22.11.2015 13:23

Meldung


„Mit Preußen hätten wir sogar die Regionalliga angreifen können“

Ex-07-Coach Alexander Kiene will in den Profifußball / Nach seinem umstrittenen Wechsel zu Regionalligist Havelse ist er ungeschlagen
Alexander Kiene Granz Gerber Pressekonferenz Havelse - Rehden
Ex-96-Spieler und Trainer Franz Gerber (re.) hat Halveses Coach Alexander Kiene in Rehden beerbt.
Havelses Trainer Alexander Kiene traf am Freitag auf seinen alten Verein BSV Schwarz-Weiß Rehden. Er kennt sein Ex-Team wie seine Westentasche und dennoch geriet sein TSV durch einen Kopfballtreffer nach einem Freistoß in Rückstand. Genau davor warnte Kiene noch im Vorfeld. Kurze Zeit später bewies er Mut und wechselte A-Jugend-Spieler Milislav Popovic ein – es war das Herren-Debüt des Talents. Kienes Entscheidung, durch den aktuell dünnen Kader bedingt, sollte sich lohnen: Popovic tauchte mit der allerletzten Aktion des Spiels plötzlich vor dem Rehder Gehäuse auf und netzte zum viel umjubelten Ausgleich in der letzten Sekunde ein – im wahrsten Sinne des Wortes. Danach pfiff der Schiedsrichter die Partie nicht einmal mehr an.

Worte wie „gewissenlos“ geisterten durch die Presse

Alexander Kiene im Gespräch mit AWesA Jannik Schröder Matthias Koch Alexander Stamm
Kiene im Gespräch mit AWesA.
Seit seinem Wechsel zu Havelse ist Alexander Kiene mit seinem Team unbesiegt. Vier Siege und ein Unentschieden katapultierten den TSV auf den vierten Platz. Der Erfolg scheint dem Ex-Preußen-Coach hold zu sein. Schon bei seiner ersten Trainerstation im heimischen Hameln gelang der überraschende Aufstieg in die Oberliga – und auch bei seinen folgenden Stationen bei OSV und Arminia Hannover ließ Kiene mit seinem überfallartigen Umschaltspiel, das er noch heute im 4-4-2 spielen lässt, aufhorchen. Plötzlich klopfte der akut abstiegsbedrohte Regionalligist Rehden an. Und wieder schaffte Kiene ein kleines „Fußballwunder“, rettete den Verein vor dem Tabellenkeller und etablierte ihn Anfang dieser Saison im Tabellenmittelfeld. Mission accomplished. Dann der Wechsel zu Havelse im Oktober, mitten in der Hinrunde. Es gab verbale Spitzen aus Rehden, Worte wie „gewissenlos“ geisterten in der Presse herum. „Havelse hat einen Trainer gesucht und ich hatte dort aus meiner aktiven Zeit noch ein super Verhältnis zum Verein. Zudem lebt meine Frau mit mir in Hannover, ich arbeite als Lehrer dort. Es hat die Situation für mich einfacher gemacht, ich bin zu jedem Training in Rehden anderthalb Stunden gefahren. Der Wechsel nach Havelse hat mein Leben vereinfacht, zumal der Verein für mich auch eine Herzenssache ist“, verteidigt Kiene seine nicht unumstrittene Entscheidung: „Zudem war die Arbeit in Rehden nicht die einfachste. Der Vereinspräsident hat einem die Arbeit nicht ganz einfach gemacht. Die Mannschaft hat meine Entscheidung verstanden und ich pflege nach wie vor ein gutes Verhältnis zu den meisten Spielern.“ Kiene macht keinen Hehl aus seinen Ambitionen. Das Ziel formuliert er klar und deutlich: „Ich will in den Profibereich! Und Havelse steht diesbezüglich einfach mehr im Fokus, wobei das nur ein netter Nebeneffekt ist. Es war kein Entscheidungskriterium, das bei meinem Wechsel ausschlaggebend war.“ Übrigens: Ex-Havelse-Coach André Breitenreiter ist mittlerweile Trainer bei Schalke 04.

„Sabbatjahr" für den Fußballlehrer

Zumindest in dieser Saison wird das nicht klappen. Denn noch sind nicht alle Voraussetzungen erfüllt – die A-Lizenz reicht als Trainerqualifikation nicht für die drei stärksten Ligen Deutschlands aus. Der Fußballlehrer muss her. „Und den will ich innerhalb der nächsten zwei Jahre machen. Ich werde mich für den nächsten Lehrgang bewerben und hoffe, dass ich genommen werde“, erzählt Kiene, der dafür auch seinen etatmäßigen Hauptberuf als Sport- und Englisch-Lehrer für ein Jahr unterbrechen würde – es ist kein Geheimnis, dass der Titel „Fußballlehrer“ nicht „nebenbei“ zu erreichen ist und viel von den Absolventen abverlangt.

„Hätten mit Preußen die Regionalliga angreifen können"

Tony Deck und Alexander Kiene
Kiene trainierte Tony Deck bei Preußen.
Schon in seinen „Zwanzigern“ machte Alexander Kiene Trainerlizenzen C, B und A – früh war klar, dass ihn der Beruf als Coach fasziniert. Mit gerade einmal 26 trainierte der heute 37-Jährige Mannschaften im DFB-Stützpunkt. 2007 kam der Anruf aus Hameln, Bezirksoberligist Preußen 07 suchte nach einem geeigneten Übungsleiter. Der Rest ist Geschichte: Aufstieg in die Oberliga, Klassenerhalt, Schluss. „Der Verein hatte großes sportliches Potential. Wir hatten eine junge, hochtalentierte Mannschaft. Mit einer entsprechenden Weiterentwicklung hätte man sogar die Regionalliga angreifen können. Allerdings gehört ab einem gewissen Zeitpunkt eben auch die wirtschaftliche Komponente dazu. Und da hat es bekanntlich gehakt. Deshalb habe ich den Verein letztlich auch verlassen“, macht Kiene deutlich. Sein Gefühl bestätigte seinen Entschluss – bald kam die Insolvenz. „Dennoch freue ich mich, dass es seit der Neugründung wieder bergauf geht. Ich habe die Zeit nicht vergessen und stehe vor allem mit meinem ehemaligen Spieler Dennis Offermann noch in Kontakt, der ja nun selbst Trainer ist. Leider gab es bisher noch nicht die Gelegenheit, etwas zusammen zu machen. Vielleicht klappt es in der Zukunft.“ Einen ehemaligen Preußen trainiert er aktuell sogar noch – Torben Deppe wirbelt mittlerweile in Havelse umher. „Er war damals schon technisch sehr gut geschult und hat mittlerweile viel an Erfahrung gewonnen. Torben ist eine fest Stütze bei uns. Nur sein Temperament muss er nach wie vor zügeln“, meint Kiene, der sich selbst ebenfalls seit seiner Zeit in der „Rattenfängerstadt“ weiterentwickelt hat: „Man achtet mit der Zeit einfach viel mehr auf taktische Details, wird akribischer. Die Station in Rehden hat mich da unglaublich weitergebracht.“ Alexander Kiene verfolgt einen festen Karriereplan – der Profifußball ist das Ziel. Dass er allerdings immer noch auf AWesA.de ab und zu die Berichte von Preußen Hameln oder Bad Pyrmont liest, zeigt auch, dass er seine Anfänge trotz seines steilen Aufstiegs als Trainer nie vergessen hat.
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