26.06.2013 10:12

(Mehr als ein) Interview


„Fußball-Herz, was willst du mehr…?!“

Ost-Trainer Oliver Steffan blickt auf das 3. AWesA Allstar-Game - und lässt die Fußball-Saison Revue passieren
AWesA Allstar Game 2013 Oliver Steffan AWesA
Ost-Trainer Oliver Steffan.
Am Freitag wird am Hastenbecker Reuteranger das Hameln-Pyrmonter „Fußball-Silvester“ gefeiert. Im Duell „Ost gegen West“ stehen sich die Auswahlmannschaften der Damen (18.30 Uhr) und Herren (20.15 Uhr) gegenüber. Jeder Zuschauer kann „seinem“ Verein dabei eine Stimme geben. Und die drei „Wahlsieger“ erhalten nach den Spielen je einen von drei Trikotsätzen von AWesA und SportLife. Im Vorfeld blickt Ost-Herren-Trainer Oliver Steffan auf das große Match und letzt das abgelaufene Sportjahr Revue passieren

Olli, wir sind noch heute begeistert, wenn wir an das „Ost-West-Duell“ vor einem Jahr denken. Deine Ost-Kicker haben 2:4 hinten gelegen, am Ende 8:6 gewonnen. Was hast Du davon noch am besten in Erinnerung?
„Mehrere Punkte haben mich im vergangenen Jahr überrascht und begeistert: Die eindrucksvolle Kulisse von über 500 Fußballinteressierten; trotz nicht 100 Prozent optimaler Witterungsbedingungen. Für die meisten Zuschauer war dieses Fußballfest mit 14 Treffern sicherlich das beste Spiel, das sie in der abgelaufenen Saison im Kreis gesehen haben .Die Spieler, egal ob aus der 2. Kreisklasse oder der Landesliga hatten eine Höllenfreude; ein irres Tempo, eine unglaubliche Dramaturgie - aussichtslos scheinender Rückstand der Ost-Truppe, Wende, Sieg mit zwei Toren Vorsprung -, Spieler, die nicht nur Spaß am Spiel hatten, sondern sich, obwohl in verschiedenen Mannschaften aktiv, nahezu blind verstanden und, das war der eigentliche Höhepunkt: herausgespielte Konter-Tore aus dem Bilderbuch, technisch perfekt, in den Winkel, Direktabnahmen; Fußball-Herz, was willst du mehr …?!“

Viele Tore sind für die Fans immer eine schöne Sache. Der Trainer an sich gewinnt aber lieber 1:0 als 8:6, oder?
„Da kann ich etwas preisgeben, das sich vielleicht komisch anhört; ein `Trainer im Ruhestand` darf das wohl. Ich habe als Trainer mit meinen Mannschaften immer versucht, pressend, offensiv und leidenschaftlich, die Zuschauer begeistern wollend, spielen zu lassen; auch auf die Gefahr hin, dass es schief ging. Natürlich läuft man, vor allem gegen ausgebuffte Teams, dann auch mal ins Verderben; verliert Spiele, die unter normalen Umständen gewonnen worden wären. Allerdings kommen die Fußballfans doch nur dann gern zu Spielen ihrer Vereine, wenn auf dem Platz etwas passiert und nicht um ein seelenloses, langweiliges und von Taktik und Spielstand geprägtes Ballgeschiebe ertragen zu müssen. Mit den Meisterschaften und Aufstiegen der Afferder Jugend 1996 in der Hartwig/Klawitter/Nickel-Ära, die dann auch bei den Herren-Aufstiegen 2000 und 2002 dabei waren, als Brockmann/Schünemann/Hauschild/Siekmann/Libowski und Co. als Leitwölfe vorangingen, gab es jedoch nicht nur ansehnlichen Fußball zu sehen, sondern zum Glück auch Erfolge zu feiern. Der 3:1-Sieg im Weserbergland-Stadion vor über 1.000 Zuschauern gegen die 07-er ist natürlich auch 13 Jahre nach unserem Aufstieg noch immer Thema, wenn sich die alten Kameraden versammeln.“

Der Kader hat sich im Gegensatz zum Vorjahr geändert, wobei Euch Protagonisten wie Michael Wehmann, Sebastian Zschoch und René Hau auch diesmal wieder zur Verfügung stehen. Warum verteidigt Ihr Euren Titel?
„Hinsichtlich der Klasse der jeweiligen Spieler der Ost- und West-Teams gilt die gleiche Ansage wie in den beiden Jahren zuvor: Hervorragende Kicker hüben wie drüben, beide Teams sind gleichstark besetzt. Es werden wieder Kleinigkeiten entscheiden. Vor zwei Jahren führten wir mit 1:0, als sich der  bärenstarke `Hibbel` Weiner verletzte, das führte zu einem Bruch in unserem Spiel. Der Westen gewann dann auch verdient. Im letzten Jahr waren wir mausetot, bevor die Jungs aus dem tiefsten Ostkreis den Turbo zündeten. Kai Schwark, Linus Zorn, Sebastian Zschoch und Niklas Kaehler zauberten uns ins Spiel zurück. Auch dieser Sieg war korrekt. Nach einem Sieg für den Westen im ersten und einem Sieg für dem Osten im zweiten Jahr wäre in diesem Jahr ein Remis das richtige Ergebnis ...“

Dein Trainerkollege Thomas „Boxer“ Vogt hat kurzfristig seinen Urlaub verschoben, um an der Seitenlinie dabei zu sein. Ist eine solche Leidenschaft für den Fußball in den kommenden Generationen überhaupt noch denkbar?
„Erst einmal vorweg: Schade, dass Koala Söchting im Urlaub weilt und unser Kapitän Matze Günzel aufgrund seines Kreuzbandrisses heute nicht mitmischen kann; beste Genesungswünsche. Dass `Boxer´ und ich die Ost-Jungs gemeinsam coachen, ist schon ein dolles Ding. Wir haben schon vor 30 Jahren in der Kreisliga gegeneinander gekickt; Boxer, mit über 230 Toren der Rekord-Torschützenkönig der Kreisliga auf Ewigkeit, war ein abgezockter Stürmer, ein Strafraumspieler alter Schule, ein Typ wie Gerd Müller, der aus keiner Chance drei Tore machte. Mit seinen Hamelspringer Kameraden war er so etwas wie ein Angstgegner für uns Lauensteiner. Die Geschichte mit dem Verschieben des Urlaubs zeigt, wie positiv fußballverrückt er noch heute ist. Die heutige Generation von Kickern setzt andere Prioritäten; der Fußball hat heute nicht mehr den Stellenwert, den er früher besessen hat. Es gibt jedoch auch Ausnahmen: Die großartige Jugendarbeit in Halvestorf, Tündern, Hilligsfeld und auch in Salzhemmendorf mit hochengagierten und erstklassig geschulten Trainern, die den Kids Freude am Spielen vermitteln, trägt deutlich Früchte. Insgesamt ist das Interesse vieler Nachwuchskicker jedoch nicht mehr so groß, ein verändertes Freizeitverhalten, viele weitere Angebote, Computerspiele etc.; zudem sorgt der demographische Wandel  dafür, dass Mannschaften sowohl im Jugend- als auch im Herrenbereich fusionieren (aktuell die Zusammenschlüsse u. a. in Eimbeckhausen, Marienau). Es müssen langsam, vorrangig bei den Herren Funktionären im Kreis, Bezirk und Verband, konkrete Überlegungen angestellt werden, wie diesen Veränderungen begegnet werden kann.“

Wir feiern am Freitag sozusagen das Hameln-Pyrmonter Fußball-„Silvester“. Welches waren Deine persönlichen Highlights der abgelaufenen Saison?
„Aus kreissportlicher Sicht erst einmal die unglaubliche Rettung der Rohrsener Handball-Ladys; ein absoluter Knaller, so chancenlos und abgeschlagen wie diese im Winter waren. Die zweite Knaller-Rettungs-Aktion war die der Börryaner. Was Rolli dort nach seiner Verpflichtung geschafft hat, zuvor 0 Punkte aus neun Spielen, grenzt ebenfalls an ein Wunder. Tünderns Rettung in der sehr starken Landesliga hing bis zur letzten Minute der abgelaufenen Saison am seidenen Faden. Der alte Trainer-Fuchs Sigi Motzner, Glückwunsch noch zum 50. in dieser Woche, weiß seine Jungs immer wieder zu packen. Er muss sich und wird sich nach Robin Tegtmeyers Abgang wieder etwas Schlaues einfallen lassen, diesen herben Verlust zu kompensieren.

Aus Pyrmonts „Unaufsteigbaren“ ist dank Gasde ein Erfolgsteam geworden


Glückwunsch und Kompliment an die Meister aus der Bezirksliga, Bad Pyrmont (Meister Gasde hat es doch tatsächlich geschafft, aus den `Unaufsteigbaren` ein Erfolgsteam zu schmieden), der Kreisliga, Aerzen, (Stephan Meyer hat ein solch prima Händchen im Umgang mit seinen Spielern, das ist schon sehr beachtlich), und der 1. Kreisklasse, Salzhemmendorf (Schuster hat ein Team mit den alten Ostkreis-Qualitäten zusammengeschweißt – selbstbewusst, kampfstark, jugendlich, elanvoll mit einem außergewöhnlichen Knipser Zschoch, großes Kompliment, ein Gewinn für die Kreisliga – und auf Sicht hoffentlich nur eine Durchgangsstation). Von den weiteren Aufsteigern der Kreisklasse, RW Hessisch Oldendorf und Königsförde werden die erstgenannten mit den spielstarken Neuverpflichtungen auch in der Kreisliga für Furore sorgen.

„Ehren-Oskar“ an Bisperode und Salzhemmendorfs B-Junioren


Zwei Teams gebührt jedoch der `Ehren-Oskar` in dieser Saison: Nachdem die Bisperoder Pappelkicker den Schmerz der selbstverschuldeten Meiterschaftsverzockdusselei verwinden mussten, lagen sie im ersten der beiden Aufstiegsmatches daheim gegen Boffzen nahezu aussichtslos mit 0:2 hinten, erzwangen ein Remis und siegten dann in Hiddestorf mit 3:0. Der eigentliche Hammer kreißte jedoch beim dritten Spiel, als die bereits gescheiterten Hiddestorfer in Boffzen Keile bekommen sollten. Von der ersten Minute an feuerten die sensationellen Bisperoder Fans, die in einem Bus zu einem Spiel ohne eigene Beteiligung anreisten (!!!), die Hiddestorfer an. Trotz allem, 0:3 nach 30 Minuten, alles sprach für einen Boffzener Kantersieg. Doch der Hiddestorfer Anschlusstreffer sorgte für eine solch euphorische Stimmung bei den Ith-lern, dass diese die Gäste zu einer unglaublichen Leistung peitschten. Mit dem 1:3-Endergebnis stand der Bisperoder Aufstieg fest. Brennecke/Becker/Grupe/Uthenwiehe auf der Kommando-Brücke und das Klasse-Team aber noch mehr die `Fans des Jahres` aus Bisperode haben diesen Aufstieg mehr als verdient. TSV-Spieler, -Trainer und -Fans umarmten die Hiddestorfer Spieler, die, obwohl selbst abgestiegen, alles gaben, mitfeierten und den `Fair-Play-Pokal` für eine herausragende sportliche Leistung verdient hätten.

Die Hammer-Truppe der abgelaufenen Saison


Die eigentliche Hammer-Truppe der abgelaufenen Saison ist für mich die B-Jugend der Blau-Weißen aus Salzhemmendorf. Letztjährig Kreisliga-Meister und -Pokalsieger zeigte der Bezirksliga-Aufsteiger vom ersten Spieltag an, dass es auch eine Klasse höher erfolgreich weitergehen kann. Die Granzow-Schützlinge eilten von Sieg zu Sieg und hatten es beim Tabellenzweiten VfV Hildesheim am letzten Spieltag selbst in der Hand, die großartige Saison durch einen Sieg oder ein Remis mit der Meisterschaft und dem Aufstieg in die Landesliga zu krönen. Sorgte Kevin Schumacher in den Wochen zuvor mit seinen Toren in Serie für die Erfolge im Ostkreis-Lager, sollten beim 2:2 in der Domstadt zwei Eickhoff-Treffer, brüderlich geteilt, den Mannen um Kapitän Fitzner, Abwehrorganisator Lennart Held und den Abräumern Wiegmann und Rosenau den Erfolg bringen und für ausschweifenden Jubel sorgen. Eine Tatsache sorgt jedoch für Verdruss an der Saale. Diese bärenstarken Jungs rücken gemeinsam in die A-Jugend auf, müssen allerdings in der Kreisliga antreten, da Blau-Weiß im Jahr zuvor mangels (Spieler-)Masse keine A-Jugend gemeldet hat. Entsprechende Anträge, diese so erfolgreiche Truppe per Setzverfahren oder `wild card` in die Bezirksliga einzuordnen, wurden von den hohen Herren in Barsinghausen abgeschmettert. So heißt es wieder im Kreis, Woche für Woche, Siege mit 15 bis 20 Toren Unterschied einzufahren; sportlich ganz großartig … Was müssen das nur für Vollpfosten sein, die sich so gegen den sportlichen Gedanken stellen und nur nach den Buchstaben des (Fußball-)Gesetzes entscheiden.“

Olli, wir danken Dir für das Interview und freuen uns auf Freitag.
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