voraus. Man muss auch anerkennen, dass sie verdient ins Finale eingezogen sind. Außerdem habe ich das erste Mal vor einem Weltpublikum meine Trainingsleistung abgerufen. Von daher bin ich insgesamt zufrieden.“

Du hast vor Deiner Reise nach Südkorea bereits angedeutet, dass Du neue Trainingsmethoden kennenlernen möchtest. Ist Dir das gelungen? Wenn ja: Nimmst Du sie in Dein eigenes Programm auf?
Selina Bartling: „Wir wussten ja schon vorher, dass die Südkoreaner gerade im Beinbereich andere Trainingsmethoden anwenden. Es handelt sich dabei vor allem um spezielle Dehnübungen, die einen gelenkiger machen. Einerseits ist das ein Vorteil bei der Verletzungsvorbeugung und andererseits verschafft einem das natürlich auch Vorteile im Wettkampf. Einige Techniken habe ich in mein Programm aufgenommen und bisher läuft es ganz gut. Ich erhoffe mir, dass sie mich weiterbringen.“

Was hast Du für Dich persönlich mitgenommen?
Selina Bartling: „Vor allem sportliche Motivation. Diese ganz neue Dimension hat mir gezeigt, wo der Sport hinführen kann. Ich möchte weiterhin viel von der Welt sehen, andere Kulturen kennenlernen und einfach noch besser in meinem Sport werden. Ich hoffe, dass mir das gelingt. Man darf nicht vergessen, dass ich auch noch studiere und das hat am Ende des Tages Priorität.“

Selina, wir danken Dir für das Gespräch.
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Team AWesA
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